Chris, das ist schwierig zu sagen... In meiner Kindheit war ich den Sommer über mit kroatischen Kindern unterwegs und bei ihnen zuhause, Meine Mutter (die die Sprache bisschen kann, weil meine Oma Donauschwäbin aus dem Banat ist) war oft dabei und es war sehr herzlich.
Ich war nach 1996 viele Jahre nicht mehr in Kroatien (über 10) und tingelte in meinen Urlauben durch Griechenland, Tunesien, Schweiz, Italien, USA (3 Monate) und die Dominikanische Republik (4x). Als ich dann mit meinem jetzigen Ehemann via Auto in den Urlaub nach Kroatien fuhr, hat es uns total gepackt und seither nicht mehr losgelassen.
Lange Rede, aber: Ich glaube, ich habe die kroatische Bevölkerung wieder neu Kennenlernen müssen und tu es ja quasi immer wieder, denn wir lernen immer wieder neue Menschen kennen, angenehme, unangenehme, überraschende, misstrauische, liebe, geldgierige, neugierige, freche, uswusw. Denn es gibt ja kein kollektives Gedächtnis und jeder Mensch tickt anders, aufgrund seiner Lebenserfahrungen, seiner Kultur und Erziehung. Ich bin mir sicher, wer viel Leid erlebt hat, verändert sich für immer und gibt das auch (unbewusst) an seine Kinder weiter.
Wenn ich lange und intensiv darüber nachdenke (hab ja grade Zeit, lach), glaube ich, es gab früher mehr Fröhlichkeit, mehr Gesänge, mehr Vertrauen und Gastfreundschaft. Aber ich glaube, das hat auf der ganzen Welt abgenommen. Als ich das erste Mal in der Dominikanischen war (1998), war die Bevölkerung lustig, neugierig und freundlich. Das letzte Mal (2012) wollten sie nur Verkaufen. egal was, Schmuck, Drogen, Frauen. Aber das tun sie ja nicht aus heiterem Himmel, nur wo Nachfrage ist, wird ein Angebot geschaffen. Nicht nur "gute" Menschen reisen umher und erschaffen neue Eindrücke bei Einheimischen, leider auch die äußerst unangenehmen Zeitgenossen. Nun ja, genug philosophiert am Mittag
Vielleicht demnächst mehr auf diesem Kanal, eure Alexandra
Zitat von veli-rat im Beitrag #1104 von der PHILOSOPHIE kann es nicht genug geben . . . WEIL sie Türen und Wege öffnet !!! .
Absolut Walter , danke für deine Antwort Alexandra !. Diese Zeit haben wir ja nicht miterlebt, 2002 war unser erster Urlaub,und wir waren sowas von unbedarft in Bezug auf Kroatien, fanden alles nur nett und die Menschen bescheiden und ehrlich freundlich, auch in Restaurants. Das ändert sich sicher im Laufe von Jahren, bis zu einem gewissen Grad aber ok, finde ich. Auch die Kroaten wollen von dem Touri Kuchen wieder was abhaben, (wie vor dem Krieg eben) das sieht man alleine schon an den großen Hotel Komplexen, die jetzt an der Küste entstehen.
Wenn es alles so nett gewesen wäre, dann hätte es den Krieg nicht gegeben. Und es wären nicht Hunderttausende in den Norden gezogen. Das haben die bestimmt nicht getan, weil sie die Sonne nicht mehr ertragen konnten.
Zitat von Trollfahrer im Beitrag #1106Wenn es alles so nett gewesen wäre, dann hätte es den Krieg nicht gegeben. Und es wären nicht Hunderttausende in den Norden gezogen. Das haben die bestimmt nicht getan, weil sie die Sonne nicht mehr ertragen konnten.
Ist das auf mich gemünzt? Wenn ja, dann hast du mich völlig falsch interpretiert, aber das ist hier das falsche Thema dafür, denn als es noch Jugoslawien war, kannte ich Cro nicht.
Ne, war mehr so allgemein gedacht, dass es früher besser war in Jugoslawien, lese ich hier öfter. Man saß noch zusammen, hat gesungen, das liebe Miteinander, usw.... Daran habe ich so meine Zweifel. Sonst hätte ja nicht ein großer Teil den Abgang gemacht und der andere wäre sich nicht am Schluss an die Gurgel gegangen.
Vllt. muss man dieses Gefühl, denn mehr als Emotionen sind es wohl nicht , nicht sooo ernst nehmen (real). Und das Auswandern oder eben Fliehen vor dem Krieg ist ja wohl völlig verständlich, viele haben sich dann woanders eine Existenz aufgebaut, haben ihre Partner kennen und lieben gelernt, alleine ich kenne schon viele Kroaten, denen es so ergangen ist, wovon auch fast alle mittlerweile wieder zurück sind und helfen, das Land wieder aufzubauen oder sich eben eine kroatische Existenz gegründet haben. Es ist ein neues Land, mit der Selbständigkeit und jetzt auch der Mitgliedschaft in der EU, also nicht alles sooo bierernst nehmen.Ich finde Nostalgie schön
ZitatNe, war mehr so allgemein gedacht, dass es früher besser war in Jugoslawien, lese ich hier öfter. Man saß noch zusammen, hat gesungen, das liebe Miteinander, usw.... Daran habe ich so meine Zweifel. Sonst hätte ja nicht ein großer Teil den Abgang gemacht und der andere wäre sich nicht am Schluss an die Gurgel gegangen.
