im Jahr 2012 habe ich an einer Volkshochschule begonnen Kroatisch zu lernen. Nun kam ich auf die Idee, meine Sprachkenntnisse in Kroatien zu vertiefen und habe mich mich letztendlich für die "University School of Croatian Language and Culture" der Universität Zagreb entschieden. Sie dauerte 4 Wochen und alle Informationen aus dem Internet klangen positiv. Meine Erfahrungen möchte ich an dieser Stelle mit allen Interessierten teilen:
Was hat mir gut gefallen?
Gut gefallen hat mir das Engagement mancher Lehrer, die ihren Unterricht interessant gestaltet haben. Auch sind diese engagierten Lehrer auf die Schwachpunkte der jeweiligen Schüler eingegangen und haben individuelle Hausaufgaben und Übungen verteilt. Die Lehrer wechselten wöchentlich in den 2 Stunden-Blocks, um verschiedene Aussprachen hören zu können und Unterrichtsstile kennenzulernen. Das zum Sprachkurs gehörige Kulturprogramm war gut organisiert, abwechslungsreich und interessant.
Was hätte besser sein können?
Der Fokus der University School of Croatian Language and Culture liegt auf Auslands-Kroaten, die Kroatisch als Zweitsprache zu z. B. Deutsch oder Englisch im familiären Umkreis sprechen. Für einen Fremdsprachler wie mich, der in Deutschland 4 Semester Kroatisch an einer Volkshochschule gelernt hat, waren die Kursinhalte nicht passend. Der Schultag begann mit 2 Schulstunden Grammatik, es folgten 2 Schulstunden mit Textbearbeitung und -verständnis und danach 2 Schulstunden, in denen der Wortschatz erweitert werden sollte. Dies führte dazu, dass ich täglich ungefähr 50 - 150 Vokabeln notiert habe, die nur auf Kroatisch erklärt wurden. Dies führte dann zu vielen Fehlern, da beim nachträglichen Nachschlagen die angenommene, verstandene Bedeutung von der richtigen abweichte. Als Beispiel möge man sich vorstellen, wie man den Unterschied zwischen „akzeptieren“ und „bestätigen“ erklären soll. Man verteilte üppig Hausaufgaben, die aber dann nur teilweise korrigiert wurden. Auch die Art der Korrektur war nicht unter den Lehrern abgesprochen, so dass manche einfach nur Fehler markierten ohne die richtige Schreibweise anzugeben. Die Leseübungen fielen sehr mager aus. Nur selten wiederholte bzw. laß der Lehrer den Text vor. Ich bat mehrmals darum, um den richtigen Klang der Sprache zu hören. Leider war die eigene Aussprache der Lehrer selbst sehr unterschiedlich und einige sprachen einfach undeutlich und leise. Einer Aufforderung zur Wiederholung wurde zwar immer Nachgekommen, jedoch auf die gleiche undeutliche Art und Weise. Es half auch kein Hinweis darauf, etwas lauter zu sprechen, da man noch zwei weiteren Sätzen wieder in die alte Gewohnheit zurück fiel. Auch wurde eine schlechte Aussprache der Schüler nicht korrigiert. Auf Nachfrage erhielt ich die Antwort, man dürfe die Schüler nicht demotivieren. Die meisten Lehrern war es nicht möglich, sinnvolle und übersichtliche Tafelaufschriften zu erstellen. Es wurde am Whiteboard wirklich kreuz und quer geschrieben und gewischt, so dass man sich immer beeilen mußte, alles sofort mitzuschreiben, da es nach 10 min entweder weggewischt gewesen ist oder man nicht mehr verstanden hatte, was hier erklärt werden sollte. Am Ende der ersten Woche des Unterrichts bat ich die Studienleiterin zum Gespräch und versuchte meine Verbesserungsvorschläge als Bitten freundlich anzubringen. Man entgegnete mir dann, dass man aus Lehrermangel nur 4 Kurse anstelle der 6 benötigten abhalten könne. Deshalb solle ich nun selbst entscheiden, in welchen Kurs ich mich am besten aufgehoben fühlen würde. Dies führte zu einem Kurs-Hopping - in nicht nur meinem Falle. Andere brachen den Kurs ab. Weiterhin entgegnete man mir, man sei bisher doch so erfolgreich und habe meine Einwände zu Schreib- und Aussprachekorrektur noch nie gehört und und ich solle einfach immer den Lehrer selbst darauf hinweisen. Für mich war die Erklärung der Studienleiterin auch einleuchtend, da Zweitsprachler, die zu Hause Kroatisch sprechen, natürlich keine Aussprachekorrektur benötigen. Diesen Einwand wollte man genauso wenig annehmen, wie meine anderen Vorschläge. Das Gespräch hatte aber zur Folge, dass einerseits am nächsten Tag mich alle Lehrer kannten und anderseits man vermied mit mir in Kontakt zu treten. In der vierten und letzten Woche fing man dann an, alle Schüler auf die Prüfung vorzubereiten. Dies führte soweit, dass hinter vorgehaltener Hand die Fragen und Aufgaben der Prüfung den Kursteilnehmern mitteilte. Der Vorteil für alle - Universität und Schüler - liegt auf der Hand: Alle bestehen und verschönern und untermauern den „Erfolg“ der University School of Croatian Language and Culture und die Schüler oder besser Sprachstudenten erhalten 80 Sprachpunkte und ein Diplom. Aber was ist das denn wirklich wert, wenn die Lehrer, die unterrichten, dann auch ihre eigenen Schüler prüfen?
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