Eurozone und Schengen-Raum : Kroatischer Doppelwumms
Von Michael Martens - Aktualisiert am 01.01.2023-19:05
Kroatien bekommt den Euro. Die Wirtschaft feiert. Doch bei Otto Normalkroate und Lieschen Modrić herrscht „Aufrundungsangst“
Die kroatische Gemeinde Bregana ist ausländischen Reisenden entweder gar nicht oder allenfalls durch unfreiwillige Aufenthalte bekannt: Dort liegt ein Grenzübergang, an dem sich im Sommer, wenn Millionen Deutsche in Kroatien Urlaub machen (gefühlt halb Österreich kommt noch hinzu) oft lange Staus ergeben. Das sollte jedoch Vergangenheit sein, denn seit dem 1. Januar gehört Kroatien zur Schengen-Zone. Damit wird der Übergang zwischen Kroatien und Slowenien im Norden (oder zu Ungarn im Nordosten, wo sommers viele polnische Touristen einreisen) im Normalfall künftig so unsichtbar sein wie alle anderen Grenzen im Schengen-Raum. Zu Lande fallen die Kontrollen sofort weg, der Flugverkehr folgt Ende März. Ebenfalls mit Jahresbeginn hat Kroatien eine neue Währung: Die Kuna (zu Deutsch: der Marder) ist Geschichte. Stattdessen wird künftig mit Euro gezahlt.
Kroatien und die EU haben diesen kroatischen Doppelwumms am ersten Tag des Jahres mit einer Geste gefeiert: „Wegen der Bedeutung dieser zwei Errungenschaften für Bürgerinnen und Bürger Kroatiens und der EU wird Ministerpräsident Andrej Plenković EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen am Neujahrstag am slowenisch-kroatischen Grenzübergang Obrežje-Bregana willkommen heißen“, hatte das Außenministerium in Zagreb dazu mitgeteilt. Laut kroatischen Medienberichten wollen Plenković und von der Leyen danach ins nahe Zagreb fahren, dort Kaffee trinken und mit nagelneuen kroatischen Euromünzen dafür zahlen.
Von Doppelwumms-Euphorie ist in der kroatischen Bevölkerung allerdings wenig zu spüren. Eher muss wohl eine gewisse Doppelwumms-Skepsis konstatiert werden. Über die Mitgliedschaft in der Schengen-Zone ist immerhin die kroatische Tourismusbranche froh, die etwa ein Fünftel zur Wirtschaftsleistung des Landes beiträgt, so viel wie in kaum einem anderen EU-Staat. Im Gewerbe verspricht man sich vom Wegfall der Grenzkontrollen noch höhere Übernachtungszahlen als ohnehin schon. Dann dürfte das ehrwürdige Dubrovnik, dessen Altstadt vor Jahrhunderten von frommen Christenmenschen als Kulisse für die Serie „Game of Thrones“ erbaut wurde, zur Hochsaison noch gründlicher hinter oder unter spärlich bekleideten Leibern verschwinden, ebenso wie die dalmatinischen und istrischen Strände.
Zitat von beka im Beitrag #203Dann dürfte das ehrwürdige Dubrovnik, dessen Altstadt vor Jahrhunderten von frommen Christenmenschen als Kulisse für die Serie „Game of Thrones“ erbaut wurde
Manche Schreiberlinge sollten ihren Artikel besser nochmal lesen, bevor sie ihn veröffentlichen.
...na ja, das mit der Erbauung von Dubrovnik als Filmkulisse ist doch offensichtlich ironisch gemeint. Ungefähr so, wie wenn jemand behauptet, dass Winnetou gar nicht im Wilden Westen zuhause war, sondern an den Krka-Wasserfällen.
… eigentlich wollte ich die erste Arbeitswoche mit der neuen Währung meiden. Aber da mein Mann morgen zurück nach D fliegt mussten wir heute noch fix die Angellizenzen für 2023 erwerben. Also ab zum Sportfischerverein nach Zadar und mit dem ÜW in die Altstadt. Bei der PSD war eine sehr lange Warteschlange bis um‘s Eck. Die Erste Banka hat heute erst ab 13:00 für Kunden geöffnet. Bei der FINA war ebenfalls eine lange Schlange. So sind wir in die Postfiliale und haben 144,-€ zzgl 5,xy€ an Bearbeitungsgebühren gezahlt und hatten somit ruckzuck unsere Angelkarten (2 Erw. + 1 Kd.) in der Tasche. Die Dame war allerdings seeeeehr langsam mit dem Rückgeld und musste mehrfach nachrechnen mit den neuen Münzen. Das erinnerte mich an mich selbst vor 20 Jahren. Vor den Bäckereien war es eine bessere Vorstellung als im Kino, die Kunden kamen jedes mal mit fragenden Gesichtern, Selbstgesprächen und Kopfrechnen wieder raus.
