Montenegros Unabhängigkeit stärkt Serbiens Nationalisten Radikale führen in allen Umfragen
von Susanne Simon
Belgrad - Zwei Kellnerinnen in lila Kitteln und geschnürten Gesundheitsschuhen bügeln fünf serbische Flaggen. Zwei davon mit dem Emblem des weißen doppelköpfigen Adlers mit Krone auf dem Haupt, die anderen drei in schlichtem Weiß, Blau, Rot. Am Nachbartisch sitzen vier pensionierte serbische Offiziere bei einer Flasche Weinbrand und schauen wohlwollend herüber. "Beide Motive sind uns genehm", sagt Sreten Krstajic (58) und drückt auf den Play-Knopf seines Kassettenrekorders. Blechern ertönt die neue serbische Hymne "Boze Pravde" (Gottes Gerechtigkeit) im Belgrader "Hotel Bristol". Ein heruntergekommener Bau aus dem Beginn des letzten Jahrhunderts, gleich neben dem Busbahnhof.
Auf den Tischen liegen Informationsbroschüren der ultranationalistischen Serbischen Radikalen Partei (SRS). Vor zweieinhalb Jahren waren die Radikalen bei den Parlamentswahlen stärkste Partei, konnten aber keine Regierung bilden. Bei vorgezogenen Parlamentswahlen, die die wackelige Minderheitenregierung unter Premier Vojislav Kostunica fürchtet, würde, neuesten Umfragen zufolge, die SRS 40 Prozent der Stimmen bekommen. Kostunicas Demokratische Partei Serbiens (DSS) rutsche auf zehn Prozent ab, und manche seiner Koalitionspartner würden nicht einmal mehr die Fünf-Prozent-Hürde ins Parlament schaffen, wie beispielsweise die Serbische Erneuerungsbewegung (SPO) des ehemaligen serbisch-montenegrinischen Außenministers Vuk Draskovic. Zweitstärkste Partei wäre mit 21 Prozent die Demokratische Partei (DS) des proeuropäischen Präsidenten Boris Tadic. Default Banner
Seit der Auflösung der Union Serbien-Montenegro ist Radikalen-Chef Tomislav Nikolic Serbiens beliebtester Politiker, dicht gefolgt von seinem Parteikollegen Aleksandar Vucic. Auf Platz drei erst steht Serbiens Präsident Boris Tadic. Und Ruzica Djindjic, die Witwe des ehemaligen serbischen Premiers und Reformers Zoran Djindjic, gilt derzeit als viertbeliebteste Politikerin im Land.
Die Radikalen schreiben in ihrer Wahlkampfbroschüre, daß zu Serbien der Nordteil Montenegros gehöre sowie die bosnische Serbenrepublik, und ferner wünschen sie sich wieder eine serbische Republik Krajina in Kroatien. "Die Radikalen sprechen uns aus der Seele", sagen die vier pensionierten Offiziere, "Premier Kostunica ist hingegen ein Versager." Tomaten und Eier warf man auf den serbischen Premier, als er Ende letzter Woche in Banja Luka, der Hauptstadt der bosnischen Serbenrepublik, vor der Gefährdung der Souveränität und der territorialen Integrität von Bosnien-Herzegowina warnte. Obwohl politische Beobachter in Belgrad meinen, "daß Kostunica die bosnische Serbenrepublik insgeheim immer als Tauschobjekt für ,verlorene" Gebiete ansah". Der bosnisch-serbische Regierungschef Milorad Dodik wollte, kurz nach dem Referendum in Montenegro, eine Volksabstimmung in der bosnischen Serbenrepublik nicht ausschließen. Doch der internationale Beauftragte für Bosnien-Herzegowina, Christian Schwarz-Schilling, wies Dodik schnell in die Schranken.
Seither brodelt es in der bosnischen Serbenrepublik. Angeblich sprechen sich 90 Prozent der Bevölkerung für eine Loslösung von Bosnien-Herzegowina aus. "Der Wille der Bürger kann nicht ignoriert werden", erklärte der Präsident der Serbischen Nationalbewegung, Dane Cankovic. Und auch der serbische Kronprinz Aleksandar II. aus dem Geschlecht Karadjordjevic sorgt sich um die Serben in Bosnien: "Sie fühlen sich mehr zu Serbien hingezogen als zu Bosnien-Herzegowina."
Belgrad - Zwei Kellnerinnen in lila Kitteln und geschnürten Gesundheitsschuhen bügeln fünf serbische Flaggen. Zwei davon mit dem Emblem des weißen doppelköpfigen Adlers mit Krone auf dem Haupt, die anderen drei in schlichtem Weiß, Blau, Rot. Am Nachbartisch sitzen vier pensionierte serbische Offiziere bei einer Flasche Weinbrand und schauen wohlwollend herüber. "Beide Motive sind uns genehm", sagt Sreten Krstajic (58) und drückt auf den Play-Knopf seines Kassettenrekorders. Blechern ertönt die neue serbische Hymne "Boze Pravde" (Gottes Gerechtigkeit) im Belgrader "Hotel Bristol". Ein heruntergekommener Bau aus dem Beginn des letzten Jahrhunderts, gleich neben dem Busbahnhof.
Blödzeitungsjournalismus für Fortgeschrittene. Auch wenn man sich Welt nennt, hat man sie nicht erfunden.
mr2, der jetzt Polen-Deutschland schaut, mein Tip 1:1
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