Hier ein Artikel aus der heutigen Spiegel-online Ausgabe.
NIE WIEDER SCHUHE KAUFEN Auf nacktem Fuß das Pflaster treten
Von Sebastian Wieschowski
Andere Frauen horten Schuhe. Steffi Lutz besitzt nur ein einziges Paar. Und das verstaubt im Schrank. Die Studentin läuft lieber barfuß über Gras, Steinchen und Matsch - und wird wegen ihrer Dreckfüße oft aus Geschäften geworfen.
Ein frostiger Wintertag in der Münchner Innenstadt: Der Boden ist kalt und feucht, aus weißem Schnee und festgefrorenem Eis wird dunkelbrauner Matsch. Steffi Lutz hat es eilig, muss ein Geschenk für eine Freundin besorgen. In der belebten Kaufingerstraße steuert Steffi eine Boutique an. Doch bevor sie sich das Handtaschensortiment in dem kleinen Lädchen ansehen kann, ist die Einkaufstour beendet - ein Verkäufer starrt der Studentin ungläubig auf die nackten Füße: "Wie können Sie bei dem Wetter so herumlaufen?", fragt er.
Die Erklärung der 24-Jährigen: "Weil's einfach angenehm ist." Der Verkäufer nickt geduldig, doch barfüßige Kundinnen sind hier nicht erwünscht: "Ziehen Sie sich doch schnell festes Schuhwerk an, dann sind Sie hier herzlich willkommen", schlägt er vor. Das kommt für Steffi nicht in Frage. Sie will keine Schuhe anziehen. Nie wieder.
Steffi ist Anhängerin der "Barfußbewegung". Egal ob es regnet, schneit oder vierzig Grad heiß ist - die Lehramtsstudentin aus Regensburg läuft mit blanken Füßen durch die Gegend. "Es ist einfach geil, sich hundertprozentig frei bewegen zu können, jeden Schritt zu spüren, die verschiedenen Bodenbeläge direkt zu erfassen", sagt Steffi. Der Spaziergang werde dann zur regelrechten Fußmassage - mit Gras, Sand, Steinchen oder Matsch. Schuhe findet Steffi zu teuer und unbequem.
Da drückt der Schuh
Wenn sie morgens zur Uni geht oder mittags durch Regensburger Parkanlagen spaziert, lässt Steffi ihr einziges Paar Schuhe im Schrank stehen: "Ich hab mit dem Barfußgehen angefangen, als ich sechzehn war. Fands im Sommer super bequem und hab es dann auch mal an einem Regentag ausprobiert", sagt die Studenten. Seitdem will Steffi den direkten Kontakt zum Boden. Ob im Kino, im Supermarkt oder im Bus - sie zieht das durch.
Seit in den Sechziger Jahren erstmals Hippies bewusst die Schuhe auszogen, um in der Öffentlichkeit aufzufallen, wählten viele junge Menschen die Fortbewegung auf nackten Füßen - heutzutage allerdings nicht mehr als Protestform.
Unterstützung bekommen Barfüßler wie Steffi von zahlreichen Experten: "Beim Barfußlaufen auf natürlichem Untergrund wird der Fuß ausgesprochen gut bewegt und die Sensomotorik geschult", sagt beispielsweise Nils Stenbock-Fermor vom Deutschen Orthopäden-Verband. Die Zehen seien ohne Schuhe frei beweglich und auch die Muskeln würden optimal gefordert, weiß Daniel Frank von der Deutschen Assoziation für Fuß und Sprunggelenk und erklärt: "Viele Deformierungen, mit denen man sich heutzutage in der Medizin plagt, sind auf zu enge Schuhe oder Schuhe mit Absätzen zurückzuführen."
Barfuß hinter dem Steuer
Um schuhlosen Spaziergängern eine Spielwiese zu bieten, wurde bereits 1999 ein Barfußpark in Dornstetten bei Karlsruhe eingerichtet. Weil das jedoch zu weit ist, plant Steffi im Internet gemeinsame Aktionen mit anderen Barfüßlern, über Webforen und in StudiVZ-Gruppen tauschen sich die Barfußläufer aus - über barfußfreundliche Innenstädte und barfußfeindliche Professoren.
