Vor 5 Jahren habe ich auch in D ein Auto gekauft und später nach BiH überführt. Die Anmeldung dieses Autos war nicht ganz einfach. Der gesamte Ummeldeprozess ist über eine Spedition gelaufen. Ich würde dem kroatischen Freund empfehlen, sich mit einer dortigen Spedition in Vebindung zu setzen. Die können ihm sicherlich sagen, wie er die ganze Sache angehen muss.
Eine kleine Begebenheit vom letzten Urlaub. Vielleicht findet jemand eine Antwort was hier vorgefallen ist. Grenzübergang Udvar. Kroatien Richtung Ungarn. Bei Google Maps findet man fast nur negative Bewertungen. Interessant zu lesen. Auto vor uns blaues Eurokennzeichen aus Dortmund. Grenzer überprüft Papiere und dann ging Grenzer und Fahrer zum Heck und der Fahrer holte freiwillig ein gelbes Nummernschild aus dem Kofferraum heraus. Nun begann die Diskussion. Ungarischer Grenzer ist dann dazu gekommen und das ganze dauerte eine halbe Stunde.Das Fahrzeug müsste dann wieder zurück nach Kroatien. In der halben Stunde tat sich fast nichts.An anderen Übergängen hatte man das Auto recht ran fahren lassen. Was stimmte hier nicht mit dem Kennzeichen?
@recas, bei dem "ungarischen Grenzzwischenfall" kann man nur vermuten, dass da etwas nicht stimmte. Kein deutsches Auto kann zwei verschiedene Kennzeichen haben, und wenn Dein Vordermann neben dem regulären DO-Kennzeichen noch ein Kurzzeitkennzeichen im Kofferraum hatte, dann war da was faul.
@danilovgrad, BiH ist nicht in der EU. Importautos müssen dort verzollt werden, und deshalb ist es in der Tat zweckmäßiger, eine Spedition einzuschalten als den Papierkrieg selbst zu führen, auch wenn die Spedition teurer ist; die will und muss ja Geld verdienen. Für Heimkehrer, die ihr in Deutschland gekauftes Auto mit zurück nach BiH nehmen, ist die Sache vergleichsweise einfach und auch relativ preiswert. Nur zum Autokauf nach Deutschland zu fahren, rechnet sich für Nicht-EU-Bürger kaum.
Weil ich Zeit und Langeweile habe (das muss ja keiner lesen), vielleicht mal etwas Grundsätzliches zum Einkaufen im EU-Ausland: innerhalb der EU herrscht Zollfreiheit und freier Warenverkehr - mit einigen Ausnahmen. Weil jeder Staat möchte, dass seine Bürger ihr Geld im Inland ausgeben, darf man beispielsweise Zigaretten und Treibstoff nach Deutschland nur beschränkt einführen, und auch bei Kraftfahrzeugen gibt es da von Land zu Land unterschiedliche Regelungen. Mein Auto zum Beispiel ist ein Re-Import aus Dänemark, und der Kauf hat sich echt gelohnt: von den Dänen habe ich beim Export rund 35 % Steuern zurück bekommen und in Deutschland lediglich 19 % MWSt. gezahlt; macht 16 % Gewinn, bei einem 50.000-€-Auto immerhin 8.000 €. OK, ein paar Euro für die Fahrerei, die Tageszulassung und die Umschreibung kamen noch dazu, aber das war so gut wie nichts; dem Autoland Deutschland ist es ziemlich egal, wo die Deutschen ihr Geld ausgeben, Hauptsache, die MWSt. kommt 'rein.
