Zitat von kornatix im Beitrag #120Können wir uns nicht einfach darauf einigen, dass die meisten Besucher von den Kornaten sehr beeindruckt sind, einige nicht so sehr und manche gar nicht?
Das hast du sehr schön beschrieben. Ich jedenfalls gehöre zur ersten Gruppe.
ich habe übrigens gerade nachgesehen, dieses Thema wurde sieben Jahre lang nicht beachtet und Franjo200 hat es aus der Versenkung geholt. Offenbar sind die Kornaten für Viele interessant, sonst gäbe es dazu nicht so zahlreiche Postings. Nun kann man über die Kornaten - auch und gerade hier im Forum - viele Informationen und Bilder finden. Was es noch nicht gibt ist ein Thema, in dem "Geschichten" über und aus den Kornaten erzählt werden. Meine Frage lautet, ob dafür Interesse besteht, und wenn ja, ob dann einfach hier weitermachen und Jede/r ihre/seine "Kornaten-Geschichte" erzählt, oder ob wir ein eigenes Thema dafür aufmachen sollen. Was meint Ihr? LG Chris
danke, schon richtig, aber im dortigen Thema soll ja nach meinem Verständnis Geschichtliches aus ganz Kroatien gepostet werden. Ich habe eher gemeint, ob es für Kornaten-Freunde hier in diesem Thema Platz und Interesse gäbe, eben Kornaten-Geschichten und Anekdoten zu erzählen. Ich geb mal ein Beispiel: Am jeweils ersten Sonntag im Juli wird in der kleinen Kirche unterhalb der (byzantinischen?) Festungsruine ein großes katholisches Fischer-Fest gefeiert. Da kommen Boote aus nah und fern, es gibt eine Messe mit dem Bischof und danach reichlich Wein und Essen. In den späten 80ern wusste ich das noch nicht. Es war später Nachmittag und ich war mit Freunden mit dem Boot in der Mitte des Murtersko More unterwegs, als uns aus der Richtung von Punta Opat (südliche Ausfahrt der Kornaten Richtung Murter) ein recht seltsames Gebilde entgegen kam. Es sah aus wie ein Floß mit vielen Masten. Das wollten wir uns ansehen. Als wir näher kamen, stellte sich heraus, dass es sieben in einer Linie nebeneinander zusammengehängte Boote aus Murter waren, die in sehr langsamer Fahrt Richtung Murter liefen. Musik und Lachen wehte herüber. Noch näher ran und ich erkannte einen der Murteriner, der uns dann einlud, uns als achtes Boot ans Ende der Reihe anzuschließen. Im Verlauf der nächsten zwei Stunden erfuhr ich Folgendes: nach dem Ende des Festes fahren viele Boote Richtung Murter. Nach der Rundung von Punta Opat ist es üblich, dass sich einige zu solchen fahrenden Reihen zusammenhängen. Die Kunst dabei ist es, schnell genug zu fahren, um das Ganze noch irgendwie steuern zu können, aber langsam genug, um noch einige Stunden gemeinsam feiern zu können. Es war grandios. Die Sonne stand tief, die Fischer sangen inbrünstig ihre schweren dalmatinischen Lieder, der Rotwein floss in Strömen und wir tuckerten dabei ganz langsam in den Abend hinein. So was würde ich gerne noch mal erleben. lg chris
Zitat von Christian Winkler im Beitrag #124....Ich habe eher gemeint, ob es für Kornaten-Freunde hier in diesem Thema Platz und Interesse gäbe, eben Kornaten-Geschichten und Anekdoten zu erzählen....
Na, wenn's um Geschichten geht, ich habe auch eine.