...Es wurde früher gesungen und auch heute noch...allerdings singen Kroaten mit Kroaten und Serben warscheinlich auch miteinander. Aber das war auch vor dem Krieg so....
"Es wurde früher gesungen und auch heute noch...allerdings singen Kroaten mit Kroaten und Serben warscheinlich auch miteinander. Aber das war auch vor dem Krieg so...."
Kann ich voll bestätigen. Ich war oft genug in Novska bei Freunden und auch in Serbien in Slankamen.
. . . wir begegnen auch immer wieder Gruppen, Reisegesellschaften oder einfach Kaffee- Runden, die gerne singen.
z.B. in Dubrovnik am Brunnen, in Trogir an der Mole oder in Iz Veli unter Palmen und Oliven . . . einfach SOOO
(aber sag : WIE kommst Du auf "88" ? bist Du noch nie über diese andere Bedeutung gestolpert ?) . edit : hab die dazugehörigen Fotos doch noch gefunden .
Ich kann nur von meinen Eltern reden, die sind damals nach Medulin gefahren (hatte aber auch gar nichts zu tun mit dem, was es jetzt ist). Die sind unter anderem wegen des Klippenstrands dahingefahren. Wenn sie Sand hätten haben wollen, wäre Spanien das Ziel gewesen. Oder Frankreich. Waren wir auch.
Klippen war auch damals oft schon viel toller als der blöde Sand.
Das müssen sie übersehen haben oder ihnen war Baška zu weit abgelegen. An der Promenade steht übrigens die Büste des Emil Geistlich , der sich um den Tourismus Anfang des 20. JH sehr verdient gemacht hat. Sein Grab ist oben am Friedhof auf der Ecke mit der schönen Aussicht über Baška.
Zitat von Vera im Beitrag #1116An der Promenade steht übrigens die Büste des Emil Geistlich , der sich um den Tourismus Anfang des 20. JH sehr verdient gemacht hat. Sein Grab ist oben am Friedhof auf der Ecke mit der schönen Aussicht über Baška.
hier die Büste und Blick nach oben auf Jadranova, sowie die Fähre nach rab.. ich war 2011 in Baska
Zitat von lezard im Beitrag #1120Dann habe ich damals scheinbar das Beste verpasst gehabt, unglaublich...
Nein, hast Du nicht! Wir waren 1969 das erste Mal in Jugoslawien, sind in den 70ern Stammgäste und nach dem Krieg sogar dort heimisch geworden, aber früher war nichts besser! Gut, für uns war Jugoslawien preislich ein Paradies: die Schachtel Zigaretten (Opatija) 60 Pfennig, die Flasche Schnaps für 5 Mark und das Zimmer (mit Duschklo auf dem Flur, aber bitte nicht jeden Tag duschen, das Wasser kommt aus der Zisterne!) für sechs Mark pro Tag, Familienanschluss inklusive, und die Strände waren leer. Das war's dann aber auch schon. Für die Anfahrt mit dem Auto und Boot hinten dran brauchte man über drei Landesgrenzen und ab Österreich ohne Autobahn schon mal drei Tage, und zu kaufen gab es so gut wie nichts. Selbst für Weißbrot musste man morgens um 06.00 Uhr auf der Matte stehen, weil im sozialistischen Plan Brot nur für 500 Einwohner vorgesehen war, nicht aber für zusätzlich 500 - 1000 Touristen im Sommer. Zum Essen gab es in den staatlichen Restaurants einheitliche Speisekarten: Ražnjici, Ćevapčići, Pljeskavica und Kotelett vom Grill - sonst nichts. Allerdings konnte man sich damals für das, was heute in Dubrovnik ein Bier kostet, zu zweit besaufen. Auch die sehr seltenen privaten Restaurants hatten kaum mehr anzubieten, und Fisch war auch damals schon teuer. Ich erinnere mich, dass wir 1974 für einen 4-Kilo-Zackenbarsach rund 100 DM bezahlt haben.
Heute beschweren sich viele über Preise und Massentourismus, aber ganz ehrlich: ich möchte die alten Zeiten nicht wieder haben. Die waren - jedenfalls für die Einheimischen, von ein paar privilegierten Politruks mal abgesehen, ganz und gar nicht gut. Was deswegen ab 1990/91 passierte, ist ja bekannt...
In unserem Kroatien-Forum finden Sie umfassende Informationen über Urlaub und Ferien in Kroatien sowie passende Ferienwohnungen, Hotels, Apartments und Ferienhäuser für den Kroatienurlaub.