Im mazedonischen Skopje herrscht zwischen Albanern und Mazedoniern ein brüchiger Frieden. Gibt es im nahen Kosovo wieder Krieg, droht auf dem Balkan ein Flächenbrand. Eine Handelsblatt-Reportage.
HB SKOPJE. Es riecht nach Dieselabgasen. Jedes Mal, wenn eines der klapprigen Autos in ein Schlagloch fährt, bläst der Blechhaufen eine Rußfahne in die Luft von Skopje. Und auch der Verkehrslärm auf dem Boulevard Mazedonien betäubt die Sinne. Rechts und links der vierspurigen Straße pulsiert das Leben. Ein Geschäft reiht sich ans andere. Zu kaufen gibt es alles: Putzeimer, Toaster, Lampen, Weihnachtsschmuck. Eines haben die Gegenstände gemeinsam: Sie sind alle aus Plastik. Und genau daher hat die Verbindungsstraße, die von Albanien durch Skopje in den Kosovo führt, auch ihren Spitznamen: „Ruga Plastica“. Die Plastikstraße ist das Herz im Albaner-Viertel von Mazedoniens Hauptstadt Skopje. Wer hier als Händler Erfolg haben will, muss sich ans Portemonnaie der Kunden anpassen. Das heißt: Möglichst billig muss es sein. Abdi Zeki hat in der Plastikstraße einen Laden gekauft. 27 Jahre alt ist er, Albaner, und er wuchs in Deutschland auf. Das Geld, das er später in Deutschland verdiente, steckt nun in seinem Lampengeschäft am westlichen Ende der Ruga Plastica. Zeki ist stolz auf den Laden, den er zurzeit verpachtet hat. Er selbst arbeitet als Hilfskoch. „Früher durften wir nicht studieren. Wir waren alle Bauarbeiter. Die Mazedonier waren Anwälte oder Direktoren. Jetzt wird alles anders“, sagt der junge Mann und steckt seine Hände noch tiefer in die Taschen seines grauen Mantels. Sein Atem malt weißen Dampf in die Luft. Er ist nur einer von vielen jungen Albanern, die in Mazedonien endlich nach oben wollen, die sich befreien wollen von der, wie sie es nennen, „mazedonischen Vorherrschaft“. Deshalb verfolgen Albaner wie Abdi Zeki seit Monaten genau, was im benachbarten Kosovo passiert. Auch dort leben vor allem Albaner, die sich endlich lossagen wollen. Im Kosovo sind ihre Gegner die Serben, in Skopje die Mazedonier. Seit langem drängen die Kosovo-Albaner darauf, einen eigenen Staat zu bekommen. Noch haben sie ihre Unabhängigkeit von Serbien nicht erklärt. Aber nach den Parlamentswahlen in Serbien an diesem Wochenende könnte das rasch passieren – mit unvorhersehbaren Folgen für die fragile Ruhe auf dem Balkan. Ein neuer, offener Konflikt könnte schnell auf Mazedonien übergreifen, denn die Albaner hier sind bereit, sich mit ihren Brüdern im Kosovo zu solidarisieren. Was denn wohl passiere, wenn den Kosovo-Albanern die Unabhängigkeit verweigert würde? Dann, sagt Abdi Zeki, „müssen sie eben wieder dafür kämpfen“.
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