Nachfolgend ein Artikel aus der heutigen Ausgabe der Wormser Zeitung.
Der unmögliche Staat Vor 25 Jahren begann der Bürgerkrieg / Auch heute stehen sich die Volksgruppen verfeindet gegenüber. Es war der grausamste Krieg in Europa nach dem Zweiten Weltkrieg, mit über 100000 Toten und mehr als zwei Millionen Vertriebenen. Doch auch ein Vierteljahrhundert nach dem Bosnienkrieg (1992 bis 1995) sind die Probleme dieselben geblieben. Es fliegen weiterhin die Fetzen zwischen den verfeindeten Politikern, und Besserung ist nicht in Sicht. Das Problem: Ein einigendes Ziel gibt es nicht. Jeder gegen jeden, lautet das Motto. In Bosnien gibt es drei große Volksgruppen. Die christlich-orthodoxen Serben machen etwa ein Drittel der Bevölkerung aus. Die Muslime wiederum stellen knapp die Hälfte der 3,5 Millionen Einwohner, die katholischen Kroaten etwa ein Siebtel. Ein Landesteil wird von den Serben dominiert; den zweiten Landesteil regieren die Muslime zwar immerhin gemeinsam mit den Kroaten – aber höchst verschieden sind die Interessen der drei. So möchten die Kroaten mehr Autonomie für sich erreichen. Und der bosnische Serbenführer Milorad Dodik würde die von seinen Landsleuten kontrollierte Landeshälfte lieber heute als morgen abspalten. Und alle drei Volksgruppen pflegen auch noch in ihren eigenen Reihen den Clinch. Die Folgen des Durcheinanders sind vielerorts greifbar. So in der zwischen Bosniaken und Kroaten geteilten Urlauberhochburg Mostar. Dort hat seit neun Jahren keine Kommunalwahl mehr stattgefunden, weil beide Seiten einander regelrecht verhasst sind und gemeinsame Wahlen verhindern. Die Beziehungen sind schlecht Derweil wird auch von den Nachbarländern mächtig Einfluss ausgeübt. So hat sich die kroatische Präsidentin Kolinda Grabar- Kitarovic gerade wieder als Beschützerin der Landsleute in Bosnien über die angeblich extremistischen Muslime beschwert. Und nach Darstellung des Regierungschefs von Serbien, Aleksandar Vucic, sind die Beziehungen im Krisenstaat selbst und mit seinen Nachbarn so schlecht wie seit Kriegsbeginn vor 25 Jahren nicht. Die Blockade hat längst auch zur wirtschaftlichen und sozialen Misere geführt. An internationaler Hilfe hat es zwar nicht gemangelt; die EU und die USA haben mehrere Milliarden Euro als Finanzspritzen ins Land gepumpt und ein Heer von Diplomaten und Experten geschickt. Aber die Ergebnisse sind niederschmetternd. Der vom Westen zu Kriegsende durchgedrückte Staatsaufbau macht das Land lebensunfähig, es ist ein unmöglicher Staat: Es gibt nicht nur die zwei weitgehend selbstständigen Landesteile, sondern auch zehn sehr autonome Kantone und die gemeinsam von beiden Landeshälften verwaltete Stadt Brcko. Das mit Abstand meiste Geld muss die Staatskasse für die dadurch aufgeblähte Verwaltung bereitstellen. Eine Konferenz zur Überarbeitung des Friedensvertrags könnte eine Lösung sein – aber das scheitert an den unterschiedlichen Zielen der drei Völker. Die Bosniaken sind die einzigen, die gern einen starken, einheitlichen Bundesstaat hätten. Die Lage ist so hoffnungslos, dass es vor zwei Jahren schon einmal zu schweren sozialen Unruhen kam, bei denen auch das Gebäude des Staatspräsidiums in Flammen aufging. Undemokratische Strukturen Die Wurzel allen Übels liegt nach inzwischen weit verbreiteter Ansicht im In- und Ausland in der undemokratischen Struktur aller Parteien. Sie sind jeweils auf einen Führer ausgerichtet, der unangefochten die Macht ausübt. Er versorgt seine Anhänger mit Jobs in Staatsverwaltung oder Staatsbetrieben – und schützt sie vor der Justiz, fördert ihre kleinen privaten Unternehmen über öffentliche Aufträge und vertuscht die dabei genährte groß angelegte Korruption. Dieses Herrschaftssystem fußt auch darauf, dass die Parteien das Mediensystem untereinander aufgeteilt haben. Die Medien können somit jederzeit instrumentalisiert werden, wenn es gilt, zwielichtige Geschäfte von Parteigängern zu vertuschen oder politische Gegner zu verteufeln.
Tendenzöser Bericht in welchem weder due massuve türkische Einflussnahme noch die Familie Izetbegovic hinterfragt wird. Schade. Das Thema hätte mehr und genauere Aufmerksamkeit verdient.