Mein nickname - kornatix - kommt ja nicht von ungefähr, denn seit 1973 sind wir sozusagen in den Kornaten zuhause (in den letzten Jahren eher selten - zuviel Rummel). Damals gab es dort außer dem Bife kod Mare auf Katina (im Volksmund: "kod šporke Mare, bei der schmutzigen Marie) praktisch nichts - nur ein paar verfallene Steinhütten, die von Fischern gelegentlich als Unterschlupf genutzt wurden. Jeder grüßte jeden und jeder half jedem.
Eines Tages lagen wir - damals noch mit zwei Schlauchbooten - ganz alleine in der Südwestbucht von Levrnaka, schnorchelten so vor uns hin und schenkten, ahnungslos wie wir waren, der dicken Wolkenwand, die plötzlich aufzog, keine Beachtung - es war ja völlig windstill, und in Kroatien ist bekanntlich immer schönes Wetter. Innerhalb weniger Minuten zog dann plötzlich ein Gewittersturm vom Feinsten auf - wir Hals über Kopf in's Boot und nichts wie weg! Zwischen Levrnaka und Kornat packte es uns dann richtig, die Wellen klatschten nur so in's Boot, und von oben kam der Regen noch dazu. Obwohl uns eigentlich nicht viel passieren konnte, waren wir (gefühlt !) in Seenot, und Panik brach aus - wohin jetzt? Dann sahen wir plötzlich eine gute Seemeile entfernt ein kleines offenes Fischerboot, darin aufrecht stehend ein alter Mann, und der steuerte zielstrebig schnurgeradeaus auf die scheinbar unwegsame Küste von Kornat zu. Uns war klar: wo der hinfährt, muss es sicher sein - also nichts wie hin und hinterher.
Tatsächlich landeten wir dann gemeinsam hinter einer winzigen, trotzdem aber geschützten kleinen Mole. Der Fischer grinste uns fröhlich an: "Nix Kornati, nix Bade!", half uns, unsere Boote an seinem festzumachen und lud uns in eine vorher kaum zu sehende winzige Hütte ein, die wohl früher mal ein Schafstall war und auch so roch. Nachdem wir uns abgetrocknet hatten, packte er aus: trockenes Brot, bakalar (Stockfisch, der erbärmlich stank), Käse und Rotwein. Das, was er für vermutlich mehrere Tage an Bord hatte, teilte er völlig selbstverständlich mit uns, und wir haben ihm (fast) alles weggegessen - "nema problema, ima još, uzmite!"
Weil der Sturm nur langsam nachließ, haben wir dann mit dem alten Mann zusammen die Nacht in dieser Hütte verbracht und, nachdem wir auch seinen Rotweinvorrat vernichtet hatten, auf dem Fußboden auf unseren Handtüchern zwar unbequem, aber trocken gepennt. Am nächsten Mogen sind wir ganz früh raus. Das Wetter war wieder schön, also nichts wie ab nach Sali, Brot, Käse und Wein für den Opa kaufen, und noch 'ne Flasche Schnaps als Dankeschön dazu. Aber als wir zurück kamen, war er schon fort.
Na ja, und seitdem bin ich kornatix. Die alte Hütte steht immer noch, sie ist renoviert und wird als Robinsonhaus vermietet. Den alten Fischer haben wir nie wieder gesehen...
...noch zwei Bilder, links die Kravljačica-Bucht mit der großen öffentlichen Zisterne anno 1983, heute ist dort die Konoba von Andrija. Rechts das Landesinnere von Kornat - dicht bewachsen mit hunderten von Olivenbäumen und alles andere als kahl, ganz im Hintergrund Vrulje.
Zitat von kornatix im Beitrag #125Na, wenn's um Geschichten geht, ich habe auch eine.