Wir hatten bei einem Bäcker an der Magistrale gehalten um unsere Kunamünzsammlung weiter schrumpfen zu lassen. Dennoch bekamen wir das Wechselgeld ebenfalls in Kuna zurück. Unser Nachbar war heute beim Bäcker im Ort und dort wurden gar keine Kunas angenommen, er musste direkt in Euro bezahlen.
Im Social Media wurde bereits eine Beschwerde geschrieben und veröffentlicht :
*02. Januar 2023 - Biograd na Moru*
Es scheint, dass bereits heute, am ersten Werktag im Jahr 2023 nach der Einführung des Euros, die Preiserhöhung eingetreten ist. Ein Mitglied der Facebook-Gruppe Trn u oku...Biograd na Moru sagt: „Ich habe gerade nach der Euro-Einführung (Empfehlung der Regierung, die Preise nicht unnötig zu erhöhen „Schwarze Liste“) einige Preise überprüft. Wie die Empfehlungen umgesetzt werden, zeigt das Beispiel der Parkgebühren in Zadar und Biograd. ZADAR Zone 1 (Halbinsel, Riva – gepflastert oder asphaltiert, markiert, mit Sensoren ausgestattet): • Vor dem Euro 6,- Kuna/Std • Mit dem Euro 0,80 Euro/Std (6,03 Kuna) BIOGRAD-Zone 1 (Schotterplatz mit Wasserpfützen oder strömenden Staub): • Vor dem Euro 5,- Kuna/Std • Mit dem Euro 1,- EUR (7,53 Kuna)
Die Leute beschweren sich über massive Preiserhöhungen. Filipović berief ein Notfalltreffen ein.
MENSCHEN beschweren sich über massive Preiserhöhungen. Die sozialen Netzwerke sind voll von diversen Beispielen für zahlreiche Preiserhöhungen nach der Euro-Einführung, sei es bei Geschäften, diversen Dienstleistungen wie Friseursalons oder Parkgebühren.
Den meisten Beschwerden ist gemeinsam, dass auf eine runde Euro-Zahl gerundet wurde. Wenn zum Beispiel etwas 13 HRK kostet, ist es möglich, dass jemand es auf zwei Euro „gerundet“ hat, was deutlich teurer ist. Plenković hat gestern ein Treffen abgehalten.
Ministerpräsident Andrej Plenković hat gestern Nachmittag ein Treffen mit zuständigen Ministern und Kontrollbehörden einberufen.
Wie der Ministerpräsident in einer auf Twitter veröffentlichten Nachricht mitteilte, berief er ein Treffen mit zuständigen Ministern und Vertretern der Steuerverwaltung, der Zollverwaltung und der staatlichen Aufsichtsbehörde im Zusammenhang mit weiteren Aktivitäten zum Schutz der Verbraucher vor ungerechtfertigten Preiserhöhungen ein.
„Die Einführung des Euro ist kein Grund, die Preise für Waren und Dienstleistungen zu erhöhen“, sagte Plenković. Filipović berief ein dringendes Treffen mit den Händlern ein. Beim Treffen von Plenković mit den Ministern und den Leitern der Steuerverwaltung, der Zollverwaltung und der Staatsinspektion wurde vereinbart, dass Wirtschaftsminister Davor Filipović Vertreter von Einzelhandelsketten zu dem Treffen einladen wird.
Das Treffen, das Index inoffiziell von einer regierungsnahen Quelle bestätigt wurde, soll heute Morgen stattfinden. „Der Verbraucher darf nicht schlechter gestellt werden, als wenn der Euro nicht eingeführt worden wäre“. Was gilt eigentlich als ungerechtfertigte Preiserhöhung, die Plenković zu einer Reaktion veranlasst hat? Folgendes steht auf der offiziellen Regierungswebsite Euro.hr.