... finde es auch gut, sich zu erinnern. die Erinnerung ist doch der erste Schritt um so schreckliche Ereignisse zu bewältigen. währe schön wenn möglichst viele Zeitzeugen Ihre Eindrücke dokumentieren würden.
meine Erinnerung ist : zB. dieses Werk in Bihac ? wo die "Thunfisch in Gemüse"- Dosen und die Fruchtsäfte hergestellt wurden. hat einen Politiker gegeben der diese Region aus dem Konflikt heraushalten wollte. angeblich haben sogar die Serben zugestimmt - aber die neuformierten bosnischen Einheiten haben Bihac gestürmt und unnötig Leid und Unglück über diese Region gebracht.
Gibt es eine genauere Sicht auf diese Ereignisse ?
... in diesem Zusammenhang möchte ich noch auf ein wirklich gutes Buch hinweisen :
Steven Galloway : DER CELLIST von SARAJEVO
was die Sicht nicht nur auf die leidgeprüften Menschen von Sarajevo lenkt, sondern auch auf echt merkwürdige Machenschaften im Hintergrund und davon wie wenig Menschenleben zählen, wenn es um MACHT geht ! .
Zitat von veli-rat im Beitrag #5... - aber die neuformierten bosnischen Einheiten haben Bihac gestürmt und unnötig Leid und Unglück über diese Region gebracht.
Upppps...nach meinen, bescheidenen, historischen Recherchen wurde Bihać nie gestürmt...
Aber dieser von Dir erwähnte Politiker [Zitat]: "wo die "Thunfisch in Gemüse"- Dosen und die Fruchtsäfte hergestellt wurden..." könnte Fikret Abdić gewesen sein. Siehe wikipedia.
Zum Gedenken an den Genozid und die Vertreibungen an den BiH Kroaten in der Posavina 102.Brigada Odzak HVO Leider ist die verlinkte Seite / Foto / Video nicht mehr verfügbar. - Thofroe
104. und 106 Brigada HVO Leider ist die verlinkte Seite / Foto / Video nicht mehr verfügbar. - Thofroe
Zitat von gibsea106 im Beitrag #7Upppps...nach meinen, bescheidenen, historischen Recherchen wurde Bihać nie gestürmt...
Bihac wurde auch in der Zeit der Osmanen nicht eingenommen obwohl das sehr oft versucht wurde. Direkt neben Bihac war der bekannte Flughafen Zeljava wo im Berg drin war. Daher lebten viele JNA Leute in Bihac und näheren Umgebung. Es gab in der näheren Umgebung auch ein Munitionslager, ein Treibstofflager, Kasernen und auf dem Berg Pljesevica war eine Radaranlage. Von der Radaranlage hat man eine gute Sicht auf Bihac. Deswegen war die Stadt im Krieg belagert. Das ganze Gebiet ist voller Minen weil sich die JNA bis 1992 am Flughafen halten konnte. Beim Abzug der JNA vom Flughafen wurde der gesprengt. Glaube 1995 haben sich über 100.000 Menschen nach Bihac gerettet. Die Stadt wäre gefallen wenn nicht die Kroaten 1995 in letzter Minute mit ihrer Offensive Oluja angefangen hätten. So wurde der Druck von der Stadt genommen und die Kroaten konnten mit den bosnischen Soldaten den restlichen Teil der Gegend befreien. Die Radaranlage auf dem Berg Pljesevica war zwar zerstört aber trotzdem waren dort bis Anfang 2000 UNPROFOR Soldaten dort oben. Die haben sich in den Tunnels unter der Radaranlage ihre Wohnräume aus Holz gebaut. Kann man in den Videos in den Links sehen. Einer von denen scheint gerne Batman, Winnie Puuh und andere Figuren gemalt zu haben wie in den Videos zu sehen ist. Bei der Radaranlage liegen immer noch Minen und es soll auch in den Tunnels Minen geben. Die UNPROFOR hat sich nur die Bereiche freigeräumt wo die genutzt haben. Als die nicht mehr da waren haben Leute dort immer noch Minen und andere Dinge gefunden.
Zitat von Cernik im Beitrag #10 Bihac wurde auch in der Zeit der Osmanen nicht eingenommen obwohl das sehr oft versucht wurde.
Das wußte ich nicht. Warum war aber Bihac zu YU-Zeiten eher von Koran-Menschen anstatt Bibel-Menschen bewohnt?
Zitat von Cernik im Beitrag #10Von der Radaranlage hat man eine gute Sicht auf Bihac. Deswegen war die Stadt im Krieg belagert.
Ich verstehe Dein "deswegen" nicht... Die Stadt war ja kaum deshalb belagert, weil man eine [Zitat] "Gute Sicht auf Bihać" hatte, oder doch? Da müssen doch andere Gründe im Spiel gewesen sein.
