Ich habe in diesem Jahr mit vielen Kroaten gesprochen und angefragt wie sie im Winter so finanziell über die Runden kommen. Im Sommer geht es ja, da sind viele Touris da, aber im Winter ist ja bekanntlich nicht soviel los. Da das Gehalt in Kroatien sehr viel niedriger ist, die Lebenshaltungskosten (Lebensmittel) aber teuer sind ,frage ich mich immer wie die Kroaten dieses Problem bewältigen. Ich kenne einige Einheimische die arbeiten sich im Sommer die Finger wund( die ganze Familie) nur damit sie im Winter einigermaßen übr die Runden kommen. Gruß Helmi
diejenigen, die zusätzliche Einnahmen aus der Vermietung von Ferienwohnungen haben, kommen wohl ganz gut klar. Die Kinder unseres Vermieters und seiner Brüder arbeiten in den Schul- bzw. Semesterferien in den Hotels oder an Souvenirständen, und bessern so noch die Kasse auf. Dazu kommt bei vielen noch der eigene Gemüsegarten. Wie das aber die Städter machen, die keinerlei Nebeneinkünfte haben, kann ich dir nicht sagen. Ich glaube, das kann dir bei den Preisen in den Geschäften keiner so wirklich beantworten.
Liebe Vera, danke für deine Antwort. Ich denke oft an die älteren Menschen, also an Rentner oder an die Arbeitslosen Gibt es eine Arbeitslosenunterstützung oder so etwas in HR? Wenn ich einkaufen gehe ( bin ja immer den Sommer über in Kroatien) muß ich mich manchmal wundern wie die Leute die teuren Lebensmitteln bezahlen können. Bei den Italienern ist das klar, die verdienen auch gut im Sommer und im Winter. Gruß Helmi
Hallo Helmi, unser Gastronom aus Primosten, kleine Konobe geht ab 17.10.2005 in einer Schuhfabrik in Sibenik arbeiten. Mitte März 2006 macht er dann wieder seine Konoba auf. Im Sommer baut er Saison Gemüse und zur Zeit erntet er auch noch seine Oliven. Wir waren dieses Jahr wieder im Hinterland ca. 60km vom Meer, da sind die Verhältnisse noch schlechter. Aber die Gastfreundlichkeit ist sehr ausgeprägt, obwohl diese Kroaten noch weniger haben als die an der Küste, haben wir immer etwas zum Essen angeboten bekommen. Zur begrüßung als erstes ein halbes Wasserglas Affenbrodschnaps.
In Antwort auf: Im Sommer geht es ja, da sind viele Touris da,
Davon profitieren aber die Leute in den meisten Gegenden nur wenig.
Fuer diese gilt auch schon im Sommer: 1) Selbstversorgung (Obst, Gemuese, Tiere). (Auch die Staedter haben (mehr oder weniger) nahe Verwandte auf dem Land) 2) Es gibt nichts, was nicht (selbst oder von Freunden) gebaut oder repariert werden kann. 3) Renten und Gelder von Verwandten aus aller Welt
Rentner und Arbeitslose haben es im Sommer fast noch schwerer als im Winter, weil dann die Preise in den Touristenorten an das Urlauberniveau angepaßt werden. Meine Schwiegermutter hat z.B. knappe 150,- € Rente. Ihre Lebensmittel produziert sie zum großen Teil selbst, was aber mit fortschreitendem Alter immer schwieriger wird. Früher hat sie ihre Produkte verkauft, heute müßte sie eine Firma eröffnen um ein paar Tomaten oder Kartoffeln an Touristen oder Restaurants zu verkaufen. Außerdem ist der Markt mit Billigprodukten aus dem Ausland überschwemmt, wodurch die Kleinbauern mehr und mehr ihre Existenz verlieren. Meine Schwiegermutter war nie im Restaurant essen (macht sie auch nicht, wenn sie eingeladen wird), nie beim Friseur und natürlich nie im Urlaub. Im Schrank hängt eine Tracht für die Feldarbeit und eine für sonntags. Brille oder Zahnersatz gibt es nicht. Von Auto, Videorecorder, MP3 Player, Handy, Staubsauger, Trockner, Spülmaschine usw ganz zu schweigen. Als mein Schwiegervater noch lebte habe ich ihn einmal gefragt, was er sich wünschen würde, wenn er einen Wunsch frei hätte. Er hat kurz überlegt und dann geantwortet, dass er doch alles hat, was man im Leben braucht. So habe ich gelernt, dass meine Schwiegereltern zwar arm, aber trotzdem zufrieden waren. Was ihnen aber sicherlich manchmal gefehlt hat,ist der Respekt der Kinder und vor allem der Enkelkinder, die auf einmal alles haben möchten und sich für ihre einfachen Eltern und Großeltern schämen. Mich regen in diesem Zusammenhang immer die Beiträge hier im Forum auf, die Kroatien als Billigland darstellen, weil eine Pizza 20 Cent billiger ist als in Deutschland und dabei vergessen, dass ein Normalverdiener in Kroatien sich eine Pizza zu dem Preis nicht oder nur selten leisten kann.
ich möchte mich für deinen Beitrag bedanken, er hat mich sehr nachdenklich gemacht.Ja, ich glaube viele Menschen wissen garnicht wie gut es ihnen doch geht ( nehme mich da nicht aus).Aber gerade deinen Schwiegereltern, bzw. deiner Schwiegermutter zolle ich hohen Respekt. Ich glaube wenn ihre Kinder, bzw. Enkelkinder älter sind werden sie dies auch erkennen.Hoffentlich kann das deine Schwiegermutter noch miterleben. Ich wünsche deiner Familie alles Gute Gruß Helmi
gast
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Gast
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Beiträge:
17.10.2005 14:44
#9 RE: Wie kommen die Kroaten im Winter finanziell über die Runden?
