In den kroatischen und slowenischen Medien wird jetzt schon über eine Woche ausführlich darüber berichtet, daß es schon wieder, einen neuen Grenzkonflikt zwischen Kroatien und Slowenien, diesmal nicht am Meer, sondern im Landesinneren, gibt. Der Fluss Mura, nordlich von Varazdin, bildet seit jeher, die Grenze zwischen Kroatien und Slowenien und der Grenzverlauf war bisher nie strittig. Weil die kroatischen Behörden damit begonnen haben, auf ihrer Seite eine dringend notwendige Uferbefestigung zu bauen, ist es zu diesem Konflikt gekommen und von slowenischer Seite werden auf einmal Gebietsansprüche erhoben. Auf beiden Seiten wurden Polizeikräfte aufgeboten und die beiden Ministerpräsidenten, Sanader und Jansa, haben sich schließlich gestern, zu einer Sonderkonferenz, vor Ort getroffen.
Was mich in diesem Zusammenhang wundert, ist die Tatsache, daß man über diese Ereignisse, in den westlichen Medien, so gut wie gar nichts, erfahren kann. Wenn hier ein Polizeibeamter erwischt wird, der 20 Jahre ohne Führerschein gefahren ist, kann man das Tags darauf, aus allen nur Möglichen Zeitungen, und schliesslich auch hier im Forum erfahren. Darüber, daß es zu einem solchen Konflikt gekommen ist, erfährt man so gut wie nichts. Kann mir das bitte mal jemand erklären.
Hi Saline, sowas interessiert die westliche Welt im Moment absolut nicht. Bomben in Eisenbahnen in D, die ganzen Konflikte in Vorderasien. Wen interessieren ein paar Quatratkilometer in SLO oder KRO, wenn man da eigentlich nur urlaubt?
In Antwort auf:Wen interessieren ein paar Quatratkilometer in SLO oder KRO, wenn man da eigentlich nur urlaubt?
Vor allem, da der Grenzkonflikt ja schon seit über einem Jahrzehnt besteht. Da muss schon mehr vorfallen, dass die westlichen Medien darüber berichten.
@ Soline Aber ich gehe mal davon aus, dass die Frage eh nur rethorischen Charakter hat, da du die Antwort darauf sicher selbst geben kannst.
Aber es ließe sich eine riesige Diskussion aus dem Thema machen:
In Antwort auf:Viele meiner Bekannten (so isses) wissen mit KRO überhaupt nichts anzufangen
Nördlich der Weisswurstlinie sind mehr als 50% der Ansicht, dass es immer noch Jugoslawien ist und teilweise, dass immer noch irgendwo dort Krieg ist jetzt anscheinend um ein paar cm2
Zitat Nördlich der Weisswurstlinie sind mehr als 50% der Ansicht, dass es immer noch Jugoslawien ist und teilweise, dass immer noch irgendwo dort Krieg ist
nicht nur nördlich, in der eigenen Familie höre ich immer wieder, na - warst heuer wieder in Jugoslawien...?
Wie in westl. Medien mit Kroatien umgegangen wird, zeigt ein Beispiel von heute: Unter http://www.spiegel.de/sport/fussball/0,1518,435015,00.html wird berichtet, daß 3 Spieler aus dem Kader der Nationalmannschaft, für das nächste Spiel gestrichen worden sind. Über die Sache an unserer Grenze, die vorige Woche abgelaufen ist, bisher kein einziges Wort. Ich warte noch auf die Antworten der Experten!
In Antwort auf:Ich warte noch auf die Antworten der Experten!
Ich dachte da bist du selbst Experte. Das Thema wirkt, gerade im Zusammenhang mit dem Fussball-Link, doch etwas arg schwammig. Und dieser Satz macht das Ganze noch weniger greifbar:
In Antwort auf: Wie in westl. Medien mit Kroatien umgegangen wird, zeigt ein Beispiel von heute:
Soline, sei doch froh, daß in den westlichen Medien nicht darüber berichtet wird. Das würde wieder potentielle Kroatienurlauber davon abhalten, dort Urlaub zu machen, da sie sich in ihrem (Vor-)Urteil bestätig sehen, daß dort immer noch Streitigkeiten zwischen den Ländern herrschen. Und angesichts der politischen Großwetterlage ist es ja wirklich eine Bagatelle.
