Zitat von cabrio Für mich ist und bleibt Sky das beste Fernsehen.
Yep, es geht nix über Sky
Dort zeigen sie einem den Film gleich 20 Mal hintereinander, so dass keiner sagen kann, er hätte es nicht verstanden und die sorgen sich so um das Wohl unsere Kinder, dass selbst Spiegel-Geschichte meistens unter Jugendschutz steht
Mich wunderts nur, dass sie die Formel-1 oder den Fußball noch nicht kodiert haben
Was bin ich froh, dass ich Hobbies habe, und mich dieser ganze TV-Mist (egal ob öffentlich Rechtliche, privates oder Pay-TV) net interessiert. Aber ihr wolltet mit dieser ganzen Diskussion wahrscheinlich sowieso die ganze Zeit nur darauf hinaus, dass man im ehemaligen YU nur wenig bis gar nicht Fernseher geguckt hat, richtig???
Wenn wir schon bei Thema Fernsehen sind und Beka gleich die Fernsehsendungen für das ganze Jahr hier postet kurze Info Wir haben noch den ersten Farbfernseher der in Yugozeit verkauft wurde Weiß nicht welche Marke. Weiß nur der geht noch und steht unter dicken Staubschicht rum
Nö, ich gucke keine Filme (habe ich auch in Yugozeiten nicht getan), weder bei den Öffentlichen noch bei den Privaten Die Privaten gehen mir wegen der ständigen Werbung einfach auf den Keks, das ist der alles. Das Wenige, was ich anschaue/anschauen will, kann ich mir durchaus bei ARD & ZDF zu Gemüte führen
Meine Erinnerungen bzw. Erlebnisse mit Jugoslawien
Da gibts zweierlei zu erzählen. Zunächst einmal die Kindheitsurlaube 1977 in der Nähe von Split und 1983 in Portoroz. 1977 saß der kleine Frank hinten im Auto bei einer 2 Tagesfahrt nach Split. Kann mich noch an den Zwischenstopp in Kransjka Gora erinnern und an die Zollbeamten die richtig unfreundlich wurden, als mein Vater nicht an die grüne Versicherungskarte dachte. Der erste Teil der Fahrt bis eben hinter den Wurzenpaß war ja ganz schön, aber der 2.Tag war der helle Wahnsinn-1h Stau in Ljubljana und dann 4h Stau in Rijeka. Gar nichts ging da weiter und es waren ja noch 400km zu fahren! Papa erzählte immer was von einer Autobahn namens Adria Magistrale, aber das war ja gar keine Autobahn. Naja, irgendwann mitten in der Nacht kamen wir dann da an. Ein paar Bilder von dem Urlaub gibts noch. Kann mich auch noch daran erinnern daß mir die Armbanduhr geklaut wurde. Das Hotel war nicht schlecht aber auch nichts besonders. Vor vier Jahren bin ich da mal wieder vorbeigekommen-mittlerweile ist das ein Luxuskasten. 1983 dann Portoroz. Nach mehreren Italienurlauben wollten wir mal wieder nach Jugoslawien. Aber so toll war das dann auch nicht. Die Strände waren nicht unbedingt aufgeräumt und das Essen im Hotel Emona war irgendwie der typische kommunistische Einheitsfraß den es halt so gab. Leider wurde uns dann der Urlaub auch noch von Quallen vermasselt, mit denen ich auch schmerzhaft zusammengestoßen bin. Konnte mir Tage lang die Haut an der Stelle abziehen-seitdem hab ich gehörigen Respekt vor diesen Viehern. Und als ich aus dem Wasser kam, hatte mich auch noch eine Wespe gestochen. Am Abend blieb dann auch noch während eines Gewitters der Hotelaufzug kurz stehen-nein, so toll war dieser Urlaub irgendwie nicht. Dann kamen die Jahre 1984, 1986, 1987 und 1989, die mich aus einem ganz anderen Grund nach Jugoslawien führten und zwar immer nach Pula bzw. Verudela. Mein großes Hobby ist Schach und das spiele ich auch vereinsmäßig und bis zum Zerfall Jugoslawiens war immer Mitte Mai in Pula das größte Turnier der Welt, was die Anzahl der Teilnehmer betrifft. Über 2000 Leute spielten dort mit. Jeweils 4 Personen in einer Mannschaft und die Teams waren dann in verschiedenen, nach der Stärke orientierten, Gruppen auf die Hotels auf der Halbinsel Verudela verteilt. Es waren dort Mannschaften aus ganz Jugoslawien am Start, oftmals Betriebsmannschaften, die ihr Engagement von den jeweiligen Unternehmen sogar gesponsert bekamen. Man muß wissen daß Jugoslawien nach der UDSSR als stärkste Schachnation auf der Welt galt und das Spiel hatte dort auch einen ganz wichtigen Stellenwert. Organisiert hatte das Turnier Arenatourist und es