Gerade zufällig gesehen, in der Reihe OCEAN auf Euronews ein Bericht aus Kroatien zum Fang von Scampi's, begleitet von Marina Mašanović, Ozeanologin von der Universität Zagreb.
Fr. 25.11.2022 Euronews 14:00 Uhr Reihe OCEAN u.a. Kroatien Fischerei im Schatten: Von der Politik übersehen, stehen Kleinfischer vor wachsenden Herausforderungen. Handwerkliche Fischerei (Small-scale fisheries (SSF) ) spielt im Mittelmeer- und Schwarzmeerraum eine entscheidende Rolle: Sie macht 83 Prozent der Flotte, 57 Prozent der Arbeitsplätze an Bord der Schiffe, 29 Prozent der Einnahmen und 15 Prozent der Fänge aus. Dabei haben Kleinfischer oft nur begrenzten Zugang zu Sozialschutzprogrammen und Förderungen, und ihre Fänge werden nicht immer angemessen überwacht.
"Mein ganzes Leben lang, seit ich klein war, habe ich die Boote der Fischer auf dem Meer direkt vor meinem Haus beobachtet - ich habe mir vorgestellt, dass ich eines Tages einer von ihnen bin", erzählt der Scampi-Fischer Šime Barić von Roza fishing. "Das Fischen hat mich immer fasziniert, ich liebe es, auf dem Meer zu sein."
Šime Barić fängt im Velebit-Kanal Langusten - auch als Scampi bekannt. Sie gehören zu den wertvollsten Meeresfrüchten Kroatiens. Trotzdem fängt der Fischer weniger. Aufgrund der Größe seines Boots und seiner Ausrüstung ist er ein "Kleinfischer". In politischen Debatten stehen diese handwerklichen Fischer oft im Schatten der großen Fischereiindustrie. In kleinen Küstengemeinden wie Šimes Dorf Barić Draga spielen sie jedoch eine wichtige Rolle, sowohl kulturell als auch wirtschaftlich. Laut Šime Barić gibt es in der Gegend keine anderen Einkommensquellen als den Fischfang: "Das ist vielleicht die einzige Möglichkeit, hier das ganze Jahr über zu arbeiten und etwas Geld zu verdienen", meint er.
Bei günstigem Wetter kontrolliert er an jedem zweiten Morgen seine Reusen - das sind die Käfige, mit denen die Langusten am Meeresboden gefangen werden. Šime Barić ist es wichtig, nachhaltig zu fischen:
"Es ist sehr wichtig, dass in diesem Kanal keine Grundschleppnetze eingesetzt werden - wir ziehen die Netze nicht über den Meeresboden. Alle Scampi aus diesem Gebiet werden mit selektivem Fanggerät gefangen - das heißt, es werden nur größere Exemplare gefangen, die nicht durch die Maschen kommen. Der Meeresboden bleibt intakt, und die Langusten kommen unbeschädigt und mit minimalem Stress aus dem Netz, sodass es sich um ein erstklassiges Produkt handelt."
Neue Methoden für nachhaltigen Fischfang Marina Mašanović ist Ozeanologin von der Universität Zagreb. Die Tochter eines Fischers hilft Fischern wie Šime Barić im Rahmen ihres Promotionsprojekts, ihre Reusen noch selektiver zu gestalten: Man will vermeiden, kleinere Scampi zu fangen, die zwar legal sind, aber so billig, dass sich der Aufwand nicht lohnt.
"Ich habe dank einer Analyse die optimale Maschenweite gefunden, die Fischer müssen den Fang nicht mehr sortieren - sie fangen nur größere Exemplare, die sich am besten für den Markt eignen", erklärt die Doktorandin der Ozeanologie.
Šime Barić schmeißt auch alle weiblichen Langusten zurück ins Meer - selbst die größeren, die er leicht für 35 € pro Kilo verkaufen könnte. Jedes dieser Weibchen kann tausend Eier tragen - für den Fischer bedeutet das Aussetzen größere Fänge in der Zukunft. Der Fischer schmeißt alle Eier tragende Weibchen zurück ins Meereuronews
"Die derzeitige Verordnung schreibt das zwar nicht vor – aber einige Fischer machen das aus eigener Initiative",
erklärt Marina Mašanović. "Es würde viel bedeuten, wenn es gesetzlich verboten wäre, Eier tragende Weibchen zu fangen."
Nachhaltige Fischerei hat ihren Preis Die Entscheidung, weniger zu fangen, hat ihren Preis - neue selektive Fanggeräte zum Beispiel können teuer sein. EU-Unterstützung nutzend, helfen NGOs wie der WWF Fischern bei dieser Umstellung. Das kommt auf lange Sicht sowohl der Umwelt als auch den Kleinfischern selbst zugute. Nachhaltig gefangene Fische und Meeresfrüchte haben einen höheren Wert und eignen sich besser für teurere Restaurants – Fischer, die einen selektiveren Ansatz wählen, arbeiten weniger und verdienen dabei mehr Geld.
"Wir bringen sie mit dem Markt zusammen. Wir gründen Kooperativen, wir erstellen Geschäftspläne für sie. Wir bauen Marken auf, Marken, die die Kunden erkennen und schätzen", sagt Fabijan-Hrvatin Peronja, Projektleiter, WWF Adria. "Auf diese Weise unterscheiden wir diese nachhaltig arbeitenden Fischer von den anderen Fischern. Die Fischer, die vom Meer leben, sollen die Hüter des Meeres sein, um diese Lebensquelle für zukünftige Generationen zu schützen."
Mit dieser Unterstützung haben die lokalen handwerklichen Fischer eine nachhaltige Fischereigenossenschaft gegründet und sind dabei, einen Fischmarkt in Ražanac zu eröffnen. Für den WWF sind solche Beispiele ein Beweis dafür, dass mit der richtigen Unterstützung mehr Kleinfischer im gesamten Mittelmeerraum es vorziehen könnten, weniger zu fischen und mehr zu verdienen - und damit zur Erholung der Fischpopulationen beizutragen und gleichzeitig ihre Arbeitsplätze und ihr berufliches Erbe zu erhalten.
Marco Costantini, Projektleiter Fischerei beim WWF-Programmbüro Mittelmeer: "Wir wollen zeigen, dass eine nachhaltige Art des Fischfangs möglich ist, indem man Kleinfischer direkt vor Ort unterstützt oder ihnen beim Aufbau von Kooperativen hilft - so können sie europäische Mittel für die Meeres-, Fischerei- und Aquakulturwirtschaft beantragen, um ihre Schiffe zu modernisieren, ihre Netze zu wechseln und die Selektivität zu erhöhen."
In unserem Kroatien-Forum finden Sie umfassende Informationen über Urlaub und Ferien in Kroatien sowie passende Ferienwohnungen, Hotels, Apartments und Ferienhäuser für den Kroatienurlaub.