... Ein Hauch von Wehmut ist hier zu spüren. Aber auch Zufriedenheit, dass die Kriegszeiten endlich vorbei sind. Im Museumsshop, in dem Postkarten mit Szenen aus Titos ausschweifendem Society-Leben verkauft werden, erzählt man sich, dass nun endlich wieder Besucher aus Dalmatien das Haus besucht haben. Diese Region war eine der ersten, die von den Kriegen in den 1990er-Jahren betroffen waren. Der Weg in die Gegenwart kann nur über die Verarbeitung der Geschichte führen. ... Im Belgrad ist viel zu Fuß zu erreichen - auch das Museum des genialen, tragischen Erfinders Nikola Tesla. Man muss nur auf freundliche Autofahrer, denen rote Ampeln vollkommen egal sind, und auf kaputte Fußgängerwege achten. Das neue Kulturzentrum der Stadt ist auch nur zehn Minuten vom Platz der Republik entfernt. Das "Grad" (Stadt), ein mehr als ein Jahrhundert altes adaptiertes Lagerhaus, bietet Lesungen, Vorträge, Ausstellungen, Konzerte und Diskussionsstoff. Hierher verirren sich keine Ewiggestrigen und Tito-Anhänger. Hierher kommen die Belgrader, die auf dem Weg in die Gegenwart schon beinahe angekommen sind. <<
Zitat Ein großer Marmorsarg ist das zentrale Schmuckstück für jene Menschen, die der Ära Tito nachtrauern - und davon gibt es in Belgrad trotz aller Hoffnung auf ein modernes Serbien in der Europäischen Union nicht gerade wenig.
Ich war 2008 mal wieder ein paar Stunden dort. Wenn man sich die Massen vorstellt, die frueher da rumliefen (es waren so viel, dass es eine Fussgaengerspur zum rein- und eine zum rauslaufen gab - ueberholen nahezu unmoeglich), dann kommt es einem nun da sehr unwirklich vor: An dem Wochentag Vormittag hatten sich neben den 2 oder 3 Angestellten und mir vielleicht noch 4 weitere Personen dorthin verirrt...
Zitat Im Museumsshop, in dem Postkarten mit Szenen aus Titos ausschweifendem Society-Leben verkauft werden,
Ob des geringen Andrangs hatte ich Zeit mich mit den Leuten dort zu unterhalten (oder besser gesagt: die Leute hatten sehr viel Zeit sich mit mir zu unterhalten):
1) Als der Aufpasser im Museum hoerte, dass ich in Deutschland lebe, outete er (gar nicht mal so alt, geschaetzt Mitte bis Ende 30) sich als grosser Bewunderer des Deutschen Fussballs (insbesondere Beckenbauer - wohlgemerkt als Spieler - war "sein" Held, jedenfalls musste ich mir die ganze Deutsche Fussballgeschichte in mehr oder weniger Schnelldurchgang erzaehlen lassen...
2) Im "Museumsshop" (also die Postkartenecke am Ausgang) war ein aelterer (geschaetzt Ende 50) Herr taetig. Er fand es total gut, dass jetzt auch wieder Kroaten Serbien, Beograd und das Mausoleum besuchen. Und ueberhaupt die Geschichte Jugoslawiens, insbesondere die des Zerfalls muss vollkommen neu geschrieben werden (die Leute vom Museum sind gerade dabei ein - nein DAS Buch dazu heraus zu geben). Daraufhin musste ich mir erst mal seine wirren Thesen dazu anhoeren. Darin nahmen "die imperialistischen Kraefte des Westens und der NATO, insbesondere der USA und Deutschland" und die vollkommen ungerechte Behandlung Serbiens und die baldige Wiedererstarkung des Sozialismus die zentrale Rolle ein.
Insgesamt gesehen war es (auch ohne PQ) ein sehr unterhaltsamer Vormittag.
Zitat von zetA 2[...] Daraufhin musste ich mir erst mal seine wirren Thesen dazu anhoeren. Darin nahmen "die imperialistischen Kraefte des Westens und der NATO, insbesondere der USA und Deutschland" und die vollkommen ungerechte Behandlung Serbiens und die baldige Wiedererstarkung des Sozialismus die zentrale Rolle ein. [...]
Erinnert mich irgendwie an die wirre These von der "Aggression" Serbiens, die eine zentrale Rolle in der kroatischen Geschichtsschreibung einnimmt.
Zitat Erinnert mich irgendwie an die wirre These von der "Aggression" Serbiens, die eine zentrale Rolle in der kroatischen Geschichtsschreibung einnimmt.
Oh, es hat sich mal wieder ein Wurmloch aus dem Paralleluniversum aufgetan - schliesst sich vermutlich aber auch wieder. (SCNR)
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