Danke Gerd, diese Geschichte ist wirklich schön.... Ich hab da auch noch eine Geschichte aus den Kornaten, nur ein wenig Segeln aus alten Zeiten: von Zakan nach Mana. Aber bitte das mit dem Lagerfeuer nicht nachmachen, das geht heute gar nicht mehr! Viel Spaß - lg chris
Lagerfeuer war damals selbstverständlich, und niemanden hat's gestört. 1973 haben wir direkt am Salzsee Mir einen Hammel am Spieß gebraten, siehe Bild unten links, im Hintergrund der See. Der Name des Sees "Mir" hat übrigens nichts mit dem kroatischen "mir" ( = Ruhe, Frieden) zu tun, sondern kommt aus dem Lateinischen "murus" (= Mauer), weil er quasi nur durch eine Mauer vom Meer getrennt ist. Auch die Trockenmauern heißen im Kornati-Dialekt immer noch "mirina". (Ich habe ein Kornati-Buch noch aus Titos Zeiten, da steht das so drin.)
Auf dem rechten Bild sieht man das "Bife kod Mare" auf Katina 1973, damals nur ein winziges einstöckiges Häuschen mit Plumps-Stehklo unter freiem Himmel und einem einzigen langen Tisch unter dem Balkon. Der reichte für die wenigen Gäste, die sich dorthin verirrten, mehr als zehn waren es selten. Im Umkreis von 50 km gabe es keinen besseren Schinken, und der Fisch war immer ganz frisch, weil die Berufsfischer den Sozialismus so interpretierten, dass sie den besten Fisch schwarz auf Katina verkaufen durften, bevor sie den Rest in der Genossenschaft ablieferten. Heute ist dort eine Schicki-Micki-Marina, und wenn man keinen Hummer bestellt, bekommt man keinen Tisch. Ich fahre da nicht mehr hin, das ist nur noch was für Leute mit Schweizer Bankkonto und Freunde von Berlusconi. Damals lebte die alte Mara noch, aufgewachsen unter Kaiser Franz-Josef, und wir wurden von ihr mit "Bittä säähr, is gefällig" und "Chabbe-die-Äähre" bedient. Der alte Ivo war etwas krumm gewachsen und beäugte jedes ankommende fremde Boot mißtrauisch mit schiefem Blick. Wenn's ihm passte, half er beim Anlegen, passte es ihm nicht, drehte er sich um und ging weg. Einmal kam ein österreichisches Motorboot, am Bug zwei hübsche barbusige Mädels. Das passte dem sittenstrengen alten Ivo nun überhaupt nicht, und weil die Österreicher seine "Haut-ab!"-Handzeichen ignorierten, warf er ihre Leinen kurzerhand in's Wasser. Ordentlich angezogen durften sie dann aber doch festmachen.
In unseren ersten Kornati-Jahren waren wir mit dem Schlauchboot dort, siehe Bild. Das passte direkt hinter die Mole vor dem Haus, und sonst war ja meistens niemand da. Übernachten war auch kein Problem: hinten links, wo heute der Schankraum und die Toiletten sind, durften wir unser Mini-Zelt aufschlagen, zum Frühstück gab's von Mara für umgerechnet eine D-Mark Tee, altes Weißbrot zum Eintunken und Käse. Schön war's. Aber früher war ja eh alles besser...
Kod Mare, das war auch unser Anlaufpunkt ,so ab 1975. Wir kamen mit unserem Fjord-Selco 16 HT immer von der Insel Krk herunter und haben dort genächtigt. Für unser kleines Boot war immer Platz in der Innenmole und der Nachhauseweg vom "Lokal" war nicht weit. Einmal nötigte uns ein starker Jugo für mehrere Tage dort zu bleiben. Unser Wasser-u.Lebensmittelvorrat hätte locker für eine Woche gereicht, wenn wir nicht so unerfahren gewesen wären. Als im Mare nichts mehr zu bekommen war, haben wir großzügigerweise auch eine andere Bootsmannschaft zu Speis und Trank eingeladen, was gerne angenommen wurde. Als der Jugo auch nach Tagen noch heftig blies, haben wir unseren Fehler bemerkt und waren gezwungen, uns nach Sali durchzuschlagen, um wieder zu Proviant zu kommen. Wir fanden lediglich einen Platz an der Außenmole, wo es starken Schwell gab. Trotz genügend Alkohol gelang es mir nicht, im Boot zu schlafen, weshalb ich mich hinter die Mauer der Mole setzte und dort wohl eindöste (wohl auch vom Gestank der Fischfabrik). Weit nach Mitternacht sah ich im Halbschlaf plötzlich weisgekleidete Frauen um mich herum und erschrak. Dazu gesellte sich auch noch ein Uniformierter mit einer Pistole im Halfter. Es stellte sich heraus, dass die Frauen öfters zu Pausen ins Freie durften.