„Nach dem Grundsatz des Verbraucherschutzes darf der Verbraucher nicht in einer ungünstigeren finanziellen Lage sein, als er ohne die Euro-Einführung gewesen wäre ist erforderlich, um die Umrechnungs- und Rundungsregeln richtig und genau anzuwenden, was bedeutet, dass der Preis korrekt berechnet und angegeben werden muss, d. h. die informative Berechnung in der Währung, die amtlich war oder sein wird, muss den dem Verbraucher in Rechnung gestellten Preis korrekt wiedergeben und muss nicht auf- oder abgerundet werden. Das Verhältnis der ausgedrückten Preise in Kuna und Euro muss einer mathematischen Operation entsprechen, d. h. den Umrechnungs- und Rundungsregeln unter Anwendung eines festen Umrechnungskurses in voller Höhe.“
"Die bloße Einführung des Euro darf und ist kein gerechtfertigter Grund für steigende Produktpreise." Konkret bedeutet dies auf der Seite, dass vom Beginn der Pflicht zur doppelten Meldung bis zum Tag der Euro-Einführung zum Zwecke der Information der Verbraucher der in Kuna berechnete Preis neu berechnet und in Euro angezeigt werden muss korrekte Anwendung des festen Umrechnungskurses und der Regeln zur Neuberechnung und Rundung. „Vom Tag der Einführung des Euro bis zum Ende des doppelten Berichtszeitraums muss der in Euro berechnete Preis korrekt berechnet und in Kuna angegeben werden, um die Verbraucher zu informieren und einen festen Umrechnungskurs und Umrechnungsregeln anzuwenden und Rundung. Oberstes Prinzip der Euro-Einführung ist der Verbraucherschutz, und der Verbraucher darf finanziell nicht schlechter gestellt werden, als wenn der Euro nicht eingeführt worden wäre. Die bloße Einführung des Euro darf und ist kein gerechtfertigter Grund für die Erhöhung der Produktpreise", so die EURO HR-Website abschließend. Knežević: Die Leute beschweren sich am meisten über Kaffeepreiserhöhungen. Wir haben die Präsidentin des Verbraucherschutzverbandes, Ana Knežević, gefragt, welche Informationen sie über die Preisrundung und die daraus resultierenden Preiserhöhungen hat. „Wir haben Informationen aus der Praxis, die Leute rufen an und beschweren sich. Die höchsten Preiserhöhungen gibt es beim Kaffee, Kaffee ist am teuersten. Knežević hat es uns erzählt. „Das ist in allen Ländern passiert, die der Eurozone beigetreten sind, wir haben es am Beispiel von Slowenien, Österreich, Italien gesehen … Wir haben davor gewarnt, dass Kroatien keine Ausnahme machen würde. Auch in den genannten Ländern war das Schlimmste bei den Kaffeepreisen. In unserem Land sehen wir jetzt auch, dass es Preiserhöhungen in Bäckereien gibt, da bekommen wir auch Berichte“, sagt unser Gesprächspartner.
Wie schon im Bericht erwähnt, war das bisher in so so gut wie allen Ländern nach der Einführung des Euro der Fall. Ich erinnere mich noch gut, dass z.B. ein Kohlrabi nach der Währungsumstellung ziemlich schnell nicht mehr 49 Pfennig, sondern 49 Cent kostete. Hab ich mich damals fürchterlich drüber aufgeregt, hat mir aber auch nicht geholfen.
… anbei die aktuelle Preisliste für die Autobahnmaut (A1 ab Zagreb Lučko). Inwiefern jetzt dezent oder deutlich erhöht wurde entzieht sich meiner Kenntnis. Im www habe ich nur ein Foto ohne genauen Datum gefunden (angeblich 2021???). Dies wäre aber eine Preissteigerung von zB:
Seit gestern ist mein OTP-Banka-Onlinezugang wieder offen. Meine Kunas sind weg. Auf der Startseite steht nur noch, dass xxxx Kuna zum amtlichen Fixkurs in xxxx Euro umgerechnet wurden, und selbst die im letzten Jahr noch in Kuna abgebuchten Daueraufträge für Strom, Müllabfuhr usw. sind nur noch in Euro ausgewiesen. Die Kuna ist tot, es lebe der Euro. Und in ein paar Wochen wird dann kaum noch wer über die teilweise heftigen "Preisanpassungen" schimpfen. Bei der DM wurde der Euro damals ja ziemlich lange als Teuro beschimpft, weil man da 1 zu 2 relativ leicht umrechnen konnte. Aber wer rechnet drei Euro fuffzich für das Pivo schon in Kuna zurück? Lustig wird es erst wieder im Sommer, wenn der kroatische Postbeamte nicht mehr seine stattlichen 7.500 Kuna mit den 2.500 Euro seines deutschen Kollegen vergleicht, sondern seinen lumpigen Tausender mit dem fast Dreifachen, was der Deutsche für die gleiche Arbeit bekommt.