waren auch ausländische Mannschaften zugelassen und so waren viele Österreicher auch am Start und ein paar Teams auch aus dem südlichen Deutschland. Für uns war es immer eine tolle Abwechslung und eine gelungene Mischung aus Hobby und Urlaub. Vormittags wurden die Partien gespielt und nachmittag hatte man dann zur freien Verfügung. Entweder war man am Strand oder man hatte den dann spielenden Großmeistern im Hotel Brioni über die Schulter gesehen. Auch konnte man billige und sehr gute Schachliteratur erwerben. Erlebnisse hatte man natürlich viele während der Zeit und insgesamt war es eine tolle Völkerverständigung und es wurden auch echte Freundschaften und Brieffreundschaften geschlossen. Leider ist dieses Turnier dem Zerfall des Vielvölkerstaats zum Opfer gefallen. Ich war im Jahr 1992 noch mal dort und es waren nur ein paar kroatische Mannschaften dort und gerademal 200 Mann insgesamt. Irgendwann wurde es dann ganz eingestellt. Immerhin gibt es seit ein paar Jahren in Pula im Juni ein offenes Einzelturnier, welches sich einer zunehmenden Beliebtheit erfreut. Aber natürlich kommt nichts an das Flair des früheren Mannschaftsturniers heran.
Von den Schachturnieren hatte ich noch nie etwas gehört, obwohl ich in diesen Jahren auch einige Male in Jugoslawien war (auch mal 1978 in Pula, allerdings nicht im Mai; wenn ich mich richtig erinnere, war es im Juni), und außerdem selber Schach gespielt habe, wobei mein "Können" allerdings nicht für ein Turnier gereicht hätte
Ich spiele bei Schlechtwetter online auf Yahoo mein höchster Wert lag bei 1641... also Hausmeisterstatus.
Hey, so schlecht ist das gar nicht. Damit könntest Du locker in jedem Verein mitspielen. Meine aktuelle Zahl ist 1963. Diese Zahl (für Nichtschachspieler bzw. Nichtvereinsspieler: ist so ähnlich wie beim Tennis und es gibt aufgrund dieser Zahl, die nach jedem Turnier neu berechnet wird, eine im Prinzip weltweite Rangliste) mußte man auch immer vor diesem Mannschaftsturnier 4 Wochen vorher mitteilen, damit die die Mannschaft (da wurde dann der Durchschnitt genommen) richtig in die entsprechende Gruppe einteilen konnten. Es gab insgesamt so um die 30 Gruppen mit jeweils etwa 15 Mannschaften und ich hab immer so zwischen der 10.und 18.Gruppe gespielt. Wir waren ja immer mit mehreren Mannschaften vor Ort und einmal hatte die Erste einen Bundesligaspieler zur Verstärkung mit dabei und dann durften sie in der 4.Gruppe mitspielen und die haben sich da dann auch ganz achtbar geschlagen. Bzgl. des Spielmaterials mußte man immer 2 Garnituren dabeihaben und die anderen 2 Bretter hatte ja dann der Gegner dabei. Gefürchtet waren dabei immer grün-weiße Bretter oder ähnliches gewöhnungsbedürftiges Spielmaterial. Rauchverbot gab es damals auch noch nicht beim Schachspielen (heute schon seit bestimmt 15 Jahren Standard), so daß man auch da als Nichtraucher so einiges manchmal mitmachen mußte. Das Gehuste und Gekrächze in manchen Turniersälen erinnerte auch eher an ein Lungensanatorium. Aber trotzdem: es war jedes Jahr ein tolles Erlebnis! Manche Jugoslawen hatten gegen uns dann außerhalb des Turniers auch mal um Geld gespielt. Das waren nur 50 Pfennige pro Partie-für uns war der Verlust erschwinglich und die freuten sich über die Einnahmen. Auf diese Art und Weise konnte man mal gegen die Stars antreten und bekam dann auch gleich seine Grenzen aufgezeigt. Es gab Sitzgruppen in Hotels, da wurde 24h um die Uhr gespielt und als denen dann mal ein schwarzer Läufer abhanden kam, wurde eine Streichholzschachtel auf das entsprechende Feld gestellt. Lustig war auch der abendliche Gang durch die Appartementsiedlung auf der Halbinsel Verudela, die natürlich während der Zeit voll belegt war. So ziemlich aus jedem Zimmer hörte man das Klacken der Schachuhren und die Leute standen im Schlafanzug um die Bretter herum. Da kann man schon viele nette Anekdoten erzählen... Die Bedeutung des Schachspiels für das Land erkennt man auch heute schon ganz einfach daran, daß das Schachbrett in der kroatischen Landesfahne zu finden ist.
