Sa. 26.12.2020 Bayern 18:45 Uhr Gernstl unterwegs an der Donau Von Niederbayern bis in die Wachau
So. 27.12.2020 Bayern 04:20 Uhr Gernstl unterwegs an der Donau Von Niederbayern bis in die Wachau
So. 27.12.2020 Bayern 18:45 Uhr Gernstl unterwegs an der Donau Von Niederösterreich nach Wien
Mo. 28.12.2020 Bayern 02:35 Uhr Gernstl unterwegs an der Donau Von Niederösterreich nach Wien
Von Niederbayern bis in die WachauFranz X. Gernstl und seine beiden Kumpane (Kameramann HP Fischer und Tonmann Stefan Ravasz) sind wieder auf Entdeckungstour, diesmal entlang der Donau.
Mit 2857 Kilometern ist die Donau ist der zweitlängste Fluss Europas. Von ihrer Quelle im Schwarzwald fließt sie durch zehn Länder - und mündet schließlich ins Schwarze Meer.
Startpunkt der dreiteiligen Expedition ist Donaueschingen, die Reise endet in der letzten Folge dann bei Wien.
---
Die filmische Entdeckungsreise geht weiter: Nach 600 Kilometern entlang der Donau sind Reporter Franz Gernstl, Kameramann HP Fischer und Tonmann Stefan Ravasz in Passau angekommen. In der Dreiflüssestadt münden Inn und Ilz in die Donau und machen aus dem einst gemächlichen Flüsschen aus dem Schwarzwald einen ernstzunehmenden Strom, der weiter nach Österreich fließt.
In der Ortschaft Wesenufer stehen auf einer Anhöhe über der Donau wilde Tiere und angsteinflößende Gesellen - allesamt aus Schrott zusammengeschweißt von einem Ehepaar aus Tirol. Für Annemarie und Günther Fahrner war die Donau immer schon ein Sehnsuchtsort. "Wegen ihrer mystischen Kraft, ihrem beständigen Dahinfließen. Das zwingt einen zum Loslassen." Das gefällt auch Nachbarin Lisa. Sie hat die Scheu vor der Nacktheit losgelassen. Nur mit ein bisschen Farbe bekleidet posiert sie mit den groben Gestalten fürs Fotoshooting.
Ein Stück weiter, an der malerischen Schlögener Schlinge, trifft das Team den Sozialarbeiter Gerhard Hinterberger. Er kann sogar dem Klimawandel etwas abgewinnen, weil er beobachtet, dass die Fichten absterben und die schöneren Laubbäume nachwachsen. "Wandel ist doch was Schönes, den haben wir doch alle irgendwie gern."
Franz Gernstl und seinTeam reisen weiter an der Donau entlang nach Osten und landen in Linz. Im einst tristen Industriehafen bewundern sie die größte Freiluftgalerie Europas. Die internationale Elite der Sprayer hat sich hier ein Stelldichein gegeben und 300 überdimensionale Graffitis geschaffen.
Am Stadtrand von Linz, im Ortsteil Pichling, gibt es ein Cowboy-Museum, in dem man von einem 75-jährigen Cowgirl mit einem herzlichen "Howdy!" und manchmal sogar mit einem kleinen Whisky begrüßt wird. Fünftausend wertvolle Exponate aus dem Wilden Westen hat das Ehepaar Ratzenböck zusammengetragen. Seit ihr Ehemann Fatsy gestorben ist, betreibt Ilse das Museum allein: "Zur Erinnerung an meine große Liebe."
Nächste Station ist Melk an der Donau, das Tor zur Wachau. Hier entdeckt Gernstl eine kulinarische Novität: den "Wachauer Buam" - eine mehrstöckige Torte, die gefüllt wird mit Eiaufstrich, Liptauer, Sardellenpaste, Gurkerl, Schweinebraten, Pfefferoni, Frischkäse und, und, und … So abwegig dieses überkandidelte Sandwich klingen mag: "Ungewöhnlich, aber schmackhaft", urteilt Gernstl nach dem Selbsttest.
