RE: Ideensammlung Cres-Losinj Sommer 2017

Grüß Gott wertes Forum,

ich bin auf Mali Losinj und Pag groß geworden (Eltern Kroaten, Ferienhaus in Pag, Oma auf Mali Losinj). Seit ein paar Jahren habe ich die Wohnung meiner Oma im Ortsteil Bocac (Mali Losinj) übernommen und wohne ca. von April bis Ende Oktober auf der Insel. Natürlich spreche ich muttersprachliches Kroatisch und kenne hier so ziemlich jeden Stein, weshalb ich einfach mal ein paar Tipps loswerden will. Das ist aber natürlich nur die Meinung eines Einheimischen und muss sich damit nicht mit der Erfahrung von Urlaubern decken.

Das fängt z.B. beim Meerblick an. Den braucht der Einheimische nicht. Ihm ist es wichtiger zentral gelegen zu sein und schnell im Örtchen. Und so hat mein Opa, der ehemalige Chefarzt der Uniklinik Zagreb, seine Ferienwohnung am Bocac auch in einer erhöhten Lage mit großen Terrassen und gutem Zugang für den PKW gekauft. Denn dieser ist in den Wohnungen bereits eine Häuserreihe darunter teils nicht mehr möglich.

Meerblick hat man vor allem von den Appartements im Stadtteil Zagazinjine aus. Alles andere ist ohnehin zu weit vom vom Zentrum. Unter Losinjanern gilt dieser recht neue Stadtteil aber eher als etwas asozial. Früher wohnten dort viele Soldaten. Auch Sozialbauten gibt es dort. Sehr gut essen lässt es sich aber in der Konoba Lanterna des nahe gelegenen Sveti Martin.

Was wohl für den Touristen mit am Wichtigsten sein wird ist die Frage nach den Badestränden. Ich selbst fahre im klimatisierten Auto zum Strand. Gehe aber -ebenso wie die meisten Einheimischen - nicht täglich dorthin. Wenn man etwas jeden Tag haben kann, dann ist es irgendwann halt nicht mehr so sensationell, zumal ich auch auf der Terrasse in der Sonne ein Buch lesen kann und mir nicht die lauten Touris antun muss. Sandstrände gibt es auf Losinj grundsätzlich nicht. Die Cikat Bucht ist durch die dortige 5-Sterne Hotellerie inzwischen teilweise für die Hotels reserviert. Ansonsten gibt es Felsstrand der vor allem in der Nachbarbucht Suncana Uvala mit Terrassen versehen wurde. Als Kind ging ich gerne zur sog. Crkvica beim Restaurant Lanterna in der Cikat Bucht, wo man auch recht lecker essen kann. Dort lässt sich auch heute noch immer ein schönes Plätzchen am Strand finden. Vorausgesetzt man benötigt keine Liegen oder Sonnenschirme.

Die Nachbarbucht Suncana Uvala verfügt über zwei 4-Sterne Hotels und eine Hotelvilla. Auch hier hat am Restaurant Borik inzwischen ein Beachclub eröffnet der z.B. Liegen vermietet und natürlich nicht möchte, dass direkt daneben irgendwelche Paradaisertouristen campieren. Das ist der Nachteil des Kapitalismus. Die schönsten Ecken haben inzwischen einen Konzessionär und der möchte im Gegenzug für die (teure) Konzession eben auch, dass der Tourist bezahlt. Aber das ist hier noch weitaus besser als im restlichen Europa. Ich gehe gerne in der Suncana Uvala gegenüber von Robbis Tretbootvermietung baden. Das ist recht nahe am Parkplatz gelegen und ebenfalls am Restaurant Veli Zal. Je weiter man sich von dort aus rechtsherum in Richtung Cikat entfernt, desto leerer wird es für gewöhnlich. Aber wenn ich an den Strand gehe, dann ohnehin erst so ab 16.00 Uhr. Da ist es dann auch Sommers nicht mehr so voll.