Zitat daß das Schachbrett in der kroatischen Landesfahne zu finden ist.
Für diejenigen die die Geschichte nicht kennen.
Eine Legende besagt, dass der in venezianische Gefangenschaft geratene kroatische König Stjepan Držislav († 997) sich durch einen Sieg im Schachspiel gegen das Staatsoberhaupt der Republik Venedig Pietro II. Orseolo († 1009) die Freiheit erspielte und somit ein Blutvergiessen verhinderte. Fortan sollte das Schachbrett-Muster (kroat.Šahovnica) in der Farbe des Blutes das Wappen der Kroaten sein.
Zitat von PretenderSag wie habt ihr eure Konzentration gesteigert bzw. hat man sich vorher mit Vitaminen, Präparaten etc. aufgeputscht. ?
Also zum einen kenne ich keinen Schachspieler, der das nötig hat. Und bei uns "Amateuren" wäre so etwas auch wirklich übertrieben. Es gab bei dem Turnier auch nicht viel zu gewinnen. Vielleicht in den oberen Gruppen bei den Profis-das weiß ich nicht. Bei uns jedenfalls ging es fast nur um die Ehre-wir spielten damals und auch heute eben einfach gerne Schach. Nichtsdestotrotz gab es für die ersten drei Mannschaften einer jeden Gruppe Urkunden und auch Medaillen und einmal wurden wir Dritter und diese Bronzemedaille hat in meiner Vitrine einen Ehrenplatz.
Beim Recherieren für unseren diesjährigen Adria-Urlaub bin ich auf Euer Forum gestoßen; und auf dieses Thema: Echt großartig, was da so alles zu lesen und sehen ist!
Ich persönlich (als Tourist) heule dem alten Kroatien sehr nach, aber auch dieses Land hat sich, wie viele andere Länder auch, eben geändert.
Und auf unseren Reisen durch den Balkan bin ich oft auf der Suche nach der Ursprünglichkeit des Landes; vielleicht auch, weil ich damals als Kind so eine tolle Zeit an der Küste verbringen durfte.
Hier ein paar Erinnerungen (wie von Euch aber eh auch schon oft beschrieben...): (Ich bin ein 1968er, und war jedes Jahr seit '69 "unten") Die damalige Anreise mit PKW über Bundesstraßen, immer bei Nacht gefahren. Das Auto natürlich vollbepackt, wir Kinder lagen quer zur Fahrtrichtung in "Bettchen". Der Balkan begann damals schon kurz nach Graz, und so richtig an der Grenze Spielfeld/Sentilj. Meines Wissens wurden wir aber nie kontrolliert, obwohl auch wir genug "Geschenke" für unsere Zimmervermieter im Auto hatten.
In den wenigen Straßentunnels war es für uns Kinder "Sport" den Atem die gesamte Durchfahrt des Tunnels anzuhalten! Ich kann mich noch an die Worte meiner Mutter zum Vater erinnern:"Bitte fahr schnell durchs Tunnel!" (Wir Kinder waren sehr ehrgeizig...) An das "scht scht scht scht" kurz vor Rijeka kann ich mich auch noch gut erinnern (wie hier ein anderer user bereits geschrieben hat): Das waren die alten, kurzen Mauerblöcke, verbunden mit Eisenstangen(??), welche dieses lustige Geräusch verursachten. Ich bilde mir ein, die standen vor ein paar Jahren noch dort auf der Straße von Rupa runter zum Meer. (Oder stehn die gar heute noch?)