In Antwort auf:Über die Sache an unserer Grenze, die vorige Woche abgelaufen ist, bisher kein einziges Wort. Ich warte noch auf die Antworten der Experten
Ich habe auch noch nie etwas über die Grenzkonflikte zwischen Slowenien und Kroatien in den hiesigen Medien gelesen, lediglich war vor längerer Zeit mal ein kleiner Artikel auf einer Internetseite. Wie schon im Thread erwähnt interessiert das hier in Deutschland derzeit (noch) keinen, Bombentrolleys und der Libanon stehen im Vordergrund.Lediglich das Thema Kosovo wird in den Medien immer wieder erwähnt, jedoch mit geringer Intensität.Und die Gefahr, daß Touristen aus der Region SL/HR fern bleiben könnten, wenn von neuen Konflikten im Bereich der ex-Jugo Staaten die Rede ist, scheint durchaus realistisch.
Ich finde, man sollte das nicht unterschätzen, und die EU sollte mit dafür sorgen, daß die besagten Probleme zwischen Slowenien und Kroatien bald ausgeräumt werden, ehe die Sache plötzlich eskalieret.Dann ist wirklich alles zu spät.Dann hat die Region für immer, ewig und alle Zeit fertig ! Ich halte es zwar für unwahrscheinlich, aber nicht ausgeschlossen.
Eine zusätzliche Information: Allein die Bilder, die man gestern Abend, im kroatischen und slowenischen Fernsehen sehen konnte und die auch heute im Internet zu sehen sind, zeigen, daß dieser Konflikt von slowenischer Seite dazu benutzt wird, eine Demonstration von Macht und Stärke vorzuführen. Weil ein paar slowenische Fernsehreporter, die die Grenze nach Kroatien illegal überschritten haben, von einer gemischten (d.h. 2 kroatischen Polizeibeamten und 1 slowenischer Polizeibeamter) Polizeistreife festgehalten, nicht festgenommen, wurden, ist sofort eine Spezialpolizeieinheit, schwerbewaffnet an der Grenze erschienen, als wenn jeden Augenblick ein Krieg ausbrechen würde. Mein slowenischer Freund und Nachbar sagte heute morgen zu mir: "Regt euch doch nicht auf. Erkennt ihr nicht, daß es sich "nur" um ein Spiel slowenischer Politiker handelt, die sich innerhalb ihrer eigenen Koalitionsregierung nicht einig sind und auf diese Art und Weise, in der Vorwahlkampfzeit Wählerstimmen für sich gewinnen wollen." Die Regierungschefs beider Länder, hatten sich am Samstag vor eine Woche, auf eine Regelung geeinigt, die bis gestern auch von beien Seiten eingehalten worden ist. Nun droht gar der slowenische Aussenminister Rupel, entgegen jeder diplomatischer Gepflogenheit damit, die Europäische Komission in Brüssel von diesen schweren Vorfällen zu informieren, damit vor einem Beitritt Kroatiens zur EU, die aus Sicht der Slowenen strittigen Grenzfragen, geklärt werden. Das erst jetzt, ein Teil der westlichen Medien darüber berichtet, kann ich immer noch nicht verstehen.
"Slowenien: Aufregung um Grenzzwischenfall mit Kroatien
Slowenien hat bei der kroatischen Regierung heute wegen der Festnahme mehrerer Journalisten im umstrittenen Grenzgebiet am Mura-Fluss protestiert. Slowenien werde über den Zwischenfall auch die Europäische Union informieren, sagte Außenminister Dimitrij Rupel in Ljubljana.
Gestern Nachmittag besetzten schließlich mindestens 50 slowenische Polizisten aus Spezialeinheiten das nördliche Ufer des Grenzflusses und sicherten damit das slowenische Staatsterritorium ab, berichten slowenische Medien.
