Endlich eine „Gebrauchsanweisung“ für Kroatien. Dann noch geschrieben von einer deutsch-kroatischen Schriftstellerin und das Ganze verpackt in einem sehr ansprechend gestalteten Einband. Da habe ich gerne zugegriffen.
Die Ernüchterung kam dann sehr schnell nach den ersten Kapiteln: In dem Buch wimmelt es nur so von orthographischen Fehlern, Ungenauigkeiten und auch fehlerhaften Darstellungen. So wird beispielsweise Opatija beschrieben als morbide Stadt mit „unsanierten Hotels, in deren Swimmingpools kein Wasser mehr fließt.“ Die Autorin rät einem, sich hier nicht lange aufzuhalten, es gebe sowieso kaum Gäste auf den riesigen Terrassen. Nun, ich weiß nicht, wann Frau Marinić zuletzt Opatija besucht hat, bei meinen beiden Reisen im Spätsommer 2012 und Frühjahr 2013 habe ich das genaue Gegenteil vorgefunden: Eine lebendige Stadt mit prächtigen, sanierten Hotels und zahlreichen Besuchern. Geradezu katastrophal sind die beiden letzten Absätze dieses Kapitels zum Mädchen mit der Möwe (S. 138 f) – nicht gerade eine Empfehlung für das Lektorat des Piper-Verlags.
Sehr häufig hat die Autorin wohl auch Wikipedia bemüht (siehe z.B. die Beschreibung der Bora oder der Fanszene von Hajduk Split). Das ist zwar sicher nicht verwerflich, mit richtiger Recherche hat das Ganze aber wenig zu tun und man erfährt dadurch nur wenig Neues.
Richtig genervt hat mich der in jedem zweiten Kapitel vorkommende Hinweis, welche Hollywood-Größen die eine oder andere „Location“ bereits besucht haben. Who cares?
Fazit: In jedem oberflächlichen Reiseführer erfährt man mehr über Land und Leute und über die Geschichte dieses kleinen, aber entdeckenswerten Landes. Wenn man noch nie in Kroatien war, wird einen dieses Buch wohl eher abschrecken und von einer Reise abhalten, insbesondere wenn man die Kapitel über die Dalmatiner liest …
Wie der Untertitel verrät, beschäftigt sich diese Anthologie mit der jungen Literatur Kroatiens. 13 Beiträge von 11 Schriftstellern bieten ein breites Spektrum dieses Teil der kroatischen Literatur.
Fast alle Geschichten haben mich auf irgendeine Art beeindruckt oder zumindest zum Nachdenken angeregt – insbesondere die autobiographisch geprägten Beiträge. In den meisten spielt die Erinnerung an den Kroatienkrieg zumindest mittelbar eine große Rolle. Meist wird dabei die eigene individuelle Rolle oder die der kroatischen Gesellschaft selbstkritisch reflektiert, ohne jedoch in eine unbegründete Selbstanklage zu verfallen.
Ich habe keinen Schriftsteller vorher gekannt, aber von einigen werde ich weitere Bücher lesen, z.B. von Tatjana Gromača, deren lakonischer aber zugleich aussagekräftiger Schreibstil mich überzeugt hat.
Zitat von Biebricher im Beitrag #131Ich habe keinen Schriftsteller vorher gekannt, aber von einigen werde ich weitere Bücher lesen, z.B. von Tatjana Gromača, deren lakonischer aber zugleich aussagekräftiger Schreibstil mich überzeugt hat.
Witzigerweise ist gerade heute eine entsprechende Rezension bei SWR2 (Buch der Woche) erschienen:
Leider ist die verlinkte Seite / Foto / Video nicht mehr verfügbar. - Thofroe
Dieses Buch habe ich mir für den Urlaub als leichte Strandlektüre ausgesucht, da mich die Titelgeschichte ‘Tito ist tot‘ angesprochen hat. Doch die 24 Erzählungen dieses Bands sind alles andere als leichte Kost.
Die Erzählungen schwanken zwischen Realismus (autobiographische Erinnerungen der in Dalmatien aufgewachsenen Autorin), Mystik und (grenzenloser) Phantasie. Leider habe ich nur zu den wirklichkeitsnahen Geschichten einen Bezug gefunden. Diese schildern sehr anschaulich das Bild einer Kindheit in Dalmatien in den 1970er und 80er-Jahren. Dabei wird der Blick des Lesers immer wieder sehr auf Details gerichtet.
Bei den übrigen Geschichten bin ich an die Grenzen meines Interpretationsvermögens gestoßen. Eine Erzählung muss man vielleicht unter Drogeneinfluss lesen, um sie verstehen zu können – wer meint, ich übertreibe, sollte sich die Kurzgeschichte ‘Im Hinterland des Spiegels‘ anschauen. Von dieser Geschichte habe ich NICHTS verstanden!
Auch wenn mir das Buch einige schöne Momente beschert hat, war ich letztendlich doch froh, als ich die insgesamt 154 Seiten hinter mir hatte.
Mord im kroatischen Urlaubsparadies. Eine Luxus-Yacht und ein Toter im Thunfischbecken.
Mord inklusive: Unter der kroatischen Sonne auf einer Luxus-Yacht die Küste Dalmatiens von Dubrovnik bis Rovinj entlangzuschippern und dafür auch noch bezahlt zu werden - Elena Martells neuer Auftrag als Reiseleiterin scheint der Traumjob schlechthin. Doch rasch wird der Törn für sie zum Albtraum: Unweit von ihrem Ankerplatz auf Korcula wird eine nackte Leiche im Becken einer Thunfischfarm entdeckt. Hat jemand von Elenas Mitreisenden die Hände im Spiel? Die Polizei lässt den Mailänder Unternehmer samt Familie und Freunden zwar weiterziehen, aber Elena macht sich keine Illusionen - irgendwer an Bord führt Böses im Schilde. Noch dazu kriselt es gewaltig zwischen ihr und ihrem Lebenspartner Commissario Giorgio Valentino ...
Pflichtlektüre für Krimifans - nicht nur im Reisegepäck!
Blauer Himmel, klares Meer, idyllische Buchten in Dubrovnik, Korcula, Split und Rovinj - und trotzdem Gänsehaut! Eva Gründel versteht es wie keine andere, die Landschaften anderer Länder nachzuzeichnen und mit düsterer Krimispannung zu erfüllen. Sympathische Figuren, lebendige Beschreibungen und eine spannende Handlung machen ihre Krimis zur idealen Lektüre - im Urlaub ebenso wie zuhause, in Kroatien genau wie anderswo!
Wurde hier bestimmt schon mal vorgeschlagen, die Suche findet aber nur den Film, die partiell angeklickten Treffer dann noch nicht einmal mehr den Inhalt.
Titos Brille, von Adriana Altaras. Ich meine das Buch, den Film kenne ich nicht. Habe ich gerade ausgelesen und bin noch ganz ergriffen davon. Großartig! Der Roman ist biographisch, Altaras erzählt ihre Familiengeschichte. Sie ist Regisseurin in Berlin, wohnt im Prenzlauer Berg, verheiratet mit einem kath. Westfalen, Filmkomponist ("der einzige, der es mit mir aushält. Auch ein Liebensbeweis") Latte Macchiato, zwei Kinder, also feinstes Hipster-Milieu. Aber, sie ist Jüdin, 1960 in Zagreb geboren. Sie erzählt die Geschichte ihrer Familie, ihrer Eltern, Tanten, Großeltern... Das ganze Programm. Aufstieg der Großeltern zum wohlhabenden kroatischen Bürgertum, glückliche Kinderheit der Eltern, Faschismus, Ustascha, Italiener (kommen gut weg), Deutsche Besatzung, Flucht, Tot aller, die es zu lange zaudern, Partisanen und Karriere des Vaters unter Tito. Seine Heldengeschichte: Er hat in höchster Not die Brille Titos repariert und so eine Schlacht gerettet. (die Tatsache, dass Tito gar keine Sehschwäche hatte, tat der Legende keinen Abbruch). Nach Fall dem Fall unter Tito emigriert die Familie in die Schweiz und nach D., wo sie letztendlich ansässig wird und der Vater eine Karriere als gefeierter Chirurg macht, jüdische Gemeinde organisiert, also zweiter Aufstieg in Deutschland.
Brillant geschrieben, ohne üblichen Betroffenheitsunterton. Als ich das Thema gelesen hatte: Judentum, Holocaust, ... habe ich zuerst gedacht, Oh ne, nicht schon wieder... Habe es dann aber doch angefangen, weil ich nichts anderes hatte. Zum Glück. Altaras klagt natürlich an, wie eine Furie (gebürtige Kroatin), und zwar alle. Deutsche, Kroaten, Partisanen, Verwandte, besonders ihre Jüdische Gemeinde, die Vergangenheit vermischt sich immer wieder mit der Gegenwart. (Heinz Galinski, Zentralratsvorsitzernder der Juden: roch muffig, von unleidlichem Charakter, aber die Deutschen mochten ihn). Selten so ein bitterböses - und gleichzeitig so liebevolles Buch gelesen.
"Die Tigerfrau" von Tea Obreht. Die Wörter Kroatien, Serbien, Bosnien etc. fallen zwar nie, und die Städte haben andere Namen in diesem fiktiven Jugoslawien- aber es ist klar, um was es geht. Realistische Szenarien, gemischt mit mystischen Ereignisse. Das ist sprachlich ein Genuss.
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