Im Morgengrauen dann bei Rijeka das Meer erblickt: So schön! Und dann weiter zur Fähre nach Cres, bei Brestova. Dort schlängelte man sich die Serpentinenstraße hinunter und hatte vor der großen Warteschlange zur Fähre Angst. Angeblich waren das bis zu 8 Stunden Wartezeit...Wahnsinn, eigentlich. Was sind wir heutzutage nur für Weicheier...?
Meine Eltern erzählen, dass die Inselstraße Porozine - Mali Losinj zu frühesten Zeiten noch Makadam war, und wir somit für die (heute lächerlichen) 60 km bis Martinscica nochmals 3 Stunden gebraucht hatten.
Meine Eltern waren echt gerne am Meer, und so konnten wir vor der Einschulung manchmal sogar 3 oder 4 Monate in Jugoslawien verbringen. In Erinnerung noch die Kellner mit schwarzer Hose und weißem Hemd, die Cevapcici und sonstiges auf der Speisekarte (mein erster Fisch als Kind war Oslic, da kaum gefährliche Gräten). Lt. meinem Vater war unser Urlaubsbudget damals 1000,- Dinar, was in etwa 2000,- ATS entsprach. Ich glaube, bei Slasticarna kostete später (Mitte 70) eine Kugel Eis 1,- oder 2,- Dinar.
Ach ja, getrunken wurde von uns das Radenska, aber auch Deit und das legandäre Lero. Ob es damals schon Marelica gab, weiß ich nicht, glaube aber schon. Welches Bier mein Vater trank: Keine Ahnung; das Union vielleicht? Gab es damals schon das Karlovacko? Meine Mama war vorsichtig: Statt mit Zisternenwasser mußten wir Babies damals mit Mineralwasser die Zähne putzen. Da lache ich sie heute noch aus...
Auch von unserem Auto wurde regelmäßig das "A"-Zeichen von Jugo-Kindern runtergefladert. Und als einmal die Autobatterie zuwenig Wasser hatte, wurde anstatt destilliertem Wasser einfach abgekochtes nachgefüllt. habe da noch die Bilder im Kopf, als mein Vater mit kochendem Teekessel zum Auto maschierte...
Ganze Teppiche von Quallen, und die Strände teilweise so verteert, das uns Mutter immer mit einer Dose Terpentin zum Reinigen hinterher lief (Angeblich wurden damals in der Adria die Tanks der Frachter einfach ins Meer gewaschen (?). Versteh ich nicht...)
In den Bergdörfern gab es als Arbeitstier noch den Esel, und die Bauern trugen diese tollen Stoff- und Lederschuhe mit den Gummisohlen, welche aus alten Profilen der Autoreifen (!!) herausgeschnitten waren. War für uns Touristen ein toller Anblick, für die Einwohner war es ziemliche Armut. Heute schäme ich mich dafür, dass meine Eltern sich so gerne in diesen alten Dörfern aufgehalten haben und dieses "lebende" Museum genossen haben. Zur Verteidigung darf ich sagen, dass wir mit den Einheimischen viel Kontakt hatten und jedes Jahr diverse Geschenke mitbrachten. Auch war mein Vater sehr begehrt bei den Jugos, war er doch recht geschickt im TV-Reparieren und Antennen installieren/justieren. Ich glaube, er hatte da den gesamten Sommer genug zu tun. Und seine Hilfe wurde (no na ned...) mit diversen Getränken ausgeglichen. Er spricht übrigens etwas Italienisch (Cres, ehem. Italien) und meine Mutter hat sich mühsam in Wien durch Serbokroatisch-Kurse durchgeackert. (Auch ich bin dann viel später in den Sprachkurs gegangen)
Das damalige Schiff der Linie Rijeka - Martinscica - Unjie - Susak - Mali Losinj hieß anfangs "Kostaracin(?)", später dann Punat.
Viele Zigeunerkinder gab es damals noch (wo sind die eigentlich alle hin...?), man konnte super mit ihnen spielen.
Das Frühstück wurde von unserer Vermieterin zubereitet, klassisch: Gavrilovic und Sipak, manchmal auch Palatschinken (am Sonntag?)
An unzählige Touristenkinder kann ich mich noch erinnern; wir waren eine ganze Bande. War echt eine tolle Zeit, würde ich gerne heute unseren Kindern ermöglichen...Aber die Zeiten ändern sich, zumindest sagen das GameBoy und Co.
