Zitat von NOX im Beitrag #339....warum hast dann einen Blauhelm auf? Hattet ihr nicht weiße Helme, weiße Baretts...
Nee, die Weißen war die ECMM, die "European Community Monitoring Mission". Die durften gar nichts, nur zugucken, und bei den Kroaten hießen sie wegen ihrer weißen Klamotten "Eisverkäufer". Wir trugen Zivil, hatten Diplomatenausweise und für gefährliche Situationen Blauhelm und Splitterschutzwesten von der SFOR. Wirklich gefährlich ist es für mich aber nie geworden. Blauhelm war nur beim Demining und bei der Exhumierung von Leichen angesagt. Denen haben sowohl die Serben als auch die Kroaten (!!!) gerne mal eine APM mit in die Grube gelegt, und wenn man die dann ausbuddelte, dann ging die hoch. Gebuddelt hat aber die HOS, später die HVO. Wir waren immer in sicherer Entfernung und haben uns hinterher mit klugen accident reports wichtig gemacht.
Für uns war das mehr so eine Art gut bezahlter Abenteuerurlaub.
@recas, den von Dir verlinkten Film habe ich gesehen. Der ist wirklich sehenswert, auch wenn er mit Kroatien nichts zu tun hat. Ebenfalls sehenswert finde ich "No man's land". Da spielt eine Mine die Hauptrolle, und da wird auch die Ohnmacht der UN-Friedenstifter sehr treffend dargestellt.
Ja genau, ECMM hatten die geheißen. Naja mit denen hatten wir auch nix am Hut. Waren in Filipovici in einen deutsch-französischen Camp da gab es bei den Deutschen Kameraden immer was feines zum Mittagessen. Wir hatten ihnen dafür einmal Vormittag und einmal Nachmittag je 15 Kipper groben Schotter gebracht. Oder im Feldlager Rajlovac bei den Deutschen. Im alten Camp in Sarajevo ( Nachfolger war das Camp Butmir) ehemaliges Airfield war ich auch stationiert. Mit dem deutsche Militärpfarrer und einen Olt. Bier getrunken. Die waren aus Passau. Dann ein Internationales Billiardspiel wo je Mannschaft ein deutscher, österreicher, norweger, rumäne, Italiener und ich glaube Franzose war noch dabei. Jeder 50 Pfennig auf dem Billiardtisch gelegt und los ging es! Oft kam nan nicht dran, aber lustig war es. Ich würde sogar von einen deutschen ObstLt zu einen Internationalen Schmankerl Abend nach Rajlovac eingeladen mit 3 Chargen. Als ich den deutschen ObstLt und einen Olt per SIE angesprochen hatte meinten Sie nur beim nächsten SIE bezahlst Du die nächste Runde. 2 echt coole Typen. Oje ich schweife wieder zu viel ab. Da werden Erinnerungen wach. War eine super Zeit in Bosnien.
In Rajlovac war ich auch mal kurz, vielleicht sind wir uns da ja sogar mal über der Weg gelaufen. Für uns waren das spannende und durch die Internationalität der Missionsteilnehmer teilweise sogar schöne Zeiten, für die Bosnier und Kroaten ganz und gar nicht. An einen meiner Einsätze erinnere ich mich besonders gut. Da hatte es einen blutigen Vorfall zwischen kroatischen Serben und bosnischen Kroaten gegeben, und hingeschickt wurden: ein französischer Soldat, ein amerikanischer Jude (Noah Teitelbaum, zu dem habe ich heute noch Kontakt) und ein deutscher Polizist. Das war für mich so eine Art Schlüsselerlebnis: wenn ein französischer Offizier, ein deutscher Polizist und ein amerikanischer Jude gemeinsam Frieden stiften können, wieso gibt es dann eigentlich noch Krieg auf der Welt?
Ich denke, Du und ich, wir könnten ein Buch darüber schreiben. Na ja, lassen wir das, Schnee von gestern, das interessiert heute niemanden mehr. Zum Glück...
2019 stand ein Artikel in der Presse, wo berichtet wurde, dass es in Kroatien noch 345 Quadratkilometer Minenfelder gibt. Hauptsächlich in den Gespannschaften Sisak-Moslavina, Lika-Senj und Karlovac:
"Innenminister Damir Trut sagte, dass in Kroatien in acht Landkreisen mit etwa 30.000 Minen noch 345 Quadratkilometer verdächtiger Minenfelder übrig seien und dass Kroatien bis 2026 vollständig von Minen befreit sein sollte."
Danke für den Hinweis. Heute ist es fast unmöglich, mit herkömmlichen Suchgeräten noch Minen zu finden, weil alles überwuchert und zugewachsen ist - aber wenn man drauf tritt, dann explodiert das Teufelswerk doch noch. Das unscharfe Bild aus (m)einer Videoaufzeichnung zeigt einen kroatischen Minensucher 2001 vor der Öffnung eines Massengrabs. Das ist jetzt 20 Jahre her, und schon damals war das Spürgerät praktisch nutzlos.
Danke für den Tipp, der Trailer ist sehr gut - wenn ich nur mehr Zeit hätte würde ich den Film sofort ansehen. Aber da braucht man ja auch Streaming und so?...hab ich alles nicht.
Mist, ich kann das Zitat nicht einfügen - habe nicht mitbekommen, dass da inzwischen schon wieder ein paar Beiträge dazwischen sind. Warum kann ich ein gespeichertes Zitat im edit-Modus nicht sehen?
MUP: 1853 ungelöste Fälle von Vermissten aus dem Heimatkrieg Vermisste und gewaltsam entführte kroatische Veteranen und Zivilisten sind auch 30 Jahre später die schlimmsten Folgen des Krieges in Kroatien. Nach den Polizeiangaben sind immer 1.853 Fälle von Vermissten aus dem Heimatkrieg ungelöst.
In unserem Kroatien-Forum finden Sie umfassende Informationen über Urlaub und Ferien in Kroatien sowie passende Ferienwohnungen, Hotels, Apartments und Ferienhäuser für den Kroatienurlaub.