Veli Losinj ist immer einen Ausflug wert, vor allem das Restaurant Bora Bar in der Nachbarbucht Rovenska, wo man aber nicht vernünftig mit einem größeren Auto hinkommt. Am besten man geht an der Kirche am Meer entlang dorthin. Dann kann man sich auch die Strände dort anschauen, die eigentlich nicht wirklich schön sind. Aber - wie gesagt - es muss nicht immer Baden sein. Wer gut zu Fuß ist kann von Lubenice auf Cres zu einem der schönsten Strände der Insel hinabsteigen. Dummerweise geht es aber auch nur zu Fuß wieder herauf. Ich habe mir das bisher noch nicht angetan. Die Konoba Hibernicia in Lubenice ist unbedingt einen Besuch wert. Ich sitze dort gerne oben im Schatten und esse Lammleber mit Knoblauch. Ein Geheimtipp ist der kleine Strand von Osor. Über die Brücke und dann links die Straße herunter auf den Parkplatz. Auch Cunski hat einen sehr schönen Strand. Aber auch der ist nur mit ordentlich Lauferei zu erreichen. Hab ich bisher daher nur einmal gemacht. Einen schönen Strand haben auch Valun (mit zwei schönen Restaurants direkt am Meer) und Beli, dem Ort der Bartgeier und den Fischerhütten direkt am Strand. Das sind aber entfernungsbedingt eher Ziele für einen Tagesausflug als eben die Strände für "jeden Tag".

Die Einheimischen mit Auto fahren gerne bis zur kleinen Bucht am Borik. Das ist am Ende der Suncana Uvala unmittelbar vor dem FKK-Bereich. Wer Glück hat findet auch in der Saison hier einen Parkplatz und wer dort Stammgast ist, für den hält der Inhaber der Strandbar gerne einen Parkplatz bereit. Ansonsten muss man halt etwas weiter oben beim Hotel parken und etwas laufen. Im Restaurant / Cocktailbar Borik lässt es sich auch recht vernünftig Essen. Brancin (Wolfsbarsch) mit ordentlicher Portion Blitva na Dalmatinski (Mangold mit Kartoffeln und Knoblauch) für 15 EUR empfinde ich als angemessen.

Ach ja das liebe Essen. Also: Die wohl beste Pizza der Insel gibt es in Veli Losinj in der Konoba Fortuna. Wer es etwas gediegener mag, der geht gegenüber (also auf der anderen Hafenseite) in die Ribarska Koliba, welche natürlich mit ganz anderen Preisen aufwartet. Die Bora Bar nennt sich zu Recht Trattoria / Tartufferia. Die Karte ist pfiffig, hat aber mit typischer Inselküche weniger zu tun. Die findet sich in Mali Losinj im "Za Kantuni" und der "Konoba Bukaleta". Beide ohne Meerblick übrigens. Ich meide die Restaurants auf der linken Seite des Hafens. Das ist in meinen Augen eher Seglerabzocke. Kann aber auch daran liegen, dass dort früher - bis die Pontons der Marina dort hin kamen - einfach nichts war und mich daher traditionell nichts dorthin zieht. Wer es etwas schicker mag, dem sei das Bocca Vera auf der rechten Hafenseite empfohlen. Bestellen Sie besser den Hauswein aus der Karaffe als den Flaschenwein, sonst werfen Sie das Geld für Glas zum Fenster raus.