Zitat von gibsea106 im Beitrag #11Das wußte ich nicht. Warum war aber Bihac zu YU-Zeiten eher von Koran-Menschen anstatt Bibel-Menschen bewohnt?
Da habe ich vorher lesen sollen bevor ich gespeichert habe. Nach meinen Infos war Bihac eine Zeitlang kroatisch-ungarisch und Ende 1500 wurde es von den Osmanen eingenommne. Dann hatten die Österreicher versucht mehrmals Bihac einzunehmen. Die hatten dort eine starke Festung die Ende 1800 abgetragen wurde als Bihac Österreich-Ungarisch wurde. In Yu Zeit waren dort immer noch viele Moslems aber auch wie gesagt viele JNA Soldaten wegen dem Flughafen.
Wir kommen ja aus der Gegend Nova Gradiska. Da ist Bosanska Gradiska in Bosnien nicht weit. Unsere Stadt NG wurde mitte 1700 gegründet als Grenzstadt für die Soldaten wo die Grenze zum Osmanischen Reich geschützt haben. Da sind Ende 1500 auch Osmanen gekommen. Die haben dann ein weites Gebiet weit hinter dem Fluss Sava eingemommen auch die Stadt Cernik im heutigen Kroatien. In Cernik haben die Osmanen dann aus einer Kirche eine Moschee gemacht so wie die in Bihac. Nur scheint die Moschee in Bihac heute immer noch da zu sein und in Cernik wurde nach abzug der Osmanen aus der Moschee ein Kloster für Franziskaner. Anscheinend soll in Cernik noch ein Friedhof sein von den Osmanen und ein jüdischer Friedhof den ich gesehen habe. Die Burg in Cernik wurde auch abgetragen wie das in Bihac nur haben die in Cernik eine neue Burg gebaut.
Zitat von gibsea106 im Beitrag #11 Ich verstehe Dein "deswegen" nicht... Die Stadt war ja kaum deshalb belagert, weil man eine [Zitat] "Gute Sicht auf Bihać" hatte, oder doch? Da müssen doch andere Gründe im Spiel gewesen sein.
Deswegen passt nicht ganz. Die Stadt war belagert weil halt von allen Seiten Serben waren. Auf kroatischer Seite war ja von Knin über Plitvice bis Okucani die Serbische Krajna. Vom Berg konnten die Serben die Stadt gut sehen und von oben feuern.
hab BIHAC gegoogelt und bei Wicki etwas gefunden, was ich schon ähnlich gehört habe.
die Menschen in Bihac waren fleißig und froh gute Arbeit zu haben - man konnte MITEINANDER leben. im Krieg wurde versucht eine Art SONDER- Frieden auszuhandeln. was eigentlich FAST gelungen wäre. aber SARAJEVO hatte da etwas dagegen dass ein kleines Gebiet seinem Einfluss entzogen wurde.
so kam es zu BOSNISCH - BOSNISCHEN Kämpfen die absolut unnötig waren. und danach sahen natürlich auch die Serben keinen Grund zur Zurückhaltung. ... und deshalb wurde in letzter Minute auch dieser Hubschrauber geschickt. .
Ich glaube allerdings, dass Du Bihać mit der Region Velika Kladuša verwechselst, denn meines Wissens gab es in Bihać keinen nennenswerten Kampf zwischen Muslimen. Kann mich aber auch irren...bin menschlich
Ich möchte hier auch Annemarie Kury erwähnen, siehe auch:
Annemarie Kury bzw. ihre Webseite Leider ist die verlinkte Seite / Foto / Video nicht mehr verfügbar. - Thofroe
Sie hat bei Kriegsausbruch in CRO spontan mit Hilfsgüterlieferungen nach ZG begonnen, später auch nach BiH. Ich durfte sie 2x als LKW-Fahrer begleiten. Unglaublich toll, was "Mama Kury" (so wird sie am Balkan genannt) hier auf die Beine gestellt hat. Es war zwar nur ein kleiner Tropfen Hoffnung auf das damalige große Elend und doch hat sie vielen Menschen Hilfe in der Not gegeben. Bis heute arbeitet sie an ihrem Projekt.
Ihr Buch "Meine ungewöhnlichen Reisen: Schritte der Hoffnung" ist lesenswert. Ich habs um EUR 18,- gekauft, seltsamerweise kostets bei amazon knappe 100,-...muss ein Fehler sein. (7.4.2017)
Anmerkung zum Buch: Das Buch von Annemarie Kury Meine ungewöhnlichen Reisen: Schritte der Hoffnung ist bei Amazon vergriffen, denn es stammt ja bereits aus dem Jahre 2009. Verlinkt wird dann auch zu anderen Anbietern, die ein solches Buch gebraucht verkaufen und da gibt es in der Tat jemanden, der 99,29 + EUR 3,00 Versandkosten haben möchte.
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