Zitat von Vera im Beitrag #9Über Geschmack lässt sich schwerlich streiten... Diese Kastenbauten schießen in ganz Kroatien wie Pilze aus dem Boden. Selbst in kleinen Dörfern halten sie Einzug und verschandeln auch meiner Meinung nach das Ortsbild. Aber das ist nun mal jetzt modern und wir werden diese Entwicklung nicht aufhalten können..
Wenn man mal ehrlich ist, finden diesen Baustil zwei sehr kleine Bevölkerungsgruppen schön. Architekten und Investoren. Sonst möchte so gut wie niemand in sowas wohnen. Ich weiß nicht, was Architekturstudenten heute immer noch in den Akademien lernen. Vermutlich den Bauhaus-Blödsinn, den nun mal die Geschichte als Fehler bewiesen hat. Man gehe in eine x-beliebige Neubausiedlung, dorthin wo die Bauherren das Sagen über ihr Projekt haben. Auf der ganzen Welt! Nur wenn Menschen müssen, ziehen sie in diese Klötze.
Jeder mit Geld wird eines der alten Steinhäuser haben wollen, natürlich restauriert mit allen Annehmlichkeiten. Wenn Bauhaus, dann eine avantgardistische Villa, aber nicht so einen 0815-Block. Meine Prognose: Das wird der Sozialbau von morgen. Billohotel oder bestenfalls an Rentner vertickt, die sich das als Anlage für ihre Lebensversicherung aufschwatzen lassen. Dann blättert der erste Putz ab in der scharfen Seeluft, es laufen hässlich Wasserflecken die Wände runter und dann will die gar keiner mehr haben. Das Problem dieser Betonklötze sind die immensen Instanhaltungskosten. An einem Steinhaus kannst du jahrelang nichts tun, die Verwitterung wird als Patina interpretiert. Einen Betonbau musst du im Grunde ununterbrochen renovieren, damit er nicht verranzt aussieht.
Bei dem Foto läuft es mir kalt den Rücken herunter. Das ist meines Erachtens ein sehr gutes Beispiel dafür, wie man die üblen Bausünden der letzten Jahrzehnte an der Mittelmeerküste weiterführen kann. Ich hatte doch glatt die Hoffnung, man habe vielerorts aus alten Fehlern gelernt. Egal wie schön dieses Gebäude von innen sein mag - so etwas ist meines Erachtens grässlich. Aber es gibt offensichtlich genügend Menschen, die freiwillig in solchen Bunkern ihren Urlaub verbringen.
Auch dieser Komplex wird in 10 Jahren wohl aussehen als würde sich niemand drum kümmern. Wie ihr schon sagt, Wassernasen an der Fassade unter Balkonen und Fensterbänken, dicke Detschen im Putz die selbst beim Versuch des Kaschierens noch mehr ins Auge fallen, …
Wir haben vor 2,5 Jahren eine alte schrottige Betonruine erworben. Die dalmatinischen Steine waren mehr Schein als Sein. Und auch bei uns war der Geldbeutel nur bedingt gefüllt. Dennoch wollten wir etwas solides und haben mehr als unser halbes Haus (vor allem alle Bereiche die mit Fahrrädern oder Gartenmöbeln in Berührung kommen könnten) mit Benkovac-Steinen verkleidet. Und von Nachbarn bekommen wir regelmäßig Komplimente, dass es ein schönes Haus geworden ist und sie bei uns nicht auf so einen modernen Betonklotz wie bei anderen Nachbargebäuden schauen müssen.
Bei einigen neuen Gebäuden denke ich immer nur „hoffentlich erkennen die Interessenten worauf sie sich da einlassen“. Je nachdem wie die Sonne steht sieht man die Umrisse der Dämmplatten durchschimmern. Oder sie knallen eine Schnellbauvariante in Komplettbeton ohne Lüfrungssystem hoch. Da wird einem übel bei den Gedanken an die entstehende Feuchtigkeit in den Innenräumen.
Was man aus einem alten vergammelten Kasten machen kann, kann man ganz wunderbar hier sehen. Man muss allerdings recht weit runter scrollen für Bilder vom Originalzustand.
@Nik55, damit kein falscher Eindruck entsteht: mit dem, was Du da anbietest, kann man auch als nostalgieverliebter Zuwanderer gut leben. Das passt durchaus noch in die Landschaft, auch wenn es mir und einigen anderen nicht unbedingt gefällt.
Mit dem Bauen in Kroatien ist das nicht viel anders als bei uns. Wer sich's leisten kann und für sich selbst baut, der setzt sich ein schnuckeliges Haus im mediterranen Stil auf dem Acker. Wer vermieten oder verkaufen will, der muss gewinnorientiert denken und jeden Quadratmeter ausnutzen. Kein Wunder also, dass da immer mehr Zweckbauten aus dem Boden wachsen, so wie zum Beispiel dieses oben von svajcarac gezeigte Gruselhotel.
Wart ihr mal in Neum/Bosnien? Wie die Bosanci dort mangels Platz ihre paar Meter Küstenstreifen zubetoniert haben, das ist einfach nur grausig. In Montenegro sieht es ähnlich aus. Dagegen ist es in Kroatien trotz Bauboom immer noch idyllisch.
Was die oben von beka gezeigten verfallenen großen Neubauten betrifft: viele von denen stammen noch aus sozialistischen Zeiten, und die Eigentumsverhältnisse sind ungeklärt; also bleiben sie so stehen, wie sie da stehen. Die unzähligen kleinen Ruinen, die man in fast jedem Dorf findet, sind oft Hinterlassenschaften von Ausgewanderten, die sich den Teufel um ihre verfallenen Hütten kümmern, weil in Kroatien für unbebaute und Ruinengrundstücke keine Grundsteuern zu zahlen sind. So ein Prachtstück steht bei mir direkt gegenüber. Dort hat ein Zagrebac drei Viertel einer Ruine aus WK II gekauft und wunderschön renoviert. Gerne hätte er auch noch das vierte direkt angrenzende Stück hinzu gekauft, aber dessen Eigentümer lebt in Florida und verkauft nicht, weil er's nicht nötig hat: "Das bleibt dort so als Erinnerung an meine Familie." Die Ruinen in den Dörfern sind also nicht unbedingt das Resultat von Not und Armut; die bleiben einfach so stehen, weil sie den Eigentümer ja nichts kosten.
Nach WK II wurden in Westdeutschland die Grundbesitzer verpflichtet, zerbombte Häuser entweder innerhalb einer bestimmten Zeit wieder aufzubauen oder zu verkaufen. So bin ich mein Elternhaus los geworden. Weil meine Großeltern fünf Kinder und kein Geld für den Wiederaufbau hatten, mussten sie verkaufen, und wenige Jahre später stand bzw. steht dort jetzt ein Geschäftshaus. Wenn ich etwas zu sagen hätte, dann müssten auch die Kroaten für ihre verlassenen Ruinen entweder zahlen oder sie verkaufen. Habe ich aber nicht...
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