30 Kilometer donauabwärts mitten in der Wachau liegt das Weingut Fischer. Hier ist der "Huchen-Peppi" daheim. Josef Fischer kümmert sich um den Fortbestand der selten gewordenen Huchen. Schon aus eigenem Interesse, weil er die imposanten "Donaulachse" gern isst. Der pensionierte Winzer ist ein zufriedener Mensch. Das liegt sicherlich an seiner stattlichen Zusatz-Rente von 365 Flaschen Wein pro Jahr, die er von seinem Sohn erhält, aber auch an dem Ort, an dem er lebt: "Die Donau ist ein wunderbarer, ein mächtiger Fluss. Ich freu mich jeden Tag, dass ich hier daheim bin."
Von Niederösterreich nach Wien861 Kilometer haben Franz Gernstl und sein Team entlang der Donau zurückgelegt, von der Quelle bei Furtwangen bis nach Tulln in Niederösterreich. Inzwischen ist das romantische Flüsschen aus dem Schwarzwald ein gemächlich dahinfließender Strom geworden. So häufig die Donau ihr Gesicht wechselt, so unterschiedlich sind die Geschichten, die die drei Pfadfinder entlang ihrer Ufer entdecken.
Im Hafen von Tulln liegt ein beachtliches altes Holzboot, die "Regentag". Das Segelboot von Künstler Friedensreich Hundertwasser, mit dem er in den 70er Jahren um die halbe Welt gesegelt ist. In Neuseeland hat er dann 10 Jahre auf dem Boot gelebt und gearbeitet. Seit zwei Jahren ist der Bootsbauer Tobias van Kooij auf der Regentag tätig. Der Holländer hat den Auftrag, das Schiff originalgetreu zu restaurieren. Ein Traumjob, meint er.
Und sein eigentlicher Traum? Es Hundertwasser gleichtun, sein Leben auf dem Meer verbringen.
Wenige Kilometer weiter in Greifenstein, an einem Altarm der Donau, liegt ein anderes "Traumschiff": Margarete und Thomas Micic haben den alten Schlepper eigenhändig zum Vergnügungsschiff umgebaut und betrieben. Seit drei Jahren ist die MS Gernot außer Betrieb, die beiden Kapitäne sind in Pension. Aber die zwei Wasserratten wohnen immer noch an Bord und schaffen es nicht, in ihr Häuschen auf dem Festland zu ziehen. Der Fluss scheint eine Faszination auszuüben, der man nicht so leicht entkommt.
Weiter donauabwärts liegt Kritzendorf. Ein kleiner Ort mit einem kleinen Bahnhof und einer kleinen Dame, die einen kleinen Garten betreibt. Und zwar an Gleis 2, direkt neben dem Wartehäuschen. Sie hat die Brache auf dem Bahnhofsgelände okkupiert und liebevoll bepflanzt. Die 81-jährige verbringt jeden Tag in ihrem Zaubergärtchen und freut sich darauf, 100 Jahre alt zu werden.
Dann Wien, die Donaustadt. Auf einem Flohmarkt erfährt Franz Gernstl von einem Münchner, der vor vielen Jahren zum Studieren nach Wien gekommen ist, was Wien ausmacht: "Du wirst a bissl, wurschtiger und a bissl dicker und achtest nicht mehr so auf deine Kleidung - dann bist angekommen". Wien ist keine Lifestyle-Stadt, meint er, aber das bessere München, gemütlicher.
Simmeringer Hauptstraße stadtauswärts, da wäre der legendäre Wiener Zentralfriedhof, aber da war das Gernstl-Team schon mal, deshalb heute zum Tierfriedhof. Dort wird nicht weniger getrauert als gegenüber auf dem Menschenfriedhof, "eher mehr", meint der Friedhofsdirektor. Ein Herrchen hat für seinen verstorbenen Rocky sogar ein Mausoleum aus schwarzem Marmor errichten lassen und bringt seinem geliebten Hund jeden Tag eine Tafel Milka-Schokolade vorbei.
Fröhlicher geht's am Kiosk gegenüber dem Wiener Sportklub zu. Die freundlichen Zecher meinen, der Wiener sei "klein, aber fein und nicht gemein" - obwohl man da schon anderes gehört hat. Gernstl geht der Sache nicht auf den Grund, er ist mit Roland Spöttling verabredet. Das ist der blinde Stadionsprecher des traditionsreichen Sportklubs. Roland kommentiert "mehr so aus dem Gefühl heraus." Und sein Gefühl sagt ihm, dass er einen Traumjob hat, über den er gar nicht so genau nachdenken mag. "Denn am Ende wache ich noch auf aus meinem Traum."