Öfters wurde ein Fischer samt Boot gemietet, um zu entfernteren Buchten zu gelangen. Später hat sich mein Vater dann ein eigenes Fischerboot gekauft, und es begann für mich als Buben einen herrliche Zeit als "Vize"-Kapitän auf der Adria. Übrigens hatte das Schiff die österreichische Zulassung, und mein Vater hat die jugoslawische Gastlandflagge unabsichtlich verkehrt herum, mit der Sternspitze nach unten, am Mast montiert. Uj, da waren die Einheimischen sauer...!
Ab meinem 15. Lebensjahr war ich ohne Eltern in "Jugo" unterwegs, machte später den Bootsschein, half während meines Studiums über den Sommer bei manchen Charterfirmen als Skipper aus, und kaufte mir dann selber kurz nach dem Balkankrieg ein Segelschiff.
Aus der Liebe zu einem Land wurde eine Verbindung zu einigen Menschen, welche mir gleichgesinnt sind. Das Land/die Leute haben sich sehr verändert; ich vermisse diese "gute, alte jugoslawische" Art der Menschen.
Hallo Mat, schön, dass du uns im Forum an diesen persönlichen Erinnerungen teilhaben lässt. So lang kenn ich das Land noch nicht, ich bin erst geboren worden, als du bereits unten warst , nichts desto trotz merke auch ich Veränderungen, die mir Unbehagen bereiten und manchmal auch weh tun. Viele Touristen bringen viel Geld, und nachdem es daran vielerorts mangelt, ist es ja auch verständlich, dass nahezu alles getan wird, um den "Standard" Touristen zu gefallen. Da wird dann schon mal ein Weg, der dem Meer entlang führt, und an dem man einfach spazieren gehen konnte, kilometerweit mit Pflastersteinen ausgelegt, damit Touris auch mit ihren Inlineskates fahren können. Entzückende alte Miniläden, die von schwarzgekleideten Witwen geführt wurden, müssen 12 Kuna-Shops weichen, in dem dann stinkende, grellbunte, mit Weichmachern versetzte Ware aus dem fernen Osten feilgeboten wird. Typische Konobe verschwinden, Kebab-Stände tauchen auf. Immer öfter werden kleine, entzückende Apartmenthäuser durch klotzige Burgen ersetzt. Hotelanlagen werden an Orten gebaut, an denen früher nur das Grillen der Zikaden und das Rauschen der Brandung zu hören war. Wo man noch vor ein paar Jahren Obst und Gemüse am Markt kaufen konnte, stehen nun moderne und "stylishe Outdoormöbel zum Chillen" - mir wird schlecht, wenn ich sowas sehe. Der ehemalige Gemüsemarkt wurde übrigens in ein kleines Geschäft verbannt und hat jeglichen Charme verloren. Und das ist alles in den letzten 15 Jahren passiert, ich kann mir also ungefähr vorstellen, wie die Veränderungen verglichen mit 69 aussehen Wir leiden darunter, unser ehemaliges Urlaubsparadies, an dem wir jedes Jahr zumindest 5 Wochen verbracht haben, wurde zerstört. Nun vagabundieren wir von Insel zu Insel, immer an noch einsamere Orte, auf der Suche nach einem neuen Paradies, nach Ursprünglichkeit, Ruhe, Frieden - aber ich fürchte, dass die Zeit für das Idyll, wie wir es noch kennenlernen durften, vorbei ist.
deine wunderschönen, tiefgründigen Worte haben mir gerade einersetis ein Lächeln auf mein Gesicht gezaubert (einfach weil du so wundervoll die Vergangenheit umschrieben hast und ich sie mir bildlich vorstellen konnte und ich die Liebe du die für mein/unser Kroatien empfindest spüren konnte), andererseits mich sehr traurig gestimmt, denn auch mir geht das alles sehr nahe. Es ist aber nicht nur der Tourismus der all das verursacht, sondern vor allem die menschliche Entwicklung! Auf meinen Touren durch die dalmatinische Gebirgswelt mit ihren unzähligen, alten Steinhausdörfern bin ich jedesmal zutiefst traurig, wenn ich feststelle, dass von 10 Steinhäusern 8 verfallen sind! Aber dann frage ich mich aufs neue, ob man es den Menschen wirklich verübeln kann, dass auch sie sich nach dem Komfort sehnen, den ich täglich genieße und sie deshalb ihre Dörfer verlassen (allein schon die ärztliche Versorgung, keine Arbeit). Traurig ist es trotzdem...
