Hallo,
in etwa 2 Jahren werde ich nach Kroatien auswandern, 1 Autostunde südwestlich von Bjelovar einen stillgelegten Bauernhof bewirtschaften. Würde gerne Obst und Gemüse anbauen und den Ertrag größtenteils auf dem Markt in Bjelovar oder Cazma verkaufen. Wer hat Ahnung, welches Obst und Gemüse sich gut verkauft bzw. welches am gewinnbringendsten (Aufwand/Ertrag) ist? Anbaufläche: ca. 3 Hektar, Lehmboden
Ich dachte beim Gemüse an Mais (auch Futter für die eigenen Tiere), Tomaten und Bohnen, beim Obst an Kirschen, Birnen, Aprikosen, Pfirsich.
Hat jemand damit Erfahrung? Danke für konstruktive Meldungen.
Zipperle

Deine Fragen sind sicherlich bei genauer Betrachtung gar nicht so leicht zu beantworten.

Die bekannten Fakten sind:
Du willst in ca. 2 Jahren einen Bauernhof mit ca. 3 ha Land übernehmen und dort etwas gewinnbringend anbauen.
Dieser Wünsch ist nachvollziehbar.

Bereits beim Obst wird´s schwierig einen Tipp zu geben, denn es ist die Frage offen, ob bereits die entsprechenden Bäume auf dem Bauernhof stehen oder erst gepflanzt werden müssten. Ist letzteres der Fall wird es wohl einige Jahre dauern, bis mit nennenswerten Erträgen zu rechnen ist.

Bei den einjährigen Pflanzen, wie Tomaten, Mais, Bohnen oder Kartoffeln kann man zwar noch im gleichen Jahr ernten, muss aber den gesamten Aufwand für Pflege, Ernte und Vertrieb berücksichtigen. Auch das Saatgut, Dünger und ev. benötigte Pflanzenschutzmittel kosten erst mal Geld, welches beim Start zur Verfügung stehen muss.
Welche Technik steht denn zur Verfügung, um das Land zu bestellen und die Transportaufgaben zu erledigen? Wieviele Personen werden mitarbeiten bzw. wieviel Zeit steht zur Verfügung?
Hast Du Kenntnisse in der Landwirtschaft?

Nun kommt die entscheidende Frage, deren Beantwortung Dich weiterbringen könnte:
Welche Preise werden beim Verkauf der einzelnen Produkte in der Region Bjelovar erzielt?

Mit meinen Ausführungen möchte ich lediglich einen kleinen Denkanstoß geben, der Dir die Tragweite Deines Vorhabens verdeutlichen soll. Es klingt nach Vollzeitjob, der mit Sicherheit in 8 Stunden nicht erledigt sein wird und ich befürchte von einer einzelnen Person auch nicht.
Wir reden hier immerhin von 30.000 Quadratmetern, die zu bestellen sind und von einigen Tieren, die Du halten möchtest und somit täglich versorgen musst.

Diesen Ausführungen kann ich mich nur anschliessen. Nur durch den Verkauf von Obst und Gemüse auf den umliegenden Märkten wird es nicht möglich sein, deinen Lebensunterhalt bestreiten zu können. Die meisten Leute dort kaufen so etwas kaum, weil sie es selber anbauen.
Die einzige Möglichkeit zu überleben könnte darin bestehen, wenn du die Ernte veredeln und weiterverarbeiten würdest. Die dazu notwendigen Geräte müssten aber auch erst einmal angeschafft werden. Für diese relativ kleine Anbaufläche sind diese aber wahrscheinlich zu kostspielig.
Noch ein Gedanke dazu - hast du die kroatische Staatsangehörigkeit. Wenn nicht, ist dieses Projekt, nach den jetzigen Gesetzen, nur durch eine Firmengründung möglich.