In Kroatien ist das anders. Weil der kroatische Staat gerne möchte, dass der neureiche Kroate seinen Mercedes nicht in München, sondern in der DB-Niederlassung Zagreb kauft, hat er die ehemaligen Zollvorschriften durch landesinterne Steuervorschriften ersetzt. Früher gab es mal die trosarina, so eine Art Luxussteuer, heute gibt es neben der PDV (MWSt.) noch die PPMV (Posebni porez na motorna vozila) und die kostenpflichtige Homologacija, die im Grunde genommen nichts anderes ist als die Übersetzung der COC (Certificate of Conformity) - kurz, für seinen in München gekauften Mercedes zahlt der Kroate zwar keinen Zoll mehr, dafür aber so viel inländische Sonderabgaben, dass es sich manchmal nicht rechnet, sein Auto im Ausland zu kaufen. Das gilt insbesondere bei Privatkäufen ohne Mehrwertsteuernachweis. Die muss auf jeden Fall in einem der EU-Länder bezahlt worden sein; hat der Kroate keinen MWSt.-Nachweis (Händlerrechnung mit ausgewiesener MWSt.), sind neben dem oben Genannten in jedem Falle 25 % PDV fällig - und die wird grundsätzlich auf der Basis des Fahrzeug-Neupreises errechnet, auch wenn das Auto schon ein paar Jahre auf dem Buckel hat.
Ein privater Autokauf ohne MWSt.-Nachweis lohnt sich für den Kroaten also in aller Regel nur dann, wenn das gebrauchte Fahrzeug selbst so billig ist, dass es trotz der zusätzlichen 25 % PDV immer noch billiger ist als ein vergleichbarer Gebrauchtwagen in Kroatien = Rechenexempel! Ein Kauf beim Händler hingegen lohnt sich, wie wir ja selbst erfahren haben, fast immer. Zum Einen sind 19 % MWSt. weniger als 25 % PDV, zum Zweiten sind sowohl Neu- als auch Gebrauchtwagen in Deutschland wegen des großen Angebots grundsätzlich billiger als in Kroatien, und zum Dritten sind sie (Stichwort: Gewährleistung) in aller Regel besser gepflegt. (Angeblich verkaufen viele Kroaten ihren Gebrauchtwagen erst dann, wenn die anstehenden Reparaturen den Fahrzeugwert übersteigen.)
Zum Thema "Kennzeichen": früher gab es die roten Überführungskennzeichen, heute gibt es die nur noch für Händler (= Kennzeichen zur wiederkehrenden Verwendung, um z.B. dem Kunden eine Probefahrt zu ermöglichen). Sicherlich hat jeder auf der Autobahn schon mal so ein komisches deutsches Kennzeichen mit rotem oder gelbem Rand gesehen. Die vergleichsweise preiswerten Kennzeichen mit gelben Rand sind sogenannte Kurzzeitkennzeichen, mit denen man ein paar Tage lang überall innerhalb der EU fahren darf, die mit dem roten Rand (früher waren die mal oval) sind die wegen der Versicherung etwas teureren Zollkennzeichen, mit denen man auch in's Nicht-EU-Ausland fahren darf, beispielsweise nach BiH. Bei der Kennzeichenvergabe verfahren die deutschen Behörden unterschiedlich, StVA Dortmund: "Kurzzeitkennzeichen geben wir nur an Personen mit Wohnsitz in Deutschland aus, nicht für Ausländer, die das Auto exportieren wollen. Die brauchen ein Zollkennzeichen". Ganz anders das StVA Borken, wo wir das Auto gekauft haben: "Selbstverständlich kriegt der Kroate bei uns ein Kurzzeitkennzeichen, der bleibt ja innerhalb der EU". Fragt mich bitte nicht, wieso das so ist, aber so ist bzw. war es.
Thema MWSt.-Erstattung: meinem Freund hat man in Kroatien eingeredet, er würde beim Zoll die in Deutschland gezahlte Mehrwertsteuer zurück bekommen. Das ist absoluter Quatsch, denn die MWSt. bekommt man, wenn überhaupt, von dem Händler zurück, bei dem man den Exportartikel gekauft hat und nicht vom Zoll. Und für Kroatien wäre die MWSt-Erstattung so oder so absoluter Blödsinn, denn wenn man sich die 19% MWSt. in Deutschland erstatten ließe, müsste man statt dessen 25 % PDV in Kroatien bezahlen.