@ gibsea
danke, dass du uns an deiner Reise in die Vergangenheit hast teilhaben lassen.
als ich Deinen Beitrag gelesen habe, fühlte ich mich zurückgesetzt in eine Zeit, die auch ich sehr vermisse. Mein erstes Erlebnis in Jugo war mitte der 70er mit meinen Eltern. Wir kommen aus dem Norden Deutschlands und hatten von daher schon eine viel längere Anfahrt. Wir brauchten damals 3 Tage, um nach Istrien zu kommen. Als ich Anfang der 80er geheiratet habe, wurde schnell ein Wohnwagen angeschafft und 1985 ging es das erste mal mit Wohnwagen und den eigenen Kindern nach Jugo. Die Anreise ging auch hier über Salzburg-Villach und dann über Italien-Triest nach Istrien. Wenn ich an die Grenze denke, dann muss ich noch heute lachen. Kleine Häuschen mit netten Zöllnern und in die Ausweise kamen noch Stempel! Darauf sind meine erwachsenen Kinder noch heute richtig stolz drauf und zeigen ihre vielen Stempel heute ihren Freunden.
Wir fuhren nach Novigrad auf den Campingplatz Sirena. Wenn ich ihn mit dem Heutigen vergleiche, sind es zwei Welten. Der Wald stand voller Adria-Wohnwagen, die jugoslawischen Firmen gehörten und dann die hintere Wiese wo die Touristen einen Platz bekommen konnten. In den Adria-Wohnwagen waren Arbeiter-Familien, die über die Firmen die Wohnwagen mieten konnten. Die Frauen waren richtige Arbeiterinnen im Urlaub, sie kochten, wuschen, putzen, Kinder hüten usw. Sie waren rundum beschäftigt in ihren Kitteln. Die Männer saßen zusammen und spielten oder tranken. Da der Wald sehr stark bewachsen war und die Äste bis auf die Wohnwagen reichten, könnt ihr euch ja gut vorstellen, wie es abends, wenn man noch einen Spaziergang machte, roch. Hier gabe es Fisch, dort Cevapcici und hier Palatschinken. Im Hochsommer war es auf der Wiese sehr heiß, aber gleichzeitig auch immer schön luftig. Besonders Nachts, wehte immer ein schönes Lüftchen und ließ einen sehr gut schlafen. Morgens machte man die Wohnwagentür und Vorzelt auf und schaute auf die Adria, das war ein Anblick, den wir heute noch lieben! Die Sanitäranlagen waren Holzverschläge mit Steh-Toiletten und Duschen. Die Duschtüren konnte man nicht abschließen und die Türen waren nur so hoch, dass man den Kopf immer sehen konnte, je nachdem wie groß man war, auch mehr! Aber bei der Rezeption gab es einen Toilettenraum mit 3 Toiletten, wie wir sie kennen :) Der war von uns anderen Europäern sehr begehrt, den eine Toilette war noch nicht Standard im Wohnwagen (wir hatten aber schon ein Porta-Potti). Der Strand war noch ganz natürlich und nicht betoniert. Wasser musste mit Kanistern herangeschleppt werden und Strom.... dafür brauchte man ein laaaaanges Kabel. Aber die Absicherung war so gut, dass man eigentlich alles daran anschließen konnte.
Die Stadt Novigrad war ein kleines verschläfenes Städchen. Die 4 Restaurants am Markt sind heute noch da und ganz besonders das Adria, liegt uns noch heute am Herzen. Damals lebte noch die Mama von den beiden Schwestern und saß auf einem Stuhl. Dort achtete sie auf die Gäste und kassierte das Geld. Barbara hatte es mit der Mama nicht leicht ;) Wenn wir heute bei ihr einkehren, lachen wir oft über die alten Geschichten. Gleich nebenan war immer ein kleiner Gemüsemarkt, der heute zwar auch noch dort ist, aber längst nicht mehr so wie früher. Damals waren noch die Frauen aus der Gegend dort vertreten und verkauften ihr Gemüse aus dem Garten. Da waren die Tomaten noch alle gaaaanz krumm und unterschiedlich. Der Salat war nicht so butterweich, Nektarinen gab es nicht, dafür aber super tolle Kirschen und auch Pfirsiche, die noch nach Pfirsich schmeckten.