Danke Thofroe,
es befinden sich schon ein paar Apfel-, Kirsch- und Pflaumenbäume dort. Alles andere müsste gepflanzt werden, aber da könnte man ja Bäume kaufen, die bereits etwas gewachsen sind.
Geräte stehen noch nicht zur Verfügung. Ein kleiner Traktor mit Anhänger soll auf jeden Fall her, da auch zwei Weinberge dazugehören (für die Kelterei ist alles vorhanden). Anfangskapital von etwa 10.000 Euro vorhanden. Notfalls müsste ich vorübergehend mieten und Erntehelfer bezahlen, bis sich alles eingespielt hat. Tiere möchte ich mir lediglich ein Dutzend Hühner und Gänse halten, vielleicht noch eine Ziege für Milch und Käse, aber mehr nicht. Von daher wäre es nur wenig Stress.
Die Arbeit darf gerne 12 Stunden am Tag sein, solange es sich überhaupt lohnt. D. h. es müsste genügend Geld rausspringen, um Essen, Trinken und Nebenkosten (Strom, Wasser, Auto, etc.) bezahlen zu können. Ich möchte nicht reich werden, aber eben um die Runden kommen.
Es steht auch zur Debatte, evt. einen Hektar Land an den Nachbar zu verpachten, wenn dies ratsam ist.
Ich werde mit meiner Partnerin runtergehen, meine Großmutter lebt noch dort. Es steht alle Zeit der Welt zur Verfügung, wobei ich überlege, von Dezember bis Februar/März in Deutschland zu arbeiten. Es gibt genügend Verwandtschaft, die sich vorübergehend um die Tiere kümmern kann. Praktische Erfahrung in der Landwirtschaft habe ich nur aus dem eigenen Garten. Theoretische Erfahrung durch den Abschluss des Agrarwissenschaftlichen Gymnasiums.
Habe kürzlich erst gelesen, dass Kroatien einiges an Obst und Gemüse aus dem Ausland importieren muss, um den inländischen Bedarf zu decken. Vielleicht sollte ich in diese Richtung denken.

Danke Soline,
Voraussetzung wäre natürlich der Eintritt Kroatiens in die EU. Ich bin Deutscher, meine Mutter ist Kroatin, die übrigens einige Jahre später auch nachziehen möchte. Gegen eine Firmengründung wäre ich aber nicht abgeneigt, wenn dies nicht zu kompliziert wird.
Auch Zagreb wäre nur eine Autostunde entfernt, da müsste doch die Nachfrage nach Obst und Gemüse da sein.
Dein Denkanstoß mit "Veredelung und Weiterverarbeitung" gefällt mir. Oder weiß jemand, wie der Bedarf an Bioöl etc. ist. Eventuell Raps anbauen? Oder Zuckerrüben?

Zitat von zipperle_76

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Auch Zagreb wäre nur eine Autostunde entfernt, da müsste doch die Nachfrage nach Obst und Gemüse da sein.
Dein Denkanstoß mit "Veredelung und Weiterverarbeitung" gefällt mir. Oder weiß jemand, wie der Bedarf an Bioöl etc. ist. Eventuell Raps anbauen? Oder Zuckerrüben?

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Auf 3 Hektar??

Es stehen insgesamt ca. 3,5 Hektar zur Verfügung. Ich wäge nur die Möglichkeiten ab. Alternative Energien (Rapsöl, etc.) sind doch zukunftsorientiert, wenn man die steigenden Rohölkosten bedenkt. Es muss nur ein Absatzmarkt vorhanden sein. Ist dies in Kroatien gegeben? Ansonsten habe ich auch für andere Vorschläge ein offenes Ohr.

wie siehts denn mit Weinbau aus?
as wäre eine echte Alternative - in den Bergen vor Makarska hat in den letzten paar Jahren nämlich auch Jemand Traubenstöcke gepflanzt, das wäre meiner Meinung nach eine echte Alternative,
denn wenn Kroatien mal in der EU ist, dann ist der Bestand schon da, später glaube ich kaum dass dann noch was geht

Danke beka,
zwei Weinberge sind bereits vorhanden, allerdings inzwischen nur noch außen mit Rebstöcken bepflanzt. Den Rest könnte man frisch wieder anlegen, denke ich. Aber wieso sollte später, wenn Kroatien in der EU ist, nichts mehr gehen? Soviel ich weiß, möchte die Regierung ohnehin die Weinanbaufläche in den nächsten Jahren erhöhen.
Beim Weinbau konzentriert sich die meiste Arbeit auf die Zeit der Lese und dem anschließenden Keltern, also Spätsommer/Herbst. Brauche aber auch eine Idee für die 3,5 Hektar Acker für Frühling/Sommer. Ich tendiere noch immer zu Bohnen und Tomaten bzw. Pflaumen, Kirschen, Pfirsich, Birnen, aus denen man auch Marmelade, Sliwowitz und andere Obstschnäpse brennen kann. Brenner und Fässer wären ebenfalls bereits vorhanden.

siehe den Beitrag zum Weinrecht vor paar Tagen in:
Welcher Wein ist in Kroatien empfehlenswert?

