Einführung Die folgende kritische Analyse soll dem interessierten Leser eine Bestandsaufnahme liefern, 13 Jahre nach Unabhängigkeit des kroatischen Luftverkehrsmarktes und zum Ende einer doktrinierten Ära. Die nicht mehr zu haltende Monopolstellung des Staates ist gleichzeitig Chance für den Low-Cost-Bereich. Aber in wie weit gibt es eigentlich einen kroatischen Luftverkehrsmarkt für "Billigflieger" ? Was kann der Endverbraucher mittelfristig erwarten? Dieser Bericht ist eine fundierte Einzelmeinung und darf durchaus kontrovärs diskutiert werden....
Bestandsaufnahme Croatia Airlines war und ist der Stolz aller national-bewussten Kroaten. Sie ist Symbol der Wiederauferstehung und spielte in dieser Rolle gerade in den ersten Jahren nach dem Bürgerkrieg eine wichtige Rolle. Unabhängig von Belgrad strahlten die toll designten Leitwerke der neuen Airbusse und alten Boeings am Luftfahrthimmel und vermittelten in Halb-Europa eine einzigartige Aufbruchstimmung. Das Croatia dabei kräftige Unterstützung von Lufthansa bekam und kein marktwirtschaftlich geführtes Unternehmen (weil in Staatshand) ist, tut dieser Energieleistung keinen Abbruch. Von Anfang an, wurden Partner gesucht, um gemeinsam ein umfangreiches Streckennetz zu befliegen. Allein in Deutschland flog Croatia Airlines über zehn Jahre 4 deutsche Städte zu moderaten Preisen an. Konkurrenz gab es dank nationaler Gesetzgebung kaum. Aber wie in jeder guten Beziehung basiert auch die Ehe von Croatia mit Lufthansa auf "Geben und Nehmen". Mit Beginn der Liberalisierung des Luftverkehrs in Europa, Mitte der Neunziger, forderte der grosszügige Geber Tribut für Maschinen, Ausbildung, etc. Die Folge waren u.a. Flugplanabstimmungen. Düsseldorf und Berlin-Tegel wurden (nicht ganz freiwillig) ersatzlos gestrichen, um die Passagierströme über die grossen Lufthansa-Hubs München und Frankfurt zu leiten. Die Auslandskroaten in diesen Gebieten, hatten das erste Mal Grund sauer zu sein, weil die Ticketpreise plötzlich in die Höhe schnellten.... Trotz allem, scheint das Überleben von Croatia (jetzt auch als offizieller Regionalpartner der Lufthansa)durch die "Ehe" gesichert zu sein. Und das ist schon mal was... Unabhängig vom Liniengeschäft muss man den "Saison"- Charterverkehr betrachten. Der Bedarf wird hier von den grossen deutschen Reiseveranstaltern bestimmt. Er richtet sich nach den Bettenkapazitäten in Hotels und Schiffen und ist auf Grund nationaler touristischer Vorgaben in Kroatien kaum noch erweiterbar. Das Geschäft mit Einzelreisenden auf diesen Flügen war und ist als Randgeschäft zu betrachten. Die Infrastruktur der kroatischen Verkehrsflughäfen hat leider nur nationale Bedeutung. Keiner der 6 grösseren Flughäfen verfügt über die Voraussetzungen jemals Hub-Charakter zu erlangen. Zagreb, als einziger Flughafen von geographischer Bedeutung, verkümmert ohne grosse Ausbaupläne. Die Flughafen- und Sicherheitsgebühren sind vergleichsweise hoch und verderben dem letzten zweifelnden Passagier die Lust von Auto ins Flugzeug zu steigen. (Interessanterweise scheinen diese Gebühren bei Germanwings, der 49 prozentigen Lufthansa-Tochter, nicht so hoch zu sein, was wiederum Quersubventionierungen vermuten lässt.)
Das Aufbrechen der Monopolstellung Der Billigflugmarkt hat nun auch Kroatien erreicht. Bedingt durch 2 Tatsachen. Einerseits kann sich die Lufthansa dem Low-Cost-Bereich (mit Ihrer Tochter Germanwings) nicht verschliessen, wenn Sie in Europa auch weiter eine Rolle spielen will, andererseits will Kroatien nach Europa und das heisst auch schrittweise Annäherung an die europäische Gesetzgebung. Die EU-Komission geht jüngst u.a. gegen Deutschland wegen bilateraler Luftverkehrsabkommen und einseitiger Vorteilsauslegung vor, die mit dem EU-Recht unvereinbar sind (Financal Times Deutschland). Auch ohne Kenntnis etwaiger Abkommen dürfte damit auch der Weg für andere Low-Cost-Carrier (ausser Germanwings) kurzfristig frei werden und es wird einen Wettbewerb, erstmals zu Gunsten des Passagiers, geben.