Denn nicht immer ist die nackte Fußpracht erwünscht: "Ich muss schon ständig damit rechnen, dass ich irgendwo im Laden von einer Verkäuferin angefahren werde", sagt Steffi. Besonders in Geschäften, die auf Etikette wert legen, seien nackte Füße nicht gern gesehen. Doch auch im Supermarkt hat die Studentin immer wieder Stress: "Ich bekomme mindestens einmal pro Woche gesagt, dass die anderen Leute mit ihren Schuhen den fiesesten Dreck in den Laden schleppen und ich mich nachher ja nicht beschweren soll, wenn meine Füße absterben."
Auch zu Hause trifft ihre Lebenseinstellung auf wenig Verständnis: "Mein Vater behauptet noch immer steif und fest, dass man barfuß nicht Auto fahren darf", sagt Steffi. Doch das ist nicht ganz korrekt: Die Straßenverkehrsordnung stellt klar, dass der Fahrer die Verantwortung für die Verkehrssicherheit des Fahrzeugs und seine Bedienung hat. Ein explizites Barfußverbot existiert nicht. Steffi fühlt sich sicher: "Ich finde, dass man mit den nackten Füßen ein viel besseres Gefühl für das Gaspedal hat und präziser beschleunigen kann."
Ärgerlich wird es nur, wenn der Fahrer aufgrund seiner Barfüßigkeit vom Pedal rutscht - dann drohen Straf- und Schadensersatzzahlungen, wie beispielsweise das Oberlandesgericht Bamberg entschied.
Warnungen vom Hausarzt
Doch um solche Risiken kümmert sich Steffi nicht. Ihre größte Sorge: fiese Glasscherben, rostige Nägel oder scharfe Kanten. Denn Verletzungen treten beim Nacktspaziergang immer wieder auf: "Schnitt- und Stichwunden oder Insektenstiche stehen mehr oder weniger auf der Tagesordnung", sagt die Studentin. Deshalb sei eine Impfung gegen Wundstarrkrampf für jeden Barfußläufer ein Muss.
Auch nachdem sich Steffi die Tetanusimpfung beim Hausarzt abgeholt hatte, war dieser von der Leidenschaft seiner Patientin alles andere als begeistert: "Er hat mich davor gewarnt, dass ich durch den harten Boden meine Füße überanstrenge", sagt Steffi. Es stimme schon, dass die Füße irgendwann durchgelatscht sind, räumt sie ein. Ein dumpfer Schmerz im Fußballen erschwere jeden weiteren Schritt. Und im Sommer drohen Brandwunden auf heißem Asphalt.
Gesundheitsexperten raten den Barfußläufern deshalb, immer ein paar Schuhe für den Notfall dabei zu haben, wenn der Untergrund plötzlich fußfeindlich wird. Für einen echten Barfüßler kommt das jedoch nicht in Frage. Steffi: "Ich kann mir im Moment einfach nicht vorstellen, jemals wieder Schuhe zu kaufen."
Ich frag mich, ob die dann irgendwann mal auch barfuß in die Schule latschen will... Ich denke mal, das Verständnis der Kollegen und Eltern würde sich in Grenzen halten.
In Antwort auf:Ich denke mal, das Verständnis der Kollegen und Eltern würde sich in Grenzen halten.
Hm, ich glaube ich müsste mich sehr sehr anstrengen sie ernst zu nehmen.
P.S. Aha, die drolligsten Beiträge sind mal wieder einem engagierten Zensor zum Opfer gefallen, der im Ursprungsthread geradezu Kahlschlag betrieben hat.
Schade drum, war ´ne lustige Sozialstudie. War´s mal wieder zu unseriös ?
Wenn jemand so gesund ist,und im Winter barfuss laufen kann ohne Probleme,Warum nicht? und das Problem matschige Fuesse, die kann mann genauso an den Fussmatten abtretten,wie die Schue. Ich habe in meine Kindheit,leider,leider,barfuss laufen muessen,und heute geht es nicht,obwol in sommer und freizeit wuerde ich gerne barfuss laufen koennen.
Mir ist lieber etwas zu haben was ich nicht brauche, als etwas zu brauchen was ich nicht habe
In Antwort auf:Im Thread über die Seeigel fehlt fast alles, was Erika überhaupt so amüsant gemacht hat.
Ich habe jetzt noch mal alles durchgelesen und bin auch der Meiung, das hier Beiträge fehlen. U.a. auch ein Bild von der Erika, barfuss natürlich. Gab es vielleicht noch einen Beitrag?
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