Interessanter Artikel! Bleibt abzuwarten, was dabei rauskommt. Die Wiedereinführung der Einschränkung des Weinbezeichnungsrechts fände ich gut. Es ist schließlich jedem freigestellt, ob er Massenwein oder Qualitätswein kauft. Wein werde ich wohl nur für den Eigenbedarf keltern. Was zuviel ist, wird halt verteilt. Abnehmer gibt´s in der Familie genug.

Hallo Zipperle
Glückwunsch zu deinen Plännen.
Was den Anbau von Kirschen, Pflaumen, Pfirsiche und Birnen betrifft kann ich dir was erzählen. Fast jeder der Land besitzt in Slavonien baut diese Bäume an vorallem die für Sliwowitz.Fast jeder dritte verkauft Privat Wein, Schnaps usw vom Eigenanbau. Wenn du nicht vorher Partner hast die dann deine Ware abnehmen ist das Risiko zu groß. In Slavonien gibt es alles und die Regierung macht nicht viel um den Bauern ihre Produkte abzunehmen oder einen fairen Preis zu zahlen. Die Importieren lieber obwohl wir das nicht bräuchten wenn wir die Cro Wirtschaft fördern würden. Auf dem Markt ist das Angebot auch Groß und da wirst du nicht genug Umsätzen können. In den Läden Lidl, Kaufland bekommst auch viel Import aber zum Glück auch noch ein paar Einheimische Sachen.

Es gibt einige in Slavonien die von kleineren Landwirten Land kaufen und sich so eine größere Fläche schaffen und Bauen in grossen Mengen Birnen, Kirschen, Pflaumen an und Produzieren Schnäpse aus verschiedenen Früchten. Hab kürzlich in Slavonien Kirschwein Getrunken. Die haben moderne Anlagen mit Netze wenn es hagelt, bewässerung usw. Siehe Bilder unten. So wie ich das sehe geht der Trend zu Großgrundbesitzern und der kleine Landwirt kann schauen wo er bleibt.

Wenn du Partner hast kannst du es machen mit den Bäumen. Viele kleinere Landwirte haben solche Anlagen und beschäftigen sich zusätzlich mit Tourismus. Da kannst als Tourist hingehen und dir die Plantagen anschauen, die Tiere, wie die Menschen arbeiten, oder Verschiedene Weine, Schnäpse und Marmaladen kaufen. Zusätzlich wird dir ein Tradiotionelles Menü zubereitet usw. Alles was dir das Herz wünscht. Vielleicht solltest auch Überlegen sowas mit in dein Programm zu nehmen. Cro Allgemein und besonders Slavonien wird in den nächsten Jahren noch wachsen was den Tourismus betrifft und die Arbeiten in den Bereichen viel. Alles kann funktionieren solang man die Abnehmer hat.

Ich hab mal gehört das jemand Lavendel oder so anbaut und das es sehr gefragt ist. Werd mal suchen ob ich was finde. Kenn mich in Landwirtschaft nicht in den Details was Anbau betrifft aus aber es gibt Pflanzen die sehr gefragt sind nur muss man wissen welche. Das Wetter muß man auch beachten weil in Slavonien oft lange Zeit ohne Regen ist und oft auch Hagel die Ernte vernichten kann.

Ob sich Biosprit durchsetzen wird ist auch fraglich und da würde sich der Anbau meiner Meinung nach auch noch nicht lohnen.

Schau dir in dem Beitrag Einladung nach SLAWONIEN die Kornkammer Kroatiens (2) die Bilder vom 9.6.2010 da siehst mehr von den Bildern unten und was noch dazugehört. Der Besitzer von dem Anwesen macht viel verschiedene Schnäpse so wie du es beschrieben hast und hat ein Ökosiegel.