Unsere Kinder rannten mit 5.000 Dinar zum Eismann um sich eine Kugel Eis zu kaufen und wir stemmten unsere Börse mit den vielen Scheinen ;)und fühlten uns steinreich.
Beim Metzger holten wir uns Gehacktes und als er die Kinder sah, gab es einfach einen Schlag mehr ohne zu berechnen. Sogar ganze Salamis bekamen sie in die Hand. Die Herzlichkeit war unübertroffen.
Ganz besonders denken wir an ein Erlebnis zurück, was uns sehr erstaunte: Es war Ende 1989 als wir wieder dort unseren Urlaub verbrachten. Unsere 4 Mädchen und wir gingen so gegen 18.00 Uhr nach Novigrad in ein Restaurant. Der Kellner (mit schwarzer Hose und weißem Hemd) zeigte uns gleich einen tollen Tisch, half den kleinen und steckte ihnen sogar Zuckerwürfel in die Hand. In der Zwischenzeit war ein älteres deutsches Ehepaar ebenfalls ins Restaurant gekommen und haben sich in die hinterste Ecke gesetzt. Wir aßen und tranken und als die Kinder fertig waren, nahm der Kellner sie mit in die Küche. Dort bekamen sie etliche Scheiben Wurst und Zucker in die Hand und auch der Kellner machte immer wieder Faxen mit ihnen. Die älteren Herrschaften schauten mehrmals böse zu uns rüber und dann riefen sie den Kellner zu sich: Wir hörten, dass sie sich darüber beschwerten, dass die Kinder hier rumliefen und nicht still auf ihrem Platz sitzen bleiben würden.... darauf antwortete der Kellner.... wenn es ihnen hier nicht gefällt und sie die Kinder nicht mögen, dann sind sie hier in einem falschen Restaurant und Land und sollten lieber in Deutschland bleiben. Wie wir geschaut haben, könnte ihr euch ja denken! Wir waren sowas von erstaunt, aber dann erzählte uns der Kellner, dass hier Kinder sehr willkommen sind und sie die sein werden, die hier einmal alles ändern und hoffentlich verbessern werden. "Diese Worte haben jetzt eine ganz andere Bedeutung für uns bekommen"
Egal wohin wir mit unserer Rasselbande kamen, immer wieder erlebten wir, wie die kleinen wie Prinzessinen behandelt wurden. Auf dem Markt gab es immer Obst in die Hand ohne zu bezahlen, auch Zuckerwürfel bekamen sie fast überall und als wir mal in eine Klinik mussten, weil unsere Kleinste sich Mundsor mit von zuhause gebracht hatte (2. Urlaubstag) war die Behandlung so lieb gemacht, dass sie nicht mal weinte. Auch auf die Bezahlung, die damals üblich war, wurde verzichtet. Die wollten einfach kein Geld.
Ja, so war es und wird wohl nie wieder so sein. Unsere Kinder sind heute erwachsen und erinnern sich gerne an die Einfachheit zurück, obwohl sie heute auf den Luxus usw. auch nicht verzichten wollen.
Wir sind auch heute noch gerne in Kroatien und auch am Strand, aber wir lieben es, ins Hinterland zu fahren, denn dort kann man noch ein wenig von dem ruhigen und besinnlichen Jugoslawien zu erahnen. Im September ist es wieder soweit!
Hallo zusammen,
mit Begeisterung lese ich eure Beiträge zum ehemaligen Jugoslawien, auch ich habe "Blut geleckt" als Jugoslawien noch Jugoslawien hieß, nämlich auf unserer Reise 1986 nach Ulcinj in Montenegro. In den letzten Jahren bin ich in die Stadt Krk auf der Insel Krk gefahren und habe zu diesem Thema vor kurzem einen Blog eröffnet, (krkfan.blogspot.de/) unter anderem habe ich dort auch über meine erste Jugoslawienreise geschrieben, einen Ausschnitt davon stelle ich hier ein, da ich denke, dass er zum Thema paßt und etwas über die grandiose Gastfreundschaft erzählt, die wir damals erleben durften.
Grüße und viel Spaß beim Lesen.