@Susanne, falls Du noch mitliest und nicht schon das Handtuch geworfen hast: sag' Deinem Freund, er möge sich bitte nichts von irgendwelchen Bekannten erzählen lassen, sondern sich bei seinen Heimatbehörden mal genau erkundigen, was es ihn zusätzlich nebenbei kostet, wenn er privat ein Auto von Dir kauft. Mein Freund hätte auch gerne meinen Gebrauchten übernommen; nachdem er dann aber gehört hat, was da so alles anfällt, ist er lieber zu einem Händler gegangen. Und dabei hat er tatsächlich rund 3.000 € gegenüber dem Kauf eines vergleichbaren Autos in Kroatien gespart.
@kornatix Sehr interessant, danke für die ganzen Informationen. Klar habe ich alles mitgelesen. Aber jetzt klappt es wahrscheinlich eh nicht, weil der Käufer (übrigens kein Freund) meint, dass ein Auto höchstens 9 Jahre und 5 Monate alt sein darf. Mein Q3 ist 9 Jahre und 6 Monate alt. Also geht es vielleicht eh nicht. Er meinte, der Zoll wird ihm mitteilen, ob sie bei dem Auto Baujahr 2011 oder 2013 ansetzen werden / egal, wann das tatsächliche BJ war....
Er hat übrigens vor Kurzem schon ein anderes Auto in DE gekauft und hat davon noch Kurzzeitkennzeichen, die 6 Wochen gelten. Die wollte er wieder hernehmen. Er meinte, dass er insgesamt 3.000 € gebühren zahlen muss in HR. Die zocken ganz schön ab. Echt eine Schikane.
P. S. Braucht zufällig jemand einen Audi Q3 top in Schuss BJ 5/2012, Tüv/Service neu
Au weia, da scheint aber einiges nicht zu stimmen. Ein Kurzzeitkennzeichen für Überführungsfahrten ist meines Wissens maximal 5 Tage gültig, und das Kennzeichen eines Autos an ein anderes schrauben, das geht schon mal gar nicht. Aber vielleicht hat Dein Kaufinteressent ja "veze", also Beziehungen, mit denen auch Unmögliches möglich gemacht wird? In Kroatien geht sowas ja noch, wenn auch nur noch selten. Oder er ist Händler und hat ein kroatisches "Proba"-Kennzeichen, das er an jedes Auto kleben darf?
Meine episch breiten Ausführungen waren für den Fall gedacht, dass Du einen ahnungslosen Freund vor einer bösen Überraschung bewahren wolltest, aber wenn der Interessent schon ein Auto in Deutschland gekauft hat, dann weiß er ja, wie der Hase läuft. Wie gesagt: für Dich ist die Sache ganz einfach: Auto abmelden, Geld nehmen, und was der Käufer dann macht, ist seine Sache. Nur einen Kaufvertrag in kroatischer Sprache - und das war ja Deine Ausgangsfrage - kannst Du Dir schenken, weil der Eigentumsnachweis durch amtliche Papiere erbracht werden muss. Den gibt es übrigens z.B. hier: https://ugovor.hr/ugovor-o-kupoprodaji-motornog-vozila . In Sachen Vertragsformulare sind die Kroaten ganz groß, die gibt es sogar für Küchenmöbel, Grundstücke und Flugzeuge.
Und was die Schikane und Abzocke durch die kroatischen Behörden betrifft, das kann man so oder so sehen. Als Freund meiner Zweitheimat finde ich es durchaus verständlich, dass die Kroaten lieber ihr Geld - Devisen! - im Lande behalten wollen. Die kroatische Bürokratie ist allerdings vom Allerfeinsten. Da geht ohne "nein, da müssen Sie noch" und "nein, da fehlt noch..." eigentlich gar nichts. Ich glaube zu wissen, wovon ich rede, ich habe dort Eigentum gekauft. Und auf eine Baugenehmigung wartet man in Kroatien locker schon mal drei oder fünf Jahre, aber das ist ein anderes Thema...
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