Mitbewerber und ihre Chancen Das stellt uns vor die Frage: Gibt es überhaupt eine Markt für "Low-Cost-Airlines" in Kroatien. Dazu muss man einige wichtige Eckpfeiler kritisch hinterfragen: 1.Das Passagieraufkommen ist gemessen an anderen Märkten (z.B. dem Spanischen) vergleichsweise gering. Im Winter ist es Mangels Masse nicht messbar, im Sommer sind die hohen Zuwachsraten der kroatischen Küstenflughäfen, durchsetzt mit Pauschalreisende, die nicht zum Low-Cost-Potential zählen. Bei durchschnittlichen Kosten von 80 € pro Sitzplatz im Billig-Preismarkt (Die Welt /Berlin) brauchen diese Flüge jedoch eine sehr hohe Auslastung um gewinnbringend zu sein. Dieses Potential besitzt (meiner Meinung nach) nur der Fluhafen Split und saisonbedingt Pula (wenn andere Rahmenbedingungen stimmen sollten). 2. potentielle Mitbewerber von Deutschland aus sind Germanwings, Easyjet, HLX und Air Berlin. Davon ist einer bereits aktiv und zwei haben Ihre Absicht erklärt. Croatia Airlines, Air Adriatic und Air Dubrovnik spielen Mangels Masse und anderer Verpflichtungen dabei keine Rolle. Jedoch hätte (meiner Meinung nach)nur Air Berlin eine Chance andere Flughäfen als Zagreb und Split gewinnbringend anzufliegen, da sie als einzige Kandidatin "Sternfliegerei" betreibt, dh. über Hubs wie Palma und Nürnberg werden die Passagierströme verteilt. Der Fluggast zahlt nur einen Preis. Nur diese Strategie und grosser Präsenz auf fast allen grossen deutschen und österreichischen Verkehrsflughäfen sind hohe Auslastungen in strukturschwache Regionen gesichert und Gewinne einzufahren. Die Frage ist, ob es nach Beruhigung des beginnenden Konkurrenzkampfes nicht wieder eine neue Monopolstellung gibt, die den Preis dann hochhält. Fazit: Auch wenn 2005 der Luftverkehrsmarkt in Kroatien einen Aufschwung nimmt, wird mittelfristig keine Preisverbesserung zu erwarten sein. Notwendige Kerosinumlagen belasten die Ticketpreise 2005 zusätzlich.
hmm, in deinem text wird croatia im vergleich zu lufthansa als staatsairline kritisiert...wer sind nochmal die anteilseigner von lufthansa, air france oder alitailia ? ;)
das zagreb über kein ausbauprojekt verfügt ist schlichtweg falsch.
Mehrheitsanteilseigner von Croatia Airlines ist der kroatische Staat. Der deutsche Staat hat sich von seiner Lufthansa-Mehrheitsbeteiligung Ende der Achtziger/Anfang der Neunziger getrennt.
Die Ausbauphase eines Flughafens dauert von Beginn bis zum Ende ca. 20 Jahre. Wenn Du Anhaltspunkte hast, dass ein ausgebauter Flughafen Zagreb noch in dieser (unserer) Generation fertig sein könnte, dann warte ich auf deine Quellen.
Und um das deutlich zu machen, ich bin kein Feind des kroatischen Luftverkehrs, sondern sehe gerade bezüglich des Flughafens Zagreb seit 13 Jahren nur verpasste Chancen.
Der Fragesteller bezweifelt sicherlich, ob sich der Beitrag in der richtigen Rubrik des Kroatien-Forums befindet. Sicherlich ist das ein Grenzfall. Da aber auch viele Leute mit dem Flugzeug in den Urlaub nach Kroatien fliegen, ist die Entwicklung der kroatischen Airline sicherlich für einige von Interesse. Schließlich möchte man unkompliziert und auch möglichst preiswert nach Kroatien und wieder nach Hause fliegen. Thofroe
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