Die besten Cocktails gibt es m.E. im Moby Dick direkt an der Piazza (der Zombie ist eine Wucht) und eine sehr breite Auswahl diverser Alkoholika bietet auch das Triton (kurz vor dem Bocca Vera), welches bevorzugt von Einheimischen frequentiert wird. Den Rest der Gastronomie in der ersten Reihe können Sie nach meinem Dafürhalten knicken. Und besonders meiden sollte man das von Albanern (Siptari) geführte Sidro. Das ist eine Touriabzockerbude reinsten Wassers. Dass es auch sehr nette und anständige Albaner gibt, dass beweist Herr Robbi aus dem Piccolo Paradiso. Das ist sowas wie mein "Lieblingsrestaurant". Bei Robbi kostet das halbe Liter eiskaltes Ozujsko nur 16 Kuna und die Portion frittierter Tintenfische 40 Kuna. Stilecht auf einem Plastikteller und mit einer Plastikgabel serviert. Aber saulecker und echter (patagonischer) Tintenfisch, für den anderswo immerhin 90 Kuna aufgerufen werden, nur weil dieser auf Porzellan serviert wird aber keinen Deut besser schmeckt.

Als armer Teilzeitprivatier muss man halt auf sein Geld achten!

Ach ja, der liebe Tintenfisch. Da ich mich diesbezüglich wirklich als Fachmann bezeichnen darf hier noch ein paar Tipps. Manche Abzockerbuden verkaufen den sog. Pfeilkalmar (Totan/Lignjun) als Tintenfisch. Das Zeug frittiere ich mir manchmal auch selbst und mir schmeckt es. Es ist aber nicht so schmackhaft wie der süßlichere und weichere Tintenfisch (Lignje). Und hier muss man wieder zwischen dem patagonischen Tintenfisch (kleiner, weniger süßlich) und dem adriatischen Tintenfisch unterscheiden. Der ist natürlich am seltensten und kostet daher auch am meisten. 1 Kg (unausgenommen) in der Ribarnica 120 Kuna. Da sie davon ca. 1/3 wegwerfen können Sie sich vorstellen, dass der Preis von 120 Kuna für eine Portion im Restaurant durchaus gerechtfertigt ist.

Im Ort Cres gefällt es mir im Buffet Regata am besten. Das ist auf der rechten Hafenseite gelegen. Da der Chef dort (Goran) noch selbst fischt, kann man hier sicher sein, dass der Tintenfisch dort stets ausgezeichnet ist. Und etwas anderes habe ich da auch noch nie gegessen. Einfaches aber schmackhaftes Essen mit einer schönen Aussicht bekommt man auch auf der anderen Hafenseite im Buffet Maritimo. Das daneben gelegene Restaurant Riva macht eher auf dicke Hose, ist sein Geld aber im direkten Vergleich nicht wert. Aber - wie gesagt - ich bin nur ein einfacher Deutscher mit kroatischen Wurzeln und schätze solche Gerichte wie Girice manchmal mehr als ein Trüffelrisotto.

Wer auf der Suche nach großen Filetti oder zarten Flanksteaks ist, der wird es auf den Inseln eher schwer haben. Besser auf Lamm umsteigen. Und hier gibt es zwei klare Empfehlungen. Die eine heißt schon so und ist das "Janje" in der Artatore-Bucht. Nachteil: Das Taxi von dort bis zu mir kostet incl. Tipp 180 Kuna. Fußläufig erreichbar, wenn auch nicht gerade ein ganz kurzer Spaziergang, ist das "Kadin". Die "Gazdarica" (Chefin) ist übrigens eine Deutsche. Nachteil: Es liegt direkt an der Straße, was schon nervig sein kann wenn gerade eine Fähre angekommen ist und die Tourikolonne am Restaurant vorbeirumpelt. Im Kadin ist auch das Spanferkel vom Drehspieß ein Traum.