[b]Jugoslawien, Montenegro, Ulcinj oder wie alles begann / Teil 4
Aber was wäre ein Land ohne seine Bewohner, wir haben während unseres Ulcinj-Urlaubs nur hilfsbereite, liebenswerte Menschen getroffen. Die Krönung war unser Vermieter. Er hieß mit Vornamen Selim, war nur ein paar Jahre älter als wir, hatte eine sehr gut aussehende Frau (Albanerin) und zwei Kinder, ein Mädchen und einen Jungen (genannt „Bulldozer“).
Selim war nach eigenen Angaben Bauingenieur und beaufsichtigte den Wiederaufbau der, durch das Erdbeben 1979 zerstörten Altstadt. Er wurde also für dortige Verhältnisse sehr gut bezahlt und da in der Zeit, in der wir vor Ort waren, augenscheinlich niemand am Wiederaufbau arbeitete, hatte er auch nichts zu beaufsichtigen. Somit hatte Selim alle Zeit der Welt, sich um uns zu kümmern.
Er gab uns wertvolle Ausflugstipps und empfahl Cafe´s und Restaurants, oft ging er persönlich mit uns in die entsprechenden Lokalitäten, um uns mit den Besitzern bekannt zu machen. Das führte dazu, dass wir bei späteren Besuchen immer mit großem „Hallo“ willkommen geheißen wurden und die kostenlos servierten Verdauungsschnäpse (Penicillin) bald nicht mehr zu zählen waren. Auch auf der Straße wurden wir nach ein paar Tagen oft von wildfremden Menschen herzlich gegrüßt.
Als ich mir während des Aufenthaltes einen Magen-Darm-Virus eingefangen hatte, fuhr er sogar mit mir zu einer Art Krankenhaus, er kannte natürlich das gesamte Personal und erledigte für mich alle Formalitäten. Obwohl das Wartezimmer voller Menschen war, wurden wir schon nach fünf Minuten aufgerufen, genauer, Selim wurde aufgerufen. Den Arzt kannte er natürlich auch. Die beiden haben dann im Behandlungszimmer erst mal Eine geraucht und dann wurde ich verarztet.
Abends hat uns Selim oft auf unserer großen Terrasse besucht. Wenn er kam, kam er spät, meistens so gegen 23.00 Uhr, er brachte dann Wein mit und wir haben oft bis fast morgens geredet. Verständigt wurde sich in einem Englisch-Deutsch-Kroatisch-Gemisch, lief völlig problemlos. Selim war sehr stolz auf seine Heimat, das klang immer durch, wenn er sagte: „Montenegro – erste in Europa, Ulcinj – erste in Europa, Strand – erste in Europa, Wein – erste in Europa“ usw.
An einem Sonntag hat uns Selim dann zu seinem „Wochenenddomizil“ eingeladen, so eine Art Bretterbude mit fließend kalt Wasser, direkt am Meer (Felsküste). Seine Verwandtschaft aus Amerika war zu Besuch und alles traf sich an besagtem Ort.
Selim verschwand dann, mit einer Harpune bewaffnet, für ca. zwei Stunden. Zurück kam er mit jede Menge Fisch, der wurde dann auf einem improvisierten Irgendwas gegrillt. Die Frauen hatten verschiedene Beilagen mitgebracht und so gab es ein „perfektes Dinner“.
Wein floss natürlich auch in Strömen und auch „Penicillin“ gab es mehr als genug.
Als dann die Montenegriner und Exil-Montenegriner auch noch anfingen, Volkslieder anzustimmen, geriet der Tag endgültig zu einem weiter Highligh unseres Urlaubes.
Alles schoen und gut und wer sich nicht nach vorne bewegt, der ist schon zurueckgeblieben. Dahe fuer die Jugo Nostalgiker (nicht politische)ist immer noch die Moeglichkeit nach Serbien zu fahren. Dort hat sich nicht viel geaendert. Dort gibt es immer noch Spanferkel und Sliwowitz fliesst in Stroemen
PS: Eigenartig,Pflastersteiene,schoene Gebeude mit klimatisierten Raeumen,wunderbare Terassen,u.v a. Sachen,stoeren aber kein Mensch stoert sich uber moderne Autobahn.(natuerverschaenderung) ha ha
Mir ist lieber etwas zu haben was ich nicht brauche, als etwas zu brauchen was ich nicht habe
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