Andere Erlebnisse mit Einheimischen auf Ravni Zakan, Mir und den Katzen auf Lavsa vielleicht später.
Im Anhang ein Bild vom "Mare", wo auch der Kloturm zu sehen ist.
Odlicno, ausgezeichnet, liebe Freunde. Das sind die Geschichten, auf die ich gehofft habe. Danke für die bisherigen und die vielen, die hoffentlich noch kommen werden. Und klar, natürlich erzählt man lieber die lustigen, so entsteht dann vielleicht der Eindruck, früher wäre alles besser gewesen. Aber es gibt auch traurige und sehr traurige Geschichten aus den Kornaten, damals wie heute. Die lassen wir aber besser ruhen. Freu mich auf mehr! lg chris
Zitat von kornatix im Beitrag #132Ich fass' es nicht! Das blau-gelbe Schlauchboot auf Deinem Foto ist offensichtlich meins...
Du wirst es nicht glauben, aber ich habe es insgeheim gehofft!
Ist doch schön, damit kennen wir uns schon gut 40 Jahre unbewußt.
Ich bin froh, dass ich die Kornaten damals noch in der fast unberührten Form genießen durfte. Spätere Besuche, als beim Mare die große Mole gebaut war, haben mich traurig gestimmt, was aus dem beschaulichen Plätzchen geworden ist. Eines hat mich aber gefreut, dass der heutige Wirt, wenn ich einmal sporadisch nach vielen Jahren auftauche, sich noch immer an meine "Fatze" erinnert.
Vielleicht gelingt es einmal uns persönlich zu treffen, ist doch mein Freund desöfteren mit seinem Katamaran in Kukljica.
zum KATINA- Wirt ... hab ich natürlich AUCH was ! ist selbstverständlich auch sooo eine KAHLE INSEL
und die Story :
... war das 1.x bei meinem Prüfungs- Törn dort. Und Einer der Prüfer war KARL VETTERMANN ! den Baum wo unser Tisch DAMALS stand - gibt es noch. Sollte man eigentlich so eine Art DENKMAL dort aufstellen.
Danke, das sind tolle Bilder. Der mit der Brille am letzten Bild ist Vettermann? Vielleicht wäre es eine Idee, wenn sich einige der älteren Kornati-Segler hier noch einmal zusammenfinden, um einen Törn mit einem Leut zu machen? Das meine ich ganz ernst, ich wollte das immer schon mal. Und ich bin sicher wir würden schon noch Ecken finden, wo das ursprüngliche Kornati-Feeling noch lebt. Anfang Mai? Wer macht mit?
Also ihr habt wieder so schöne Fotos zu dem Thema eingestellt. Ich muss auch sagen, für mich ist es immer wieder ein supertolles Erlebnis zu den Kornaten zu fahren. Es ist einfach das Gefühl von Freiheit, Loslassen und einfach nur genießen. Ich liebe es!Für mich lohnt es sich immer!
Hallo Anna-Sophia mit deinem Worten sprichst du ganz sicher vielen Freunden dieses Forum aus der Seele. Ich denke- der von dieser Naturpracht nicht fasziniert wird/ist sollte Urlaub am Bodensee machen. Ich danke dir jedenfalls für deine netten Zeilen. Mit sehr freundlichen Grüßen Franjo Fastowitsch
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