Hallo, also das Kroatien ein Billigland ist kann ich nicht sagen. Natürlich gibt es immer irgendwo preisliche Unterschiede. Trotz allem frage ich mich doch immer wieder wie die Kroaten und vorallem die Kroatinnen es schaffen, sich nur Markenklamotten zu kaufen, die neuesten Autos fahren, top gestylt vom kleinen Zeh bis zur Haarspitze rumlaufen, stundenlang in den Cafes rumsitzen und obwohl aber das Gehaltsniveau sehr niedrig ist ?? Ich erlebe es hauptsächlich um Rijeka rum so. Das ist meine Erfahrung...und ich frage mich immer wieder was mache ICH falsch ?
In Antwort auf: und ich frage mich immer wieder was mache ICH falsch ?
In Kroatien ist es durchaus möglich seine Klamotten direkt über den Laden "auf Kredit" zu kaufen. Dafür wird sogar in den Shops geworben. SO ist es natürlich einfacher an Markenklamotten zu kommen.
Ich weiß nicht genau, auf welche Beiträge Du Dich beziehst, die Kroatien als Billigland bezeichnen. Da ich aber eine von denen bin, die sich Einspruch erhebt, wenn hier Leute jammern wegen Überteuerung, wollte ich nochmal kurz etwas dazu sagen.
Es ist eine Frage der Perspektive. Ich wundere mich nur über Leute, die sich beschweren, dass das Nutella so teuer ist und dafür die einheimischen Produkte verschmähen (deren Kauf ja auch noch gut wäre für die kroatische Wirtschaft). Ich denke, dass - auch wenn vieles teurer geworden ist - Kroatien ein Land ist, wo man für seinen Euro insgesamt noch recht viel geboten bekommt. Gerade in den Restaurants oder beim Einkaufen auf dem Markt. Wer ein wenig aufpasst kann im Urlaub gut und günstig leben. Das verallgemeint jetzt zwar etwas stark (Taucher würden wegen der teuren Lizenzen fürs freie Tauchen z.B. sicher Einspruch erheben), aber im großen und ganzen kann man das wohl so sehen.
Das ist aber natürlich nur unsere Sicht als Touristen. Für die Kroaten im Land sieht das ganz anders aus. Da wird das Leben immer unerschwinglicher (das habe ich damals auch in Prag miterlebt ... da sind die Preise den Einkommen auch weit vorausgeeilt) und ich denke, dass man Deinen eindrücklichen Ausführungen da kaum noch was hinzufügen muß.
Ich denke, dass das Preis-Leistungs-Verhältnis für Touristen und der Lebensstandard der Kroaten zwei unterschiedliche Themen sind. Aber vielleicht löst dieses Thema hier ja ein wenig Verständnis dafür aus, wenn das Bier für den Urlauber dann auch mal ein paar Cent teurer wird - der Kroate, der es verkauft bestreitet sein Leben eben auch nicht mehr für das gleiche Geld wie früher einmal.
Ich finde Juttas Beitrag auch sehr eindrucksvoll. Heutzutage wird es für Jugendliche aber auch für Eltern immer schwieriger, sich gegen diese ganzen Einflüsse zu wehren bzw. den Kindern klarzumachen, dass nicht alles sein muss. Das ist nicht einfach, wenn die Banknachbarn in der Schule ständig mit Neuerungen aufwarten. Dass dies alles für ein zufriedenes Leben nicht notwendig ist, ist Kindern sicher nur schwer zu erläutern und klarzumachen. In Kroatien bestehen mit Sicherheit große Generationenkonflikte, gerade in kleineren Orten, in denen die Eltern noch nach alten Traditionen leben, die Kinder aber den vollen Konsum der "Nachkriegsgeneration" ausleben wollen. Sicher nicht einfach.
Ich finde Juttas Bericht auch sehr eindrucksvoll. Manche Leute schätzen leider nicht die kleinen Freuden des Lebens. Das ist eigentlich sehr schade. Man sollte mit dem zufrieden sein, was man hat auch wenn man sich einiges finanziell nicht leisten kann. So kann man doch glücklich mit der Umwelt bzw. den Mitmenschen sein mit denen man zu tun hat .
Leider ist das vielen Leuten nicht so bewußt und daher denke ich das "ärmere" Leute aus Kroatien ein Vorbild sein können !!!
Das stimmt schon, allerdings ist das für uns einfach schwer übertragbar, ich möchte diese ganzen Annehmlichkeiten auch auf keinen Fall missen.....Aber es könnte als Vorbild dienen, dass man eben nicht jedem Trend hinterherrennen muss und sich ab und zu auf die existenziellen Dinge besinnt.
Man sieht den Leuten nur vor dem Kopf, sprich wie fein sie gekleidet sind usw. Schonmal in deren Wohnung geschaut??? Da sieht es meist ganz anders aus!!! aussen hui... innen..... Also fällt mir immer wieder auf, wenn ich unten bei uns in Zagreb bin!!!
Und Jutta, du sprichst mir aus der Seele! Das spiegelt schon ein Teil wieder, wie ein Teil meiner Familie unten lebt!
Das mit der Wohnung muß nicht immer so sein. Manche haben Geld für die Inneneinrichtung, aber meistens die Leute in den Großstädten oder die, die gut verdienen !!!
Ist schon klar das man das nicht verallgemeinern kann!!!!! Habe auch nicht gemeint das es bei JEDEM so ist!! Nicht alles auf der Goldwaage nehmen!!!!! Insofern lasse ich es jetzt noch einen Beitrag dazu zu berichten!!!
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