@kornatix Haben sie dir auch dreimal Kontoführungsgebühr abgebucht? Mir zweimal den Paketpreis, übrigens weiterhin der gleiche wie für beide Accounts (Kuna und Euro) und dann noch mal 27 Cent. Bei allen drei Abbuchungen steht Naknada za Paket und alle sind vom 1.1.23
So, jetzt fahre ich nicht mehr nach Kroatien. Keine Grenzkontrollen mehr, keine Kuna mehr, das ist gar kein richtiges Ausland mehr. Da kann ich ja gleich zu Hause bleiben. Oder nach Holland fahren. Das Wetter wird hier auch immer ähnlicher und wenn das restliche Totholz auf dem Brocken verbrannt ist, sieht sogar die Landschaft ähnlich aus.
Das Forum sollte umbenannt werden in 'Ehemaliges Kroatien Forum'. Früher war mehr Lametta.
Zitat von Kirsten im Beitrag #215@kornatix Haben sie dir auch dreimal Kontoführungsgebühr abgebucht? Mir zweimal den Paketpreis, übrigens weiterhin der gleiche wie für beide Accounts (Kuna und Euro) und dann noch mal 27 Cent. Bei allen drei Abbuchungen steht Naknada za Paket und alle sind vom 1.1.23
Mir hat die OTP seit dem 01.12. außer den Lastschriften für die Müllabfuhr und Strom gar nichts abgebucht, nur wie immer schon zweimal 0,35 € als Transaktionsgebühr für die beiden Abbuchungen und noch nicht mal die obligatorische jährliche Kontoführungsgebühr. Vielleicht kommt die ja noch, und vielleicht gelten für ein Devisenkonto andere Konditionen als für ein normales Girokonto? Keine Ahnung...
@Trollfahrer, Du hast noch was vergessen: wenn man hier nicht mehr damit protzen kann, eine besonders günstige Wechselstube gefunden, bei seinem Zimmervermieter mit Bargeldtausch ein richtiges Schnäppchen gemacht zu haben oder (wie ich) ein Devisenkonto zu besitzen, dann macht das ganze Gerede über Geld keinen Spaß mehr.
Mich betrifft es zwar nicht, aber weiß eigentlich jemand von euch Hausbesitzern und Liegeplatzinhabern, ob man seine Daueraufträge bzw. Abbuchungen für Strom usw. jetzt auch über ein deutsches Konto abwickeln kann? Überweisungen von D nach HR in Euro waren ja nie ein Problem, aber wie ist das mit Lastschriften aus HR nach D?
Zitat von kornatix im Beitrag #218wenn man hier nicht mehr damit protzen kann, eine besonders günstige Wechselstube gefunden, bei seinem Zimmervermieter mit Bargeldtausch ein richtiges Schnäppchen gemacht zu haben
Über die Neuen Preise wird es genug zu protzen geben.
Mich betrifft es zwar nicht, aber weiß eigentlich jemand von euch Hausbesitzern und Liegeplatzinhabern, ob man seine Daueraufträge bzw. Abbuchungen für Strom usw. jetzt auch über ein deutsches Konto abwickeln kann? Überweisungen von D nach HR in Euro waren ja nie ein Problem, aber wie ist das mit Lastschriften aus HR nach D?
Das würde mich auch sehr interessieren, dann könnte ich unser Konto bei der Addiko auflösen. Bei der Cistoca auf der Webseite ist der Hinweise auf die OTP und die Erste. Daher befürchte ich, dass sich am bisherigen Procedere mit den Daueraufträgen nicht viel ändern wird. Bei jedem Sepa-Lastschrift, wie bei uns, wäre super….das müsste dann auch problemlos ins Ausland gehen.
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