Umstrittene Grenzziehung
Die Verhältnisse an der Grenze haben sich in der letzten Zeit verschlechtert, weil die kroatische Regierung beschlossen hat, am Nordufer der Mur (Mura) einen Damm zum Schutz gegen Überschwemmungen aufzubauen. Dieses Gebiet gehört nach slowenischer Auffassung dem slowenischen Staat, aber die Grenzen kroatischer Katastergemeinden reichen auch über den Fluss.
Diese Katastergrenzen sind nach kroatischer Auffassung kroatisches Staatsgebiet. Daraus entstand eine Kontroverse, die immer wieder zu Streitigkeiten führt.
"Nicht unterschätzen"
Slowenien wolle die Lage an der slowenisch-kroatischen Nordgrenze nicht dramatisieren, aber die Gefahren für die Verschlechterung der Beziehungen zum Nachbarstaat auch nicht unterschätzen.
Das sagte der slowenische Regierungschef Janez Jansa gestern Abend am Rande einer Dringlichkeitssitzung der Chefs aller im Parlament vertretener Parteien.
Die spätabendliche Nachrichtensendung des slowenischen Fernsehens war fast zur Gänze der gespannten Lage an der Murgrenze und den äußerst scharfen Reaktionen aus Zagreb gewidmet."
wenn Du Dich von wissenschaftlicher Seite mal darüber informieren willst, warum was in den Medien landet oder auch nicht, dann google mal nach "Nachrichtenwertforschung". Der Wikipedia-Artikel ist als Erstinformation nicht schlecht:
Entscheidend bei der Auswahl sind verschiedene Aspekte. Einer der wichtigsten ist die "Nähe" des Rezipienten zum Geschehen. Und dabei ist natürlich die MASSE der Rezipienten, die für den Journalisten in den deutschen Medien interessant ist, gemeint und nicht die Minderheit in Deutschland lebenden Kroaten und Kroatienfans bzw. Slowenen und Slowenien-Fans. Es gibt die räumliche und die emotionale Nähe. Und das muß man nüchtern sehen: Kroatien / Slowenien fällt nicht unter räumliche Nähe, denn darunter werden in erster Linie Dinge verstanden, die räumlich sehr nah sind - also weniger Auslandsthemen. Diese haben dann einen Nachrichtenwert bei "Nähe", wenn sie sich unmittelbar in unseren Alltag auswirken, auch wenn das Ereignis räumlich weit weg ist, oder wenn sehr viele Deutsche betroffen sind. Und was die emotionale Nähe angeht: Bei Dir und bei manch anderem von uns besteht eine hohe emotionale Nähe zum Thema. Darum ist für Dich / uns der Nachrichtenwert dieser Meldung sehr hoch. Aber mindestens 98% der Deutschen ist das so wichtig, wie wenn in China ein Sack Reis umfällt, ob sich da unten in "Jugoslawien" (das in uninteressierten Köpfen ungebrochen existiert) wieder irgendwer um eine Acker streitet. Entsprechend wird ein Journalist den Nachrichtenwert "Nähe" für dieses Thema sehr gering ansetzen.
Dann gibt es auch noch den Nachrichtenwert "Relevanz" und auch da sieht es wenn der Papst in Deutschland ist, deutsche Solaten in den nahen Osten gehen und in Montreal ein irrer Kinder erschiesst nicht so gut aus für unser Gerangel über ein Flußufer. Dafür müsste erst was passieren: Sollte etwas sowas wie ein Krieg ausbrechen (Gott behüte), dann würde der Nachrichtenwert "Relevanz" und der "Konflikt" in die Höhe gehen und wir würden davon hören.
Das ist jetzt mal so ganz grob. Die Auswahl von Nachrichten ist ein wichtiges Forschungsfeld in der Kommunikationswissenschaft / Publizistik. Aber wenn Du Lust hast - man findet bei google einige Treffer dazu und kann sich bei Interesse einlesen.
Und die in Deutschland lebenden Kroaten informieren sich in erster Linie über ihre Heimatzeitungen, und da steht ja genug von den Vorfällen an der slowenischen Grenze drin.
Ich danke dir sehr herzlich für deine Ausführungen, die sehr sachlich und anschaulich sind. Es ist aber leider zu befürchten, daß dieses Thema, auch bald für die westlichen Medien relevant wird. Hoffentlich aber nicht!
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