Anderes Thema: Losinj und Cres sind m.E. komplett ungeeignet dafür die ganze Zeit einfach nur am Strand zu verbringen. Man kann - neben den Ausflügen mit dem Auto - auch wunderschöne Bootsausflüge machen. Z.B. den zur blauen Grotte auf Cres oder auch Sauftouren auf dem Partyboot rund um Losinj. Auf die Nachbarinsel Ilovik würde ich nicht nochmal mit dem Boot fahren, es sei denn ich will auf der Rückfahrt von dort noch in einer sehr schönen Bucht baden gehen. Ich fahre an den Einkaufszentren der Kalvarija vorbei, an der Mülldeponie ebenfalls (ja, sowas braucht auch Mali Losinj leider) und dann die ganze Strecke durch bis zur Plaza Mrtvaska. Von dort aus gibt es einen regulären Bootstransfer (http://www.putovnica.net/prijevoz/brod-i...nj-porat-ilovik) und ansonsten auf Zuruf ein Taxiboot. Zu den Restaurants dort habe ich nur eine Meinung: Sie sind alle gut. Die beste Bierauswahl finden Sie in der Konoba Oliva. Sie werden sich wundern wie gut kroatisches Weizen und Dunkelbier schmecken können!

Ilovik ist gut für einen Tagesausflug geeignet, wenn man wirklich mal tief in das kroatische Insellebensgefühl einsteigen will. Entspannter als hier ist eigentlich nicht mehr vorstellbar. Als Kroate fragt man sich aber auch warum die praktisch 100 Meter neben Losinj einen Dialekt sprechen der dem der Pazaniner äußert ähnlich ist. Aber es geht natürlich nochmals entspannter, nämlich auf der Nachbarinsel Susak.

Das ist die einzige Sandinsel der Adria. Dementsprechend hat sie auch den einzigen Sandstrand und eine tolle, sehr flache Badebucht, die ideal für Kinder geeignet ist. Oben in der Altstadt lässt es sich gut Wein von der Insel verkosten. Mir persönlich sagt der Muskat sehr zu. Ist einfach mal was anderes. Auch die einzige Konoba oben im Ort ist einen Besuch wert. So ruhig und entspannt wie hier lässt es sich kaum irgendwo speisen. Sollten Sie einer dicken Bettlerin am Ortseingang begegnen und ihr etwas Geld geben, dann wundern Sie sich bitte nicht, wenn sie die wenig später in der besagten Konoba beim Bierchen wieder treffen.

Ach ja, und für die Aeronauten unter uns noch ein kleiner Geheimtipp. Oben am Flughafen gibt es noch eine kleine Mischung aus Restaurant, Cocktailbar, Hula-Hula-Kneipe und ich weiß nicht was sonst. Das Ambiente ist einfach witzig, der Chef ein Chaot vor dem Herren und Sie können im Biergärtchen sitzen, in aller Ruhe z.B. den SPIEGEL lesen und ab und an mal eine kleine Maschine starten oder landen sehen. Am Flughafen werden natürlich auch Rundflüge angeboten.

Ansonsten gilt: Nehmen Sie sich bitte an der Fahrweise der Einheimischen kein Beispiel. Ich weiß wovon ich rede, weil ich hier selbst mit 520 PS unterwegs bin. Aber auch der Inhaber des Taxiunternehmens fährt einen AMG und es kommen - für mich erfreulicherweise - immer mehr wohlhabende Menschen mit teils sehr schnellen Autos auf die Insel. So habe ich in zwei Tagen einen TVR Griffith 500, einen Ferrari California, einen AMG GT und einen - vergleichsweise ordinären - 991 Turbo gespotted. Und gehen Sie bitte davon aus, dass die Jungs (die Porschefahrerin war ein Mädel) nicht hier sind, weil die Polizei besonders auf Tempolimits hin kontrolliert. Ich habe den Chef der Inselpolizei kürzlich selbst dabei "erwischt" wie er im absoluten Überholverbot überholte. Nachdem ich mitten auf der Landstraße angehalten hatte, um ein Panorama von Cres zu schießen. Er hielt an, meinte nur "no good", ich entschuldige mir artig auf kroatisch und er lachte sich kaputt. Ein Knöllchen habe ich natürlich nicht erhalten.

Aber darauf würde ich mich mit einem fremden Kennzeichen sonst nicht verlassen.

Ansonsten dobro dosli u malome Losinju.