Montag, 4. Juli 2005 um 22:35 VPS : 22.35 Wiederholungen : 21.07.2005 um 15:10
Kriegsmüde Dokumentarfilm, Frankreich 2003, ARTE F, Erstausstrahlung Regie: Laurent Becue-Renard
Der Film erzählt von dem existenziellen Drama dreier junger Frauen aus dem bosnischen Srebrenica, deren Leben zerbrach, nachdem ihre Männer während des Bürgerkrieges im ehemaligen Jugoslawien zwischen 1992 und 1995 ermordet wurden. Werden sie sich ganz dem Schmerz hingeben oder werden sie Kraft zum Überleben sammeln können?
Im Mittelpunkt des Films steht die Psychotherapeutin Fika, die Regisseur Laurent Bécue-Renard bei seinem Bosnien-Aufenthalt im letzten Kriegsjahr kennen gelernt hatte. Bei ihren Therapiesitzungen traf er seine drei Protagonistinnen, die Bosnierinnen Jasmina, Sedina und Senada. Fika ist die Mittlerin, über die sich der direkte, tief berührende Kontakt der Frauen zu den Zuschauern vollzieht. Dem Grundsatz des Films gemäß, agiert Fika so, dass Integrität und Würde der Opfer gewahrt bleiben. Der Film spielt - wie in einem abgeschlossenen Theatersaal - in einer Anlaufstelle für junge Frauen, die seelische Verletzungen durch den Bosnienkrieg erfahren haben. Der Verarbeitungsprozess symbolisiert die vier Jahreszeiten. Der Herbst ist für die Frauen der Zeitpunkt, an dem sie akzeptieren, einen Teil von sich aufzugeben wie tote Blätter oder abgestorbene Äste. Es ist die Zeit der herzzerreißenden Berichte über den Tod. Es folgt ein eisiger, von tiefen Depressionen verdunkelter Winter - eine Zeit zum Nachdenken und Trauern. Dann kommt der Frühling. Die Frauen eignen sich ihre Geschichte an und sind bereit, sich dem Leben wieder zu öffnen und es auf neue Weise zu gestalten. Und schließlich der Sommer. Jetzt können die Worte wieder freier fließen, die Trauerarbeit ist vollendet, etwas Neues keimt und eine Wiedergeburt scheint möglich. Im erschütternden letzten Akt des Films kehren die Frauen zurück nach Srebrenica zu den Orten, an denen sie die tragischen Ereignisse erlebt haben.
Der Film wurde in dem von Verzweiflung und Überdruss gezeichneten Nachkriegsbosnien gedreht. Er hätte aber ebenso gut in einer anderen Region und in einer anderen Zeit, nach jedem mörderischen Krieg, entstehen können. Schlicht in seiner Form, zeichnet sich "Kriegsmüde - Zehn Jahre nach Srebrenica" durch außerordentliche Zurückhaltung und Einfühlsamkeit aus. Ein echtes Zeugnis der Menschlichkeit. Der Regisseur versteht seinen Film als Gegenentwurf zu der nihilistischen, menschenverachtenden Losung "Viva la muerte"" (zu deutsch "Es lebe der Tod!"). Eine kurze Fassung seines Films " Kriegsmüde - Zehn Jahre nach Srebrenica" wurde auf der Berlinale 2001 mit dem Friedensfilmpreis ausgezeichnet und im Herbst desselben Jahres in den Kinos vorgestellt.
Im Juli 2005 jährt sich das Massaker von Srebrenica zum zehnten Mal. Die Massenerschießungen in Srebrenica, denen 1995 mehrere tausend Menschen zum Opfer fielen, sind bis heute eine offene Wunde.
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