SERBIEN
Grab von Milosevic geschändet

Er wollte verhindern, dass der böse Geist des Toten zurückkehrt. Deshalb hat ein Mann einen Holzpfahl in das Grab des früheren serbischen Präsidenten Slobodan Milosevic gerammt - gemäß dem alten Ritual, wie es aus zahlreichen Dracula-Filmen bekannt ist. Doch der Geist von Milosevic scheint weiter lebendig.

Belgrad - Der Täter namens Miroslav Milosevic, der nicht
mit dem mutmaßlichen Kriegsverbrecher verwandt ist, rammte den ein Meter langen Holzpfahl an die Stelle, wo er das Herz des Verstorbenen vermutete. Die "Performance" in Pozarevac sollte eine gezielte Provokation zum ersten Jahrestag des Todes des Expräsidenten sei, teilte dessen frühere Sozialistische Partei heute mit. Die Sozialisten erklärten, das Grab eines "großen Präsidenten und Staatsmanns" sei geschändet worden und warfen der Polizei vor, nichts zur strafrechtlichen Verfolgung des Täters zu unternehmen. Die Polizei wollte sich zu dem Fall nicht äußern.

Ein Jahr nach dem Tod von Slobodan Milosevic , der am
11. März 2006 noch vor dem Prozessende beim Uno-Kriegverbrechertribunal im Alter von 64 Jahren gestorben war, scheint der Geist des einstigen serbischen Machthabers noch recht lebendig in seinem Land. Gegner des amtierenden national-konservativen Regierungschefs Vojislav Kostunica werfen diesem vor, die nationalistische Milosevic-Politik in Bezug auf die abtrünnige Albanerprovinz Kosovo oder den Schutz von angeklagten Kriegsverbrechern fortzusetzen. Auch die unter Milosevic in den neunziger Jahren betriebene Politik der Konfrontation Serbiens mit dem Ausland, vor allem der EU und den USA, steht wieder hoch im Kurs.

Auch ganz offiziell ist Milosevic nicht tot. Sein Name steht noch auf der Wählerliste eines Belgrader Bezirks, und seine Rente werde weiterhin auf ein Konto einbezahlt, heißt es. Der Grund: Niemand hat bisher den Tod des Ex-Präsidenten dem zuständigen Standesamt angezeigt, so die bürokratische Antwort eines Beamten. Kein Wunder, dass kein Angehöriger den Tod des Familienoberhauptes angemeldet hat: Witwe,
Sohn und Tochter leben seit Jahren im Ausland, auf der Flucht vor juristischer Verfolgung.

kai/AP/dpa

Spiegel-online, 05.03.07

Und da sollen Sohn und Witwe auch bleiben wo sie sind,so